M: Ein Tabor Süden Roman (German Edition)
Roos zur Rede gestellt. Der Mann, den sie suchte, wohnt nicht bei uns, also konnte sie ihre Tarnung aufgeben. Bitte sagen Sie mir, was passiert ist. Sie suchen die Frau?«
»Nicht direkt«, sagte Erbmaier, über dessen Bauch sich die Uniformjacke spannte. »Kollegen von der Frau sind etwas beunruhigt, weil sie schon längst hätte wieder da sein sollen. Sie haben die Kollegen in München eingeschaltet, und die haben sich dann bei uns gemeldet. Das ist alles etwas undurchsichtig. Uns geht’s darum, dass wir wissen müssen, ob die Frau hier war, weil das die Kollegen von ihr behaupten.«
»Sie war hier und ging wieder.« Geiger sah von einem zum anderen, und sein Blick machte die Beamten nicht entspannter. Kinder, dachte Geiger, sympathisch, bemüht, gut erzogen, in einem Beruf, der tödlich für sie enden konnte, mit Waffen am Gürtel, von denen sie sich nur einbildeten, sie hätten sie in der Gewalt. In Wirklichkeit war es umgekehrt. Wenn die jungen Männer Glück hatten, würden sie den Unterschied nie erfahren müssen.
Das lange Schweigen machte den Rothaarigen ungeduldig. Oder die Bücher schüchterten ihn ein. Oder die reglose Präsenz des Gastgebers. »Sie hat also die Perücke runtergezogen und dann? Sie haben sie rausgeschmissen.«
»Selbstverständlich nicht. Wir haben uns unterhalten, hier im Büro, und anschließend hat meine Tochter noch mit ihr gesprochen, und dann fuhr Frau Roos, soweit ich weiß, mit dem Taxi nach Hause.«
»Wo ist Ihre Tochter?«, sagte Erbmaier.
»Sie schläft noch. Heute ist Samstag, ein sogenannter journalistenfreier Tag. Meine Tochter arbeitet beim Tagesanzeiger in München.«
»Und sie wohnt bei Ihnen«, sagte Hechsner.
»Sie besucht mich regelmäßig am Wochenende. Und schläft sich aus.«
»Das hilft ja nichts.« Hechsner warf seinem Kollegen einen Blick zu. »Wir müssen mit ihr sprechen. Bitte wecken Sie sie auf.«
»Ungern. Aber unter diesen Umständen geht es eben nicht anders. Wenn Sie bitte hier warten, ich hole sie.« Er verließ das Büro und dachte keine Sekunde darüber nach, dass die Polizisten seinen Schreibtisch durchsuchen könnten. Als er wenige Minuten später die Tür wieder öffnete, standen sie am selben Platz wie vorher. Hinter ihm erschien Mia Bischof, sie trug einen weißen Morgenmantel und sah verschlafen und mürrisch aus.
Geiger sagte: »Das ist meine Tochter. Frau Bischof. Bitte stellen Sie Ihre Fragen.«
Mia blieb in der Tür stehen und verschränkte die Arme. Sie war gegen vier ins Bett gekommen und hatte keine Vorstellung, wie lange sie geschlafen hatte, maximal eine Stunde, schätzte sie, eher weniger.
»Frau Bischof«, sagte Erbmaier. »Es ist so … die Patrizia Roos, Sie kennen sie, eine Detektivin aus München, die ist verschwunden. Jedenfalls ist sie nicht nach Hause gekommen, sagen ihre Kollegen von der Detektei …«
»Sie haben mit ihr geredet«, unterbrach Hechsner seinen Kollegen. »Worüber und wie lang?«
Mia streckte den Rücken, schloss einen Moment die Augen, um sich zu konzentrieren. »Frau Roos und ich kennen uns, sie bearbeitet einen Auftrag von mir, und ich war überrascht, sie hier zu treffen. Bei dem Auftrag geht es um jemanden in München. Sie hat mir erzählt, dass sie einen Ehemann beschattet, wir haben was getrunken, dann hab ich ihr ein Taxi gerufen. Herrn Volland vom Volland-Taxiunternehmen in Starnberg, den kennen Sie wahrscheinlich.«
»Nicht persönlich«, sagte Erbmaier.
»Und wann war das genau?«, fragte Hechsner, den das Gemälde von Geigers Vater in Militäruniform zu faszinieren schien.
»Das weiß ich nicht mehr. Kurz vor zwölf.«
»Mitternacht«, sagte Hechsner.
Mia nickte. Nach einem Schweigen sagte sie: »Herr Volland müsste es genau wissen, er hat sie abgeholt und nach München gefahren. Wieso ist sie also nicht nach Hause gekommen?«
Vermutlich aus purer Ungeduld gestikulierte der Rothaarige mit flatternden Händen. »Dann müssen Sie den Mann jetzt anrufen und fragen, Frau … Bischof. Wir brauchen die Aussage, die ist wichtig.«
»Lassen Sie meiner Tochter ihren freien Tag«, sagte Geiger. »Ich gebe Ihnen die Nummer, und Sie rufen die Firma Volland gleich hier von meinem Büro aus an. Einverstanden?« Er wandte sich an seine Tochter. »Leg dich wieder schlafen, Liebes. Alles wird sich aufklären.«
Bevor einer der Polizisten etwas erwidern konnte, war Mia verschwunden. Hechsner warf ihr einen unfreundlichen Blick hinterher, der Geiger nicht entging. »Herr Volland wird Ihre
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