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M: Ein Tabor Süden Roman (German Edition)

M: Ein Tabor Süden Roman (German Edition)

Titel: M: Ein Tabor Süden Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Ani
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Weile so da und drehte sich dann zur Wand. Für heute hatte sie sich nichts vorgenommen. Morgen hatte sie keinen Sonntagsdienst, was an ein Wunder grenzte. So ergäbe sich die Möglichkeit, mit Ines an den Plänen für den Aktionsbund weiterzuarbeiten und sich eventuell einen Vortrag des Freundeskreises anzuhören. Auch wenn sich dann garantiert Georg Thal neben sie setzen und sie von der Seite anglotzen würde, als wäre die Vergangenheit nicht längst begraben.
    Sie hatte ihn nie gemocht. Karl hatte mit ihm gesoffen und ihn regelmäßig in den Swingerclub mitgeschleppt, wo sie damals wie zwanghaft ganze Wochenenden verbrachten – vergeudeten, aus ihrer heutigen Sicht. Dann ging Karl in den Untergrund, und Georg studierte allen Ernstes Informatik und passte sich scheinbar an. Gleichzeitig knüpfte er Kontakte zur Partei, ließ sich bei den wichtigen Leuten sehen und gehörte bald dazu, ohne dass er bei den Behörden auffiel. Ein Glücksfall für die Kameraden.
    Eine Zeitlang, fiel Mia ein, etwa zwei Jahre, war er sogar verheiratet gewesen. Später hatte er ihr erzählt, seine Frau habe sich in den Clubs geekelt, aber Mia hatte herausgehört, dass sie sich eher vor seinen betrunkenen Kameraden geekelt hatte, die er nach Hause einlud, um ihnen alte Filme zu zeigen und Parolen in die Ohren zu hämmern. Darin war er ein Meister.
    Unser Meister, erinnerte sich Mia – so hatte ihn sogar Karl respektvoll genannt. Plötzlich verspürte sie Lust. Sie legte die Hand zwischen ihre Beine und presste die Schenkel aneinander. Aus der Vergangenheit schienen doch noch ein paar Stromstöße zu wirken, dachte sie und gab sich ihnen hin. An die angetrunkene, aufgekratzt vor sich hin plappernde Frau, die sie irgendwann nachts zum Taxi begleitet und der sie im Zimmer eine kleine Plastikflasche mit Wasser in die Hand gedrückt hatte, verschwendete sie keinen Gedanken mehr.

    Bevor sie ins Taxi stieg, trank sie einen weiteren Schluck, und die Worte sprudelten nur so aus ihr heraus. Sie hatte nicht bemerkt, dass sie immer redseliger geworden war, seit Mia mit der Wasserflasche in das karge Hotelzimmer zurückgekehrt war und erklärt hatte, der Wagen sei in zehn Minuten da. Patrizia amüsierte sich über den Ausdruck »der Wagen« und vor allem über das Plakat an der Tür – mit dem kleinen Mädchen und dem Hasen, dem in dem Film bestimmt der Hals umgedreht wurde, um aus ihm einen leckeren Hasenbraten zu kochen. Haha.
    Dann, ohne Übergang, fragte sie Mia, ob es stimme, dass sie in rechten Kreisen verkehre. Der verschwundene Taxifahrer sei doch ebenfalls ein Nazi, jedenfalls so was Ähnliches. Was Mia darauf antwortete, hörte Patrizia nicht. Sie blieb verblüfft stehen, weil sie die Orientierung verloren hatte. Wann sie an der Seite von Mia das Zimmer verlassen hatte, wusste sie hinterher nicht mehr. Mia versicherte ihr, sie seien auf dem richtigen Weg, das Taxi würde im Hof warten und sie nähmen den Hinterausgang. Patrizia redete ununterbrochen. An ihrem linken Handgelenk baumelte eine Plastiktüte mit der Perücke und der zerbrochenen Brille, in der anderen Hand hielt sie die Flasche, die sie umständlich aufschraubte. Sie ließ den Verschluss fallen, und Mia hob ihn auf. Patrizia trank, musste würgen, beruhigte sich wieder.
    Als sie in den kalten, schwach beleuchteten Hof hinauswankte, sagte sie, sie sei zusammengeschlagen worden, weil der Kerl glaubte, sie wäre ein Sicherheitsrisiko. »Ich bin ein Sicherheitsrisiko«, schrie sie gegen die Hauswand. Der Taxifahrer – ein Mann Ende vierzig mit einer schwarzen Wollmütze auf dem kahlen Schädel – hatte die hintere Tür geöffnet und griff Patrizia beim Einsteigen unter den Arm. Mia wartete, bis Patrizia es geschafft hatte, ihre Adresse zu nennen, die ihr kurzfristig entfallen war. Ohne ein Wort mit dem Taxifahrer gewechselt zu haben, kehrte Mia ins Haus zurück.
    Hastig schüttelte Patrizia die Plastiktüte vom Handgelenk, und die Tüte rutschte auf den Boden. Das war ihr egal. Sie schraubte wieder die Flasche auf, trank gierig und klemmte sie geöffnet zwischen die Beine. Dann riss sie ihr Handy aus der Hosentasche und hörte bis zum Beginn der Autobahn nach dem Starnberger Zubringer nicht mehr auf zu reden. Die ständigen Blicke des Fahrers im Rückspiegel bemerkte sie zwar, aber sie schien sie nicht wirklich wahrzunehmen, ebenso wenig wie ihre Gesprächspartnerin, die scheinbar nicht zu Wort kam.
    »Das ist ganz klar, was da abgeht, Edith, das ist ein Geheimbund oder so

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