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Mabel Clarence 03 - Schatten ueber Allerby

Mabel Clarence 03 - Schatten ueber Allerby

Titel: Mabel Clarence 03 - Schatten ueber Allerby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michele
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gedulden.“ Obwohl Victor ein pflichtbewusster Mann war, hätten ihn keine zehn Pferde in die Praxis gebracht, bevor er nicht mehr über diesen Selbstmord erfahren hatte.
    Während Mabel den Kocher mit Wasser füllte, einschaltete und Teeblätter in eine Kanne gab, berichtete Warden erstaunlich offen, was sich in Allerby House abgespielt hatte.
    „Man fand Lady Carter-Jones heute Morgen tot in der Badewanne. Sie hat sich die Pulsadern geöffnet, außerdem lagen neben der Wanne eine leere Ginflasche und zwei ebenfalls leere Schlaftablettenröhrchen. Die Frau wollte wohl auf Nummer sicher gehen: Alkohol, Tabletten und das Öffnen der Pulsadern – das überlebt niemand. Sie muss sich irgendwann in der Nacht das Leben genommen haben. Und keine Sorge, Miss Clarence, jemand anderer als Michelle Carter-Jones kommt nicht in Frage, denn die Badezimmertür war von innen abgeschlossen. Der Haushälterin kam es seltsam vor, dass das Bad so lange Zeit verschlossen war und außerdem unter der Tür Licht hervorschimmerte – es war ja inzwischen schon heller Tag. Da sie Lady Carter-Jones im ganzen Haus nicht fand, informierte sie die Schwester von Lord Douglas. Gemeinsam brachen sie die Tür auf und fanden die Frau leblos in der Badewanne. Der sofort gerufene Notarzt konnte nur noch den Tod feststellen. Er informierte unverzüglich die ­Polizei, was in einem solchen Fall durchaus üblich ist.“ Warden sah Mabel streng an. „Sie sehen also – alles hat seine ­Richtigkeit. Wir haben sogar einen Abschiedsbrief gefunden, handgeschrieben, und Lord Douglas bestätigte, dass es sich um die Handschrift seiner Frau handelt.“
    „Sie sollten trotzdem ein graphologisches Gutachten in Auftrag geben“, konnte Mabel sich nicht verkneifen, vorzuschlagen. „Handschriften kann man verblüffend leicht fälschen …“
    „Dafür gibt es keinen Grund“, unterbrach Warden sie. „Miss Clarence, wir haben hier einen eindeutigen Fall von Selbstmord, er könnte aus einem Lehrbuch der Polizeischule stammen: die verschlossene Tür, der Alkohol, die Tabletten, die Rasierklinge, mit der sie sich die Pulsadern geöffnet hat, und nicht zuletzt der Abschiedsbrief.“
    „Was ist mit dem Fenster?“, fragte Mabel, und Warden verstand sofort, was in ihrem Kopf vor sich ging.
    „Das Fenster war ebenfalls von innen verschlossen, das Badezimmer liegt im zweiten Stock, und es gibt an der ­Fassade keine Möglichkeit, um hinaufzuklettern.“
    Mabel nickte zufrieden. „Ich sehe, dieses Mal haben Sie alles bedacht.“
    „Dessen können Sie sich sicher sein“, sagte Warden ­entschlossen, wich Mabels bohrendem Blick aber aus.
    „Dann verzichten Sie auf eine Obduktion?“, fragte Mabel, und Warden nickte.
    „Damit komme ich nie durch, die Fakten sind eindeutig.“
    Der Tee war inzwischen fertig und Mabel schenkte ihn in die bereitstehenden Tassen. In Victors gab sie gleich zwei Stück Zucker und eine ordentliche Portion Sahne, während sie Warden alles auf den Tisch stellte, da sie nicht wusste, wie er seinen Tee trank.
    „Kuchen gibt es keinen“, sagte sie. „Eigentlich wollte ich Scones backen, aber Ihr Besuch hat alles durcheinandergebracht.“
    „Er wäre nicht notwendig gewesen, wenn Sie mir heute Morgen Ihren Namen genannt hätten“, erwiderte der ­Chefinspektor.
    Victor sah von Mabel zu Warden, dann sagte er nachdenklich: „Wenn Sie, Chefinspektor, von einer eindeutigen Selbsttötung ausgehen, dann verstehe ich nicht, warum Sie den Anruf überhaupt zurückverfolgt haben. Auch wenn es nicht Mabel gewesen wäre – mit dem Tod dieser Frau hätte der Anrufer doch nichts zu tun gehabt.“
    Warden verschluckte sich an seinem Tee. Er hustete, und mit krebsrotem Gesicht, das nicht nur vom Verschlucken kam, sagte er: „Ich wiederhole mich zwar nur ungern, aber Ihnen gegenüber kann man nicht oft genug betonen, dass es allein meine Sache ist, wie ich meine Arbeit mache.“ Er schob die noch halbvolle Tasse beiseite und stand auf. „Sie entschuldigen mich? Ich hoffe, ich habe deutlich klar­gestellt, dass Lady Carter-Jones zwar überraschend starb, es aber weder für Sie noch für Sie“, er sah zuerst zu Mabel, dann zu Victor, „auch nur den Hauch eines Grundes gibt, sich in diesen Fall einzumischen. Habe ich mich aus­reichend klar ausgedrückt?“
    „Ja, Chefinspektor“, erwiderte Mabel und senkte scheinbar demütig den Blick. „Ich danke Ihnen für Ihre ungewohnte Offenheit.“
    Warden zögerte, dann rang er sich jedoch ab zu ent­gegnen:

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