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Mabel Clarence 03 - Schatten ueber Allerby

Mabel Clarence 03 - Schatten ueber Allerby

Titel: Mabel Clarence 03 - Schatten ueber Allerby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michele
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„Die Vergangenheit hat gezeigt, dass Sie oft einen guten Riecher haben, Miss Clarence. Dieses Mal brauchen Sie sich Ihren Kopf aber nicht zu zerbrechen, da ein Verbrechen ausgeschlossen werden kann. Glauben Sie mir, ich habe aus Fehlern gelernt und werde alles veranlassen, was nötig ist, um auch nach außen hin eindeutig zu beweisen, dass die Dame Selbstmord begangen hat.“
    Mabel konnte nicht verhindern, dass sie bei Wardens Worten eine gewisse Genugtuung empfand; sie verbarg das jedoch geschickt. „Mir erscheint es nur seltsam, dass eine Frau, die derart euphorisch eine große Party plant, sich plötzlich das Leben nimmt. Sie müssen doch zugeben, dass man sich da ganz automatisch Gedanken macht.“
    „Gedanken ja, Taten nein“, entgegnete Warden und lächelte. „Meine Offenheit Ihnen gegenüber liegt ­übrigens auch darin begründet, dass ich verhindern möchte, dass Sie Sergeant Bourke auszuquetschen versuchen. Der junge Mann ist zwar ein hervorragender Polizist, manchmal aber zu unbedacht, wem er was sagt. Außerdem hat er eine Schwäche für Sie, Miss Clarence, und lässt es dadurch an der nötigen Diskretion fehlen. Sie wissen jetzt alles, es besteht also kein Grund, Bourke in Verlegenheit zu ­bringen.“
    Mabel zuckte zusammen und hoffte, sie würde nicht erröten. Randolph Warden kannte sie offenbar besser, als sie gedacht hatte. Scheinbar lapidar sagte sie: „Es ist nur schade, dass die Arbeit von Mrs Penrose und mir nun ganz umsonst war. Obwohl alles, was Sie sagen, logisch erscheint, sollten Sie über meinen Vorschlag nachdenken und ein graphologisches Gutachten sowie eine Obduktion der Leiche in die Wege leiten, Chefinspektor.“
    „Sie können es nicht lassen, oder?“ Wardens freundlicher Gesichtsausdruck schwand und seine buschigen Augenbrauen zogen sich zusammen.
    „Was das entgangene Fest betrifft“, sagte Victor schnell, um die Situation zu entschärfen, „sicher ist da eine Ausfall­entschädigung möglich.“
    „Das geht mich nichts an“, bemerkte Warden, nahm seine Jacke und machte, dass er aus dem Haus kam.
    Auf der Straße atmete er tief durch. Es war ihm schwergefallen, Mabel gegenüber zuzugeben, dass er in der ­Vergangenheit bei der Ermittlungsarbeit den einen oder anderen Fehler gemacht hatte. Das würde ihm nicht noch einmal passieren, denn er wollte unter allen Umständen vermeiden, dass Mabel sich erneut in seine Arbeit einmischte oder gar einen Mord aufklärte, den er übersehen hatte. Daher beschloss er, wenigstens zu versuchen, eine Obduktion der Leiche von Lady Carter-Jones zu beantragen, obwohl er bei der Indizienlage wenig Hoffnung hatte, damit durchzukommen.

    Mabel lag die halbe Nacht wach. Ihre Gedanken beschäftigten sich unablässig mit Michelle Carter-Jones. Es war ihr unvorstellbar, dass die junge Frau, die auf sie einen lebenslustigen Eindruck gemacht hatte, sich umgebracht haben sollte. Aufgrund ihrer langen Berufstätigkeit, bei der sie mit Charakteren aus den unterschiedlichsten Gesellschaftsschichten konfrontiert gewesen war, verfügte Mabel über eine gute Menschenkenntnis. Michelles Wunsch war es gewesen, eine große und bis ins kleinste Detail perfekt geplante Feier für ihren Mann auszurichten, und sie hatte keine Kosten und Mühen gescheut. Bei ihrem Gespräch hatte Mabel gemerkt, wie wichtig Michelle diese Party gewesen war. Wieso brachte sie sich dann kurz danach um? Was war in der vergangenen Woche geschehen, das Michelle derart aus der Bahn geworfen hatte? Hatte es etwas mit der Tablette zu tun, die Michelle geschluckt hatte? Sie hatte Warden nichts davon gesagt, der Chefinspektor hätte es ohnehin nicht wissen wollen.
    Unruhig wälzte Mabel sich in den Kissen. Die junge Frau hatte weder einen labilen noch depressiven Eindruck gemacht. Aus Erfahrung wusste Mabel zwar, dass man den meisten Menschen Depressionen nicht gleich anmerkte. Oft ahnte selbst das nahe Umfeld nichts von der Krankheit, besonders wenn der Patient regelmäßig Medikamente nahm. Mabel hatte Michelle nur einmal gesehen und knapp zwei Stunden lang mit ihr gesprochen – trotzdem wollte sie nicht an Selbstmord glauben, obwohl in diesem Fall offenbar alles gegen eine Fremdeinwirkung sprach. Es war lediglich eine Ahnung, aber Mabels Gefühl hatte sie noch nie im Stich gelassen.

    Am nächsten Vormittag beeilte sich Mabel, ihre Aufgaben zu erledigen, dann fuhr sie in den Ort. In der Fore Street, einer schmalen Seitengasse, die von der High Street abzweigte und direkt zur

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