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Mabel Clarence 03 - Schatten ueber Allerby

Mabel Clarence 03 - Schatten ueber Allerby

Titel: Mabel Clarence 03 - Schatten ueber Allerby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michele
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Selbstmord seltsam ist.“
    „Mabel …“ Victor legte eine Hand auf ihren Unterarm. „Sie haben den Chefinspektor gehört. Dieses Mal lässt er nichts aus, um zu beweisen, dass es sich nicht um ein Verbrechen handelt. So sehr ich Sie schätze, in diesem Fall spielt Ihnen die Fantasie einen Streich.“
    „Das haben Sie im letzten Jahr auch gesagt, als ich ­vermutete, dass …“
    „Das war doch etwas völlig anderes“, wurde sie von ­Victor unterbrochen. „Nur weil jemand eine Party plant, ist das noch lange kein Grund anzunehmen, er könne ­seines Lebens nicht überdrüssig sein.“
    Mabel war es gewohnt, dass der Tierarzt nicht den­selben Enthusiasmus wie sie an den Tag legte, wenn sie ein Verbrechen vermutete. Victor war ein ruhiger Mensch, dem Tiere zwar über alles gingen, sonst jedoch war er zurückhaltend und überlegte lieber einmal mehr, bevor er handelte. Mabel wusste aber auch, dass sie jederzeit auf ihren Freund zählen konnte. Und sollte Michelle wirklich nicht selbst Hand an sich gelegt haben, würde er ebenso wie sie an der Aufklärung der wirklichen Todesumstände interessiert sein.
    „Ich möchte mich lediglich über die Familie informieren“, sagte sie. „Darum habe ich mir die Bücher ausge­liehen.“
    „Wenn Sie zu viel Zeit haben …“ Victors Blick ging zum Fenster. „Die Scheiben könnten mal wieder geputzt ­werden. Dabei können Sie auch gleich alle Vorhänge im Haus waschen. Ich glaube, es ist schon einige Monate her seit dem letzten Mal, nicht wahr?“
    Bei jedem anderen wäre Mabel über solch eine versteckte Rüge aufgebraust. Sie wusste jedoch, dass Victor nicht die geringste Ahnung hatte, wann sie zum letzten Mal die Fenster geputzt und die Vorhänge gewaschen hatte, denn er würde es nicht einmal bemerken, wenn sie die Scheiben mit Zeitungspapier abklebte.
    „Keine Sorge“, entgegnete sie. „Die Proben für das ­Theaterstück beginnen bald, und ich werde wieder die Kostüme nähen. Dann werde ich mehr beschäftigt sein, als Ihnen lieb ist. Außerdem rief mich Emma Penrose ­gestern Abend an, um mir mitzuteilen, dass Higher Barton Ende Juni für einen Kongress angemietet wurde.“
    „Dann ist ja gut.“ Victor hob den Kopf und sah Mabel direkt in die Augen. „Ich möchte nur nicht, dass Sie sich in etwas verrennen und nachher dumm dastehen. Diesen Triumph wollen wir Warden doch nicht gönnen, oder?“
    „Sicherlich nicht – und wissen Sie was, Victor?“ Sie zwinkerte ihm zu. „Ich glaube Warden sogar, dass er nicht die gleichen Fehler wie früher macht. Schon aus Stolz, damit er nicht wieder wie ein unfähiger Polizist dasteht, wird er diesen Fall bis ins kleinste Detail durchleuchten, um bloß nichts zu übersehen.“
    Victor nickte zufrieden. „Das glaube ich auch. Und genau deshalb gibt es keinen Grund, uns mit den Leuten in Allerby House zu beschäftigen.“
    Wie Victor „uns“ gesagt hatte, wärmte Mabel das Herz. Wenn es darauf ankam, konnte sie sich auf den Freund hundertprozentig verlassen.
    „Trotzdem kann es nicht schaden, ein wenig über Allerby und die Familie Carter-Jones Bescheid zu wissen“, sagte sie. „Allein die Tatsache, dass Michelle einen so deutlich älteren Mann geheiratet hat, ist sehr interessant, das müssen Sie zugeben, nicht wahr?“
    Victor brummte ein paar unverständliche Worte und meinte dann, dass er wieder in die Praxis müsse. Bevor er die Küche verließ, drehte er sich noch mal zu Mabel um. „Versprechen Sie mir etwas, Mabel?“
    „Alles, was Sie wünschen.“
    „Keine Alleingänge mehr! Ich möchte nicht erneut um Ihr Leben bangen müssen.“
    „Und ich nicht um das Ihrige“, sagte Mabel leise. „Derzeit informiere ich mich nur ein wenig, und ich weiß, was ich tue.“
    „Das wage ich zu bezweifeln“, erwiderte Victor barsch und runzelte unwillig die Stirn. Er war kein Mensch, der seine Gefühle auf der Zunge trug. Aus diesem Grund verzichtete er auf die erneute Bitte, Mabel möge sich aus der Angelegenheit heraushalten – zumal er aus Erfahrung wusste, dass sie schlussendlich ohnehin das tat, was sie für richtig und notwendig hielt.

4. Kapitel

    Die halbe Nacht lang las Mabel in dem Buch über die Geschichte der Familie Carter-Jones, die sie auch ohne direkten Bezug zu Michelle sehr interessant fand. Allerby House hatte eine bewegte Vergangenheit. Mitte des 18. Jahrhunderts war das Herrenhaus von dem Offizier Thomas Carter erbaut worden, der aufgrund seiner Verdienste bei den Schottlandfeldzügen geadelt

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