Mabel Clarence 03 - Schatten ueber Allerby
Programmen und auch mit dem Internet ziemlich gut zurecht.“
„Sie müssen mir später genau erklären, wie es dazu kam.“ Victor blieb stehen und sah Mabel mit einem schelmischen Grinsen an. „Übrigens – es ehrt mich, dass Sie meinen Namen verwenden. Miss Mabel Daniels, das klingt gut.“
Mabel hoffte, nicht zu erröten, doch plötzlich wurde ihr sehr warm, obwohl ein kühler Wind wehte. „Ähm … also … ich dachte …“, stotterte sie, riss sich dann aber zusammen und sagte: „Es erschien mir sinnvoll, meine Identität zu verändern, da die Carter-Joneses den Namen Clarence vielleicht schon mal in Verbindung mit Higher Barton gehört haben könnten.“
„Oder in Verbindung mit Ihrer unermüdlichen Detektivarbeit“, fiel Victor ihr ins Wort. „Wenn Sie so weitermachen, werden Sie noch in Teufels Küche kommen, Mabel.“
„Machen Sie sich etwa Sorgen?“ Mabel lächelte verschmitzt. „Ihre Geschichte ist übrigens auch wagemutig. Einfach zu behaupten, jemand habe Sie wegen eines lahmenden Pferdes nach Allerby gerufen. Victor, Victor, ich wusste nicht, dass Sie so viel Fantasie haben.“
„Musste schließlich sehen, was Sie hier so treiben.“ Mit gerunzelter Stirn wandte Victor sich um und stapfte davon. „Zeigen Sie mir jetzt den Stall, wir sollten uns schließlich dort sehen lassen.“ Während sie den Fußweg zu den Stallungen einschlugen, fragte er: „Haben Sie etwas herausfinden können?“
Mabel verneinte. „Nichts Konkretes, außer dass es den Anschein hat, in Michelles Leben habe es noch einen anderen Mann gegeben.“ Sie erzählte Victor von der Rose auf dem Grab und war froh, dass er mit Interesse zuhörte und sie endlich nicht mehr mit ihren Gedanken allein war. So sprudelte es aus ihr heraus: „Vielleicht wollte Michelle die Affäre beenden, was diesem Mann nicht passte und …“
„Er sie deswegen tötete?“ Victor lachte laut auf. „Es ist wirklich schade, dass Sie Ihre Ambitionen als Schriftstellerin, die Sie im letzten Winter verfolgten, aufgegeben haben. Bei Ihrer Fantasie …“
„Lachen Sie nur, Victor“, sagte Mabel ernst. „Wenn Michelle wirklich eine Beziehung zu einem anderen Mann hatte, dann gibt es einige, die darüber sicher wenig erfreut waren. Jane Carter-Jones – das war die Frau, mit der Sie eben sprachen“, erklärte Mabel, „mochte ihre Schwägerin nicht und unterstellte ihr, Captain Douglas nur aus Gier geheiratet zu haben. Außerdem tut sie für ihren Bruder alles und will ihn immer noch beschützen, obwohl er ein erwachsener Mann ist.“ In knappen Worten berichtete Mabel von der Beziehung der Geschwister und fuhr dann fort: „Wenn Lady Jane herausgefunden hatte, dass Michelle Lord Douglas betrog, wäre das für sie ein Motiv, die unerwünschte Schwägerin loszuwerden.“
„Oder Lord Douglas selbst tötete seine Frau aus Eifersucht“, ergänzte Victor nachdenklich. „Wobei … Er sitzt im Rollstuhl, da dürfte es nicht so einfach gewesen sein, ihr die Pulsadern zu öffnen.“
„Wenn er sie vorher mit einem Schlafmittel betäubte, schon“, spann Mabel Victors Gedanken weiter. „Ich vermute, bei den Schlaftabletten, die man neben der Badewanne fand, handelt es sich um die gleichen, die Lord Douglas nimmt.“
„Wie jedoch sollte er es fertigbringen, die Badezimmertür von innen zu verschließen und auch noch den Riegel vorzuschieben?“ Victor schüttelte den Kopf. „Wenn überhaupt ein Verbrechen vorliegt, so muss der Täter das Bad durch das Fenster verlassen haben und …“
Ruckartig blieb Mabel stehen, stemmte die Hände in die Seiten und lachte laut. Ihre Augen funkelten aufgeregt, als sie rief: „Victor! Merken Sie eigentlich, dass Sie plötzlich mitten in dem Fall sind? Dabei hatten Sie es vehement abgelehnt, auch nur darüber nachzudenken , ob hinter Michelles Tod mehr steckt, als die Polizei vermutet.“
„Kann ja meine Meinung ändern …“
Victors Gesicht verschloss sich, und er wich ihrem Blick aus. Jede andere als Mabel hätte angenommen, er wäre verärgert. Mabel aber wusste, dass es Victor schwerfiel zuzugeben, dass die Sache ihn zu interessieren begann. Obwohl sein Leben durch die Praxis ausgefüllt war und er vor lauter Arbeit manchmal nicht wusste, wo ihm der Kopf stand, hatten die kleinen Ermittlungsarbeiten der letzten Monate auch ihm Spaß gemacht.
Mabel sah ihn erwartungsvoll an. „Dann kann ich also auf Ihre Hilfe zählen?“
Er zögerte zwar, das Funkeln in seinen Augen sagte
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