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Mabel Clarence 03 - Schatten ueber Allerby

Mabel Clarence 03 - Schatten ueber Allerby

Titel: Mabel Clarence 03 - Schatten ueber Allerby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michele
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auch in den Salon gekommen, der nur noch selten benutzt wurde. Dort befand sich ein Flügel, auf dem Familienfotos standen. Mabel hatte ihnen aber nur flüchtige Beachtung geschenkt. Lediglich das Hochzeitsfoto von Lord Douglas und Michelle hatte sie sich näher angesehen, doch weiter hinten …
    „Was geht in Ihrem Kopf vor, Miss Clarence?“, riss Warden sie aus ihren Gedanken. „Ich war offen zu Ihnen – offener, als es meine Anweisungen eigentlich erlauben. Daher kann ich wohl erwarten, dass Sie mich an Ihren Überlegungen teilhaben lassen. Vor allem aber interessiert mich, was Sie in der letzten Woche über die Ehe von ­Douglas und Michelle Carter-Jones und über die anderen, die auf Allerby leben, erfahren haben.“
    „Das ist also der Grund, warum Sie mich nicht verraten haben?“ Mabel begann zu verstehen und wusste nicht, was sie von Wardens Vorschlag halten sollte. „Sie hoffen, dass ich während meiner Tätigkeit auf Allerby etwas herausgefunden habe, das Ihnen in dem Mordfall jetzt weiterhilft.“
    „Endlich verstehen wir uns.“ Zufrieden nickte Warden. „Sie wissen doch, Miss Clarence: Eine Hand wäscht die andere. Sie sagen mir alles über die Familie; besonders interessieren mich natürlich die Eigentümer. Jane Carter-Jones zeigte sich gestern wenig kooperativ, während der Captain auf meine Fragen nur das Notwendigste antwortete. Das war schon so, als Lady Michelle tot aufgefunden wurde. Irgendwie werde ich aus den beiden nicht schlau. Daher sind alle Beobachtungen wichtig, auch wenn sie noch so unbedeutend erscheinen mögen. Ich habe den Eindruck, der Captain vertraut Ihnen, Miss Clarence. Er wird Ihnen sicher noch mehr erzählen, wenn Sie es geschickt anfangen.“
    „Ich soll für Sie spionieren?“ Mabel glaubte, sich verhört zu haben. „Verstehe ich Sie richtig? Sie wollen, dass ich in Allerby House bleibe und meine Rolle weiterspiele?“
    „Ganz genau.“ Warden zwinkerte ihr zu. „Wir haben zwei Leichen. Gut, bei einer ist ein Fremdverschulden nahezu ausgeschlossen. Bei dem Mann gehe ich jedoch von einem kaltblütigen Mord aus. Sie wissen selbst, wie … seltsam Adlige in solchen Dingen sind. Sie tun alles, um einen Skandal zu vermeiden, denken Sie nur an Ihre ­Cousine, Lady Abigail. Meine Erfahrung zeigt, dass wir von den Herrschaften nicht viel erfahren werden, da ist es ein Glücksfall, dass Sie, Miss Clarence, so nah bei allen Beteiligten sind.“
    Mabel verschlug es die Sprache. Das war in ihrem Leben bisher nur selten geschehen. Sie stand auf, ging um den Schreibtisch herum und legte Warden eine Hand auf die Stirn.
    „Also doch Fieber.“ Sie nickte entschlossen. Als sie jedoch an Wardens Hals nach dem Puls tasten wollte, drehte er schnell den Kopf zur Seite.
    „Ich versichere Ihnen, mir geht es gut“, sagte er bestimmt. „Glauben Sie mir: Es fällt mir nicht leicht, Sie zu bitten, auf Allerby zu bleiben. Wenn meine Vermutung stimmt und der Täter unter den Bewohnern zu finden ist, könnten Sie in Gefahr sein.“
    Randolph Warden meinte es wirklich ernst. Mabel setzte sich wieder und versuchte, ihre Gedanken zu ordnen. Sie hatte erwartet, der Chefinspektor würde sie auffordern, Allerby House unverzüglich zu verlassen und sich aus der Sache herauszuhalten, und jetzt war genau das Gegenteil der Fall.
    „Vielleicht hat Lady Jane nicht unrecht mit ihrer Ver­mutung, die Tat sei zufällig im Garten verübt worden“, gab sie zu bedenken. „Es könnte durchaus sein, dass der Fremde von einem Dieb oder Räuber überfallen wurde, sich wehrte und getötet wurde. Wie Sie wissen, ist der Park zu jeder Tages- und Nachtzeit offen. Jeder kann sich ungehindert dort aufhalten.“
    Warden schwieg, sah Mabel lange an und sagte dann leise: „Glauben Sie das wirklich, Miss Clarence?“
    „Nein“, antwortete Mabel, ohne zu zögern. „Es wäre ein zu großer Zufall – zuerst der Selbstmord und dann ein Raubüberfall ganz in der Nähe. Außerdem …“
    „Ja?“ Warden beugte sich gespannt vor.
    „Nun ja, ich sagte bereits, dass ich keinen Hinweis auf ein Fremdverschulden bei Michelles Tod finden konnte. Ich habe aber den Verdacht, dass sie ihrem Mann nicht die treu ergebene Ehefrau war, wie allgemein angenommen wurde.“
    Warden verstand sofort. „Michelle Carter-Jones hatte eine Affäre?“
    Hilflos hob Mabel die Hände. „Das ist nur eine Ver­mutung, Chefinspektor, mir fehlen die Beweise.“
    Sie erzählte Warden von der roten Rose auf Michelles Grab, doch er entgegnete nur:

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