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Mabel Clarence 03 - Schatten ueber Allerby

Mabel Clarence 03 - Schatten ueber Allerby

Titel: Mabel Clarence 03 - Schatten ueber Allerby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michele
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Lord Douglas und würde vor dem Dinner nicht aufwachen. Angela rumorte in der Küche, und Lady Jane hatte gesagt, sie wolle sich nun wichtigen Unterlagen ­widmen.
    Nachdem Mabel das Arbeitszimmer verlassen hatte, ging sie zum Salon im hinteren Teil des Hauses, öffnete leise die Tür und schloss sie hinter sich gleich wieder. Wenn man sie hier entdecken sollte, würde sie einfach behaupten, die Lesebrille des Captains zu suchen. Zielstrebig ging Mabel zu dem wuchtigen schwarzen Flügel mit den Familienfotos. In vorderster Reihe befand sich nicht nur das Hochzeitsbild, sondern auch ältere Aufnahmen von Lord Douglas, als er noch nicht an den Rollstuhl gefesselt gewesen war, ebenso wie zwei Fotos von Lady Jane hoch zu Ross. Dahinter entdeckte Mabel das Bild, nach dem sie gesucht hatte.
    „Ich wusste es – meine Erinnerung hat mich nicht ­getrogen“, sagte sie zu sich selbst.
    Sie nahm das Foto zur Hand und betrachtete es ein­gehend. Es zeigte eine lachende Michelle vor einem wolken­losen blauen Himmel und einer Pyramide – der Cheops-Pyramide wohlgemerkt, und diese befand sich bekanntlich in Ägypten. Obwohl Mabel noch nie in dem Land am Nil gewesen war, erkannte sie das jahrtausendealte Bauwerk, schließlich sah sie fern und las ­Zeitschriften und Reiseberichte. Michelle sah auf dem Foto kaum jünger aus, als Mabel sie in Erinnerung hatte, folglich musste das Bild erst kürzlich aufgenommen worden sein. Sie war also in ­Ägypten gewesen, und gestern hatte ein toter Mann, bei dem es sich durchaus um einen Ägypter handeln konnte, im Park von Allerby gelegen. Das war kein Zufall! Mabel musste jetzt nur noch Beweise für die Verbindung zwischen Michelle und dem Fremden finden, die ihre Vermutung untermauerten.

    Als es Zeit für den Tee war, ging Mabel in die Küche, denn sie wusste, Angela Thorn freute sich immer, wenn sie sie besuchte. Die junge Haushälterin hatte gerade das Teetablett zu Lady Jane hinaufgebracht und machte es sich jetzt selbst mit einer Tasse gemütlich.
    „Darf ich Ihnen Gesellschaft leisten?“, fragte Mabel.
    „Jederzeit gern!“ Schnell holte Angela ein zweites Gedeck und schnitt die frischgebackenen, noch warmen Scones auf, deren Duft die ganze Küche erfüllte.
    Da Mabel eine sehr gute Köchin war, konnte sie neidlos eingestehen, dass ihr Angela trotz ihrer Jugend in nichts nachstand, wenn es um die Zubereitung von köstlichem Gebäck und schmackhaften Speisen ging. Mabel bestrich die Hälfte eines Scones nur mit Butter. Heute stand ihr der Sinn nicht nach Marmelade und Clotted Cream. Angela zeigte indes einen gesunden Appetit, denn sie strich ­beides fingerdick auf die zwei Hälften ihres Scones.
    „Wie war’s bei der Polizei?“, fragte sie kauend, und Mabel gab ihr dieselbe Auskunft wie Jane Carter-Jones.
    Dann fragte sie ohne Umschweife: „Sind Lord Douglas und Lady Michelle eigentlich zusammen verreist?“
    „Nein, überhaupt nicht“, antwortete Angela bereit­willig. Sie schien sich offenbar über Mabels Interesse nicht zu wundern. „Obwohl beinahe jede Fluglinie auf Behinderte eingestellt ist, wollte der Captain nicht verreisen. Er blieb lieber hier auf Allerby. Wahrscheinlich fühlt er sich in der Öffentlichkeit unwohl. Manchmal fuhren sie am Wochenende zusammen ans Meer, das war aber auch schon alles.“
    „Aber Lady Michelle ist gereist, nicht wahr?“ Mabel entschloss sich, den Stier bei den Hörnern zu packen. „Zumindest weisen Fotos auf dem Flügel im Salon darauf hin?“
    „Was wollten Sie denn im Salon?“ Nun wurde Angela doch skeptisch und legte ihren angebissenen Scone zur Seite. Mabel hatte sich die Antwort im Vorfeld gut überlegt.
    „Ach, gestern Vormittag vermisste Captain Douglas seine Lesebrille und meinte, ich möge im Salon nachsehen, weil er dort Zeitung gelesen hatte.“
    „Haben Sie sie dort gefunden?“
    Mabel schüttelte den Kopf. „Die Brille war dann doch in seinem Nachtschränkchen. Mir sind aber die vielen Fotos auf dem Flügel aufgefallen, und ich habe sie mir angesehen. Hätte ich das nicht tun dürfen? Wenn ja, tut es mir leid. Keinesfalls wollte ich die Privatsphäre der Familie missachten.“ Entschuldigend sah Mabel Angela an.
    „Fotos sind schließlich dazu da, angesehen zu werden“, erwiderte diese, „sonst würden sie nicht öffentlich herumstehen, und ich müsste sie nicht jede Woche abstauben. Ja, Lady Michelle ist einmal allein verreist. Lord ­Douglas hatte ihr die Reise im vorletzten Jahr zu Weihnachten geschenkt,

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