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Mabel Clarence 03 - Schatten ueber Allerby

Mabel Clarence 03 - Schatten ueber Allerby

Titel: Mabel Clarence 03 - Schatten ueber Allerby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michele
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der Löschtrupp gute ­zwanzig Minuten nach Allerby ­brauchen würde, zumal die großen Wagen auf dem schmalen Zufahrtsweg nur langsam fahren konnten.
    Endlich machte es Klick, sie drehte am Knauf, und die Tür sprang auf. Mabel huschte ins Zimmer, schloss die Tür hinter sich und versuchte, sich im Dunkeln zu ­orientieren, konnte aber nur schemenhaft die Umrisse der Möbel erkennen. Sie tastete sich zur Frisierkommode vor, auf der ein Kerzenstummel und ein Feuerzeug lagen. Mabel musste das Risiko eingehen, die Kerze anzuzünden, sonst würde sie gar nichts erkennen. Abschirmend hielt sie eine Hand vor die Flamme. Sie öffnete die oberste Schublade und fand jede Menge Taschentücher, in der nächsten Schals und Handschuhe und in der dritten Schreibpapier und Kugelschreiber. Ihre Hoffnung, weitere Fotos oder gar Briefe zu finden, erfüllte sich leider nicht.
    Michelle war sicher nicht so dumm, solche Sachen hier aufzubewahren, dachte Mabel. Sie sah sich um. Die Vorhänge aus dichtem, dunkelrotem Samt waren sorgsam zugezogen. Da das Zimmer nach vorn zur Einfahrt lag, sich aber alle im hinteren Garten aufhielten und auf die Feuerwehr warteten, würde der Kerzenschein hoffentlich von niemandem entdeckt werden. Mutiger geworden öffnete Mabel die Tür auf der linken Seite. Sie führte in einen ­kleinen Salon mit eleganten Biedermeiermöbeln, die Wände zierten klassische Landschaftsbilder mit ­italienischen Motiven. In dem einzigen Schränkchen in diesem Raum befand sich lediglich Geschirr, auf einem Bücherbord ein paar Romane und Reiseberichte.
    Mabel kehrte ins Schlafzimmer zurück und öffnete die Tür auf der rechten Seite, die ins Bad führte. Unwillkürlich glitt ihr Blick zu der modernen Eckbadewanne, in der Michelle den Tod gefunden hatte. Inzwischen wies nichts mehr auf das schreckliche Ereignis hin. Angela musste ausgiebig geputzt und geschrubbt haben, denn die ­Fliesen glänzten, als wären sie eben erst verlegt ­worden. Im ­ganzen Raum roch es nach einem scharfen Putz­mittel. Der Geruch stieg Mabel in die Nase, und sie musste ­herzhaft niesen.
    „Gesundheit!“
    Mit einem Schrei fuhr Mabel herum. Die Kerze fiel ihr aus der Hand, die Flamme erlosch aber nicht, sondern warf bizarre Schatten auf die Fliesen.
    „Passen Sie auf, dass Sie das Haus nicht auch noch in Brand setzen. Ein Feuer reicht, finden Sie nicht?“
    „Sie?“ Mabel wischte sich verwirrt über die Augen, denn in der Tür stand Douglas Carter-Jones. Er stützte sich zwar schwer auf einen Stock, aber er stand mit einem Lächeln auf den Lippen, als wäre es ganz selbstverständlich, auf seinen Beinen.
    Wie durch Watte hörte Mabel, wie er sagte: „Ich nehme an, Sie suchen die Briefe, die meine Frau mit ihrem Liebhaber tauschte. Hier werden Sie nichts mehr finden, denn ich habe diese kompromittierenden Schriften längst an mich genommen. Sie befinden sich an einem sicheren Ort.“

13. Kapitel

    Mabel war wie erstarrt und glaubte, sich in einem Albtraum zu befinden. Waren alle ihre Überlegungen falsch ­gewesen, und sie stand nun dem Mörder gegenüber? Einem Mörder, der nicht davor zurückschrecken würde, sie zum Schweigen zu bringen?
    „Wie …? Was …? Warum …?“, stotterte sie und drückte sich mit dem Rücken gegen das Waschbecken. „Sie … ­können laufen? Aber wieso …?“
    Douglas Carter-Jones’ Mundwinkel zogen sich bitter nach unten. „Laufen ist übertrieben, aber wenigstens kann ich auf meinen Beinen stehen. Bis ich wieder richtig gehen kann, wird es noch lange dauern.“
    Da er keine Anstalten machte, Mabel anzugreifen, ­beruhigte sie sich langsam. Instinktiv spürte sie, dass ihr von diesem Mann keine Gefahr drohte.
    „Seit wann?“, fragte sie leise. „Weiß es Ihre Schwester?“
    „Außer Ihnen weiß es niemand.“ Seine Lippen ver­engten sich zu einem schmalen Strich. „Sollen sie doch alle denken, ich wäre immer noch ein hilfloser Krüppel, besonders Jane. Sie haben sie ja kennengelernt und können sich ihre Reaktion ausmalen, wenn ich nicht mehr auf ihre Hilfe angewiesen wäre.“
    Mabel schnappte nach Luft, denn der Raum begann sich um sie zu drehen. Das war eindeutig zu viel! Die Entdeckung des Liebhabers von Michelle, der Brand der Jagdhütte und jetzt stand der Mann, der noch vor wenigen Stunden so getan hatte, als friste er ein hilfloses Dasein im Rollstuhl, auf beiden Beinen vor ihr.
    „Ich … muss … mich setzen.“ Sie ließ sich auf die Kante der Badewanne sinken. In ihrem Kopf

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