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Mabel Clarence 03 - Schatten ueber Allerby

Mabel Clarence 03 - Schatten ueber Allerby

Titel: Mabel Clarence 03 - Schatten ueber Allerby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michele
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tötete er dann auch den Liebhaber seiner Frau. Der Ägypter könnte gewusst haben, dass der Captain seine Frau ­ermordet hatte und ihn erpresst haben.“
    „Victor, wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich ­denken, Sie lesen zu viele Kitschromane.“ Nachdenklich legte Mabel einen Finger auf ihr Kinn. „Wenn der Captain ein gesunder Mann wäre, wäre es nicht ganz von der Hand zu weisen. Sie dürfen aber nicht vergessen, dass es ihm aufgrund seiner Behinderung niemals möglich gewesen wäre, dem deutlich jüngeren und größeren Ägypter von vorn ein Messer in die Brust zu stoßen. Nein, ich denke, den Captain können wir ausschließen.“
    „Seine Schwester aber nicht.“ Victor zog dieselben Schlüsse wie Mabel. „Das ist jetzt aber eine Sache für die Polizei.“
    „Ich fürchte, Sie haben recht. Ich werde Warden morgen anrufen.“
    „Ich kann auf dem Weg nach Hause bei der Dienststelle vorbeischauen und Warden das Foto geben“, schlug ­Victor vor, doch Mabel nahm ihm das Bild schnell aus den ­Fingern und steckte es in ihre Jackentasche.
    „Was wollen Sie Warden sagen, wenn er fragt, woher Sie das Foto haben? Die Wahrheit wohl eher nicht, denn schließlich sind Sie hier eingebrochen, was den ­Chefinspektor wenig freuen wird – auch wenn mein Plan von Erfolg gekrönt war.“
    „Jetzt also doch!“ Victor stöhnte und rollte mit den Augen. „Sie meinten doch, es wäre kein richtiger Einbruch …“
    „Warden würde es anders sehen“, unterbrach Mabel ihn und schüttelte vehement den Kopf. „Ich werde mir bis morgen überlegen, auf welche Weise ich dem Chefinspektor erklären kann, wie ich in den Besitz des Fotos gelangt bin, ohne dass er Rückschlüsse zieht. Leider muss ich jetzt wieder ins Haus zurück. Captain Douglas braucht seine Medizin und wartet auf seinen Nachmittagstee.“
    Direkt vor der Hütte trennten sich Mabels und Victors Wege. Sie wollten nicht riskieren, dass jemand sie zusammen aus dem Wald kommen sah, denn dieser lag in einer anderen Richtung als der Pferdestall. Mabel wusste, dass Victor recht hatte, wenn er darauf drängte, Chefinspektor Warden zu informieren, doch die ganze Sache schien ihr noch nicht rund genug. Die Fotografie und die Tatsache, dass sie drauf und dran gewesen war, Allerby House für immer zu verlieren, reichten noch nicht als Beweise, um Jane Carter-Jones als Mörderin zu verhaften, auch wenn im Moment alles gegen sie sprach.

    Während des Dinners beobachtete Mabel Lord Douglas und seine Schwester intensiv, aber es war alles wie an den Abenden zuvor. Der Captain stocherte lustlos auf seinem Teller herum, während Lady Jane ihren Appetit offenbar wiedergefunden hatte. Sie kaute allerdings mit verkniffenen Gesichtszügen und sprach kein Wort. Die Spannung ­zwischen den Geschwistern lag greifbar in der Luft, und Mabel dachte, ein Funke würde ­genügen, sie zum Explodieren zu bringen. Sie vermutete, dass Captain Douglas seiner Schwester vorwarf, über Michelles Tod froh zu sein, denn so gab es niemanden mehr, der ­zwischen ihnen stand. Er tat Mabel leid. Nach seinem Unfall ­verbittert, hatte er durch Michelle ein Stück Lebensfreude wiedergefunden, das ihm das Dasein im Rollstuhl ­erträglich gemacht hatte. Ganz egal, ob Michelle die gleichen starken Gefühle wie er empfunden hatte – die Ehe hatte Lord Douglas gutgetan. So war es kein Wunder, dass er sich gegen seine Schwester entschieden hätte, wenn es darauf angekommen wäre.
    Der Abschiedsbrief, schoss es Mabel plötzlich durch den Kopf. Wie hatte sie das nur vergessen können! Ob dieser Erinnerung stöhnte sie, und ihre Gabel fiel erst klirrend auf den Teller und dann zu Boden.
    „Können Sie nicht aufpassen?“, herrschte Lady Jane sie an.
    „Es tut mir leid, ich war ungeschickt“, antwortete Mabel hastig und beeilte sich, die Gabel aufzuheben. Sie hatte allerdings keinen Hunger mehr. Natürlich – Warden hatte von einem Abschiedsbrief gesprochen, den Michelle ­hinterlassen hatte. Darin hatte die junge Frau vielleicht die Gründe für ihr Ausscheiden aus dem Leben genannt, oder jemand hatte den Brief gefälscht. Mabel musste ihn ­unbedingt lesen und hoffte, Warden würde ihn ihr geben, wenn er erfuhr, was sie herausgefunden hatte.
    Aus den Augenwinkeln beobachtete sie Lady Jane. Saß sie etwa mit einer Mörderin am Tisch? Wenn ja, wie hatte diese es geschafft, Michelles Tod als Selbstmord zu ­tarnen? Wie war sie aus dem Bad gekommen, nachdem sie die Tür von innen verriegelt hatte?

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