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Mabel Clarence 03 - Schatten ueber Allerby

Mabel Clarence 03 - Schatten ueber Allerby

Titel: Mabel Clarence 03 - Schatten ueber Allerby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michele
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wirbelten die Gedanken durcheinander, und sie erinnerte sich daran, was Lord Douglas über die Briefe gesagt hatte.
    Schwerfällig hinkte dieser auf sie zu und bei jedem Schritt hinterließ sein Stock ein dumpfes „Klock“ auf dem Fliesenboden. Mabel wich nicht zurück, sie hatte keine Furcht vor ihm. Obwohl er über die Affäre seiner Frau Bescheid wusste, traute sie ihm keinen kaltblütigen Mord zu.
    „Sie sind schneeweiß“, sagte er leise und berührte ­flüchtig Mabels Arm. „Ich weiß, das alles muss äußerst verwirrend auf Sie wirken. Wenn Sie erlauben, werde ich es Ihnen erklären. Gehen wir doch besser in mein Zimmer. Wenn ich mich auf Sie stützen dürfte?“
    „Selbstverständlich“, antwortete Mabel automatisch, dann fragte sie lauter: „Was ist mit dem Feuer? Wird sich Ihre Schwester nicht wundern, warum wir nicht draußen bei den anderen sind?“
    Lord Douglas schüttelte den Kopf. „Jane war in meinem Zimmer und bat, nein, befahl, ich solle dort bleiben, damit ich mich nicht aufrege. Ich bin mir sicher, Sie wird Jane nicht vermissen oder denken, Sie sind bei mir.“
    Mit gemeinsamen Kräften gelangten sie in Lord ­Douglas’ Zimmer, wobei Mabel nicht wusste, wer wen stützte, denn ihre eigenen Beine fühlten sich an wie ­Pudding. Mit dem Wasserkocher, der immer im Zimmer stand, bereitete sie einen starken Tee zu.
    „Den können wir jetzt beide gebrauchen.“
    In kleinen Schlucken tranken sie den Tee, und es verstrichen einige Minuten, bis Mabel ihre Gedanken sortiert hatte.
    „Seit wann können Sie wieder laufen? Warum haben Sie es auch mir verschwiegen?“
    „Vor etwa einem halben Jahr spürte ich zum ersten Mal ein Gefühl in meinem rechten großen Zeh. Ich sagte es natürlich meiner Frau, die sofort den Arzt ­informieren wollte. Ich wollte aber keinen Doktor, der mir sagen würde, es wäre nur eine vorübergehende Besserung, sondern klammerte mich an die Vorstellung, eines Tages wieder ­laufen zu können. Gemeinsam mit Michelle, die von ­solchen Dingen ja fast so viel wie ein Arzt verstand, machte ich langsam Fortschritte. Nun, langer Rede ­kurzer Sinn – als ich vor etwa fünf Wochen selbstständig auf ­meinen Beinen stand, hätte ich am liebsten die ganze Welt umarmt. Wir tranken eine Flasche Champagner, und Michelle drängte mich, es nun endlich allen zu sagen. Ich wollte aber erst noch die Abwicklung des Verkaufs von Allerby abwarten. Da nun für mich Aussicht auf ein Leben ohne Rollstuhl bestand, wollte ich nicht mehr in dem alten Kasten bleiben, sondern mit meiner Frau die Welt bereisen. Wir hatten so viel nachzuholen, doch dann brachte sie sich um …“
    „Und daraufhin hat sich Ihr Zustand nicht ­weiter gebessert“, vollendete Mabel den Satz. „Eine starke ­psychische Belastung hemmt den Heilungsprozess, Captain.“
    „Wahrscheinlich haben Sie recht. Es ist mir aber auch gleichgültig geworden, ob ich laufen kann oder nicht. Mein Leben ist ohnehin zu Ende …“
    „Was ist mit den Briefen?“, fragte Mabel schnell, bevor Lord Douglas wieder in Selbstmitleid verfiel.
    „Warum soll ich nicht ehrlich zu Ihnen sein, Miss Mabel?“ Resigniert verzog er den Mund, und seine Stimme klang mehr traurig als bitter. „Ja, ich wusste, dass es einen anderen Mann im Leben meiner Frau gab. Sie lernte ihn in dem Urlaub kennen, den ich ihr selbst geschenkt hatte. Ich kann es Michelle nicht verübeln. Tagaus, tagein an der Seite eines Krüppels … Sie war eine junge, schöne Frau mit gewissen Bedürfnissen, die ich nicht mehr erfüllen konnte.“ Verlegen musterte Lord Douglas Mabel aus dem Augenwinkel. „Sie verstehen, was ich meine?“
    „Ich denke, ja.“
    „Trotzdem hat Michelle mich geliebt“, fuhr er fort, und in seiner Stimme lag unendlich viel Traurigkeit. „Der andere – das war nur Sex … Sie hätte mich wegen dieses Mannes niemals verlassen.“
    „Warum hat sie sich dann umgebracht?“, fragte Mabel schonungslos. „Und wer hat den Mann getötet und die Hütte in Brand gesetzt? Das gehört doch alles irgendwie zusammen.“
    „Ich habe nicht die geringste Ahnung.“
    Mabel schüttelte ungläubig den Kopf. Obwohl Lord Douglas aufrichtig wirkte, traute sie ihm nicht so ganz. Ein Mosaiksteinchen fügte sich ans andere, und langsam ergab alles ein Bild. Lord Douglas wusste nicht nur von der Affäre seiner Frau, nein, er konnte sogar laufen. Mühsam und langsam zwar, dennoch wäre es ihm unter Umständen möglich gewesen, allein und ungesehen in den Garten zu

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