Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Macabros 004: Konga, der Menschenfrosch

Macabros 004: Konga, der Menschenfrosch

Titel: Macabros 004: Konga, der Menschenfrosch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
Vom Netzwerk:
führten.
    Die Wände bestanden aus ineinandergefugten Latten.
    Dahinter erkannte Claudia bleiches Mondlicht.
    Sie durchquerte den Raum, rannte auf die nächste Tür zu
und stellte fest, daß sie verschlossen war.
    Aber neben der Tür gab es ein kleines Fenster. Dreckig und
verschmiert war die Scheibe.
    Sie war in Brusthöhe angebracht.
    Zwei-, dreimal riß Claudia Lickert vergebens an der Klinke.
Es war auch unmöglich, von der jungen Frau zu erwarten,
daß es ihr gelänge, die Tür einzudrücken.
    In ihrer Verzweiflung tat Claudia das einzig mögliche und
richtige. Sie knallte ihre Faust gegen das verdreckte Fenster.
    Glas splitterte. Das Geräusch der zerspringenden Scheibe
klirrte durch die Nacht.
    Claudia Lickert zwängte sich durch das enge Fenster.
    Sie schnitt sich an den scharfkantigen Scherben, und das Blut
quoll aus zahlreichen winzigen Wunden.
    Claudia Lickert schluchzte. Sie war verzweifelt, weil alles nur so
langsam ging. In zwei Meter Tiefe sah sie den rettenden Boden, die
Freiheit vor sich. Vertraut war ihr die mondbeschienene Umgebung. Die
Wiesenlandschaft, die Umrisse des dunklen, menschenleeren
Bauernhauses, der gewundene Lauf des Baches, der im Mondschein wie
flüssiges Blei schimmerte.
    Claudias Oberkörper ragte nach draußen. Kühl
fächelte die Nachtluft ihre erhitzte, fiebrig heiße
Stirn.
    Bald hatte sie es geschafft.
    Ihr Gesicht verzerrte sich, als sie ihre Hüften
nachdrückte. Dies war die breiteste Stelle ihres Körpers.
Obwohl schlank wie eine Tanne, bereitete es ihr größte
Schwierigkeiten durch das nur dreißig Zentimeter breite Fenster
zu gelangen.
    Konga hechtete mit einem Sprung die Treppe hinter ihr hinauf.
    Da sprang Claudia ab.
    Trotz der Eile berechnete sie ihren Sprung
verhältnismäßig genau, um das Risiko, schlecht
aufzukommen, so nieder wie möglich zu halten.
    Federnd fing sie sich ab. Ihre Beine zitterten, als sie auftrat
und davonrannte.
    Jetzt nicht locker lassen…
    Claudia Lickert hatte freies Land vor sich. Bis zur Pension konnte
sie es schaffen, wenn sie nur durchhielt und der Unheimliche sie
nicht verfolgte.
    Sie stellte sich vor, von dem Froschriesen verspeist zu werden wie
eine Fliege. Und dieser Gedanke trieb sie noch schneller
vorwärts.
    Einmal drehte sie den Kopf, blieb zwei Sekunden lang stehen und
warf einen ängstlichen Blick zurück. Ihre Lippen zuckten,
und ihr Gesicht hatte einen Ausdruck angenommen, der alle, die sie
kannten, aufs äußerste erschreckt hätte.
    Claudia Lickert sah aus, als hätte sie den Verstand
verloren.
     
    *
     
    Hinter dem zerschmetterten Fenster sah sie die Umrisse des
dunklen, massigen Körpers.
    Der Froschmensch starrte ihr nach.
    Claudia Lickert lief über die Wiese, stolperte, fiel hin,
rappelte sich wieder auf und rannte mechanisch weiter.
    Die Luft wurde ihr knapp, doch die junge Frau gab nicht auf.
    Ein Weinkrampf schüttelte ihren Körper, sie stieß
manchmal Schreie aus wie ein waidwundes Tier.
    Verkrampft und kantig waren ihre Bewegungen.
    Claudia erreichte den Pfad. Hier fiel ihr das Laufen leichter.
    Doch ihre Kräfte hatten schon merklich gelitten. Sie setzte
mehr zu, um das Tempo zu halten und mußte es schließlich
mäßigen.
    Sie taumelte mehr, als daß sie ging.
    Und mit einem Mal war ihr alles egal.
    Mochte der Unheimliche doch kommen und mit ihr machen, was er
wollte.
    Sie rannte in Richtung Pension. Schon von weitem sah sie das
dunkle, alleinstehende Haus und erblickte die beiden beleuchteten
Fenster, die ihr bewiesen, daß noch jemand im Gastraum war.
     
    *
     
    Der Wirt und Peter Lickert hielten sich dort auf.
    Lickert hatte ein ausführliches Telefongespräch mit der
nächsten Polizeidienststelle geführt.
    Der Beamte hatte sich alles in Ruhe angehört und dann
gemeint, daß er, Lickert, sich bis Tagesanbruch wohl gedulden
müsse. Offenbar habe seine Frau sich verirrt. Das sei in dieser
Gegend leicht möglich.
    Wütend knallte Peter Lickert den Hörer auf die
Gabel.
    »Noch ’nen Klaren«, sagte er und fuhr den Wirt an,
als sei der Mann daran schuld, daß alles so gekommen war.
    Ernst Martens beeilte sich, das Glas zu füllen. Er goß
weit über den Meßstrich.
    Mit einem einzigen Schluck kippte Lickert den Korn. Er
schüttelte sich, und seine Augen tränten.
    »Verdammter Mist«, schimpfte er und knallte das Glas
lautstark auf die Theke. »Die nehmen doch nichts ernst. Wenn
Claudia nun wirklich etwas zugestoßen ist, kann man doch nicht
warten, bis der Morgen graut. Da muß gleich

Weitere Kostenlose Bücher