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Macabros 004: Konga, der Menschenfrosch

Macabros 004: Konga, der Menschenfrosch

Titel: Macabros 004: Konga, der Menschenfrosch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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etwas
geschehen.«
    Ernst Martens seufzte. »Die Umstände, die Sie
geschildert haben, lassen verschiedene Schlüsse zu. Die Polizei
macht sich ihre eigenen Gedanken. Der Gedanke, daß Ihnen Ihre
Frau weggelaufen sein könnte, liegt nahe und…«
    Er unterbrach sich. Ein Geräusch war im Haus. Irgendwo
klappte eine Tür. Schritte kamen die knarrende Treppe hoch.
    Dann öffnete sich die Tür zum Treppenhaus.
    Ein Mann stand auf der Schwelle und nickte grüßend. Es
war der Pensionsgast Hermann Breitstetter.
    »Hab’ ich mich doch nicht getäuscht«, sagte er
fröhlich und blickte sich in der Runde um. Breitstetter war
Anfang fünfzig. Er machte einen sympathischen, gutsituierten
Eindruck. Sein Haar war noch voll, graumeliert. Er trug lange
Koteletten und ein schmales, graues Lippenbärtchen.
    Breitstetter hielt sich schon einige Wochen im Schützenhaus
auf. Bei den wenigen Gästen, die hier logierten, war es kein
Problem, schnell herauszufinden, woher einer kam, was er tat, und wer
er war. Man kam schnell ins Gespräch, und so wußte Peter
Lickert, daß Breitstetter noch bis vor drei Monaten das Leben
eines biederen Buchhalters geführt hatte. Ein Onkel, der in
Kämpen auf Sylt ein großes Haus besessen hatte, schien in
den letzten Stunden seines arbeitsreichen Lebens sein Herz für
Hermann Breitstetter entdeckt zu haben. In einer letzten
Verfügung hatte der Sterbende sein umfangreiches Vermögen
einer Stiftung zur Erforschung von Krebskrankheiten vermacht und sage
und schreibe zwei Millionen in bar seinem Neffen.
    Breitstetter machte – seinen eigenen Worten nach – erst
mal Urlaub, um sich von der Erbschaft zu erholen.
    »Hab’ Stimmen und Krach gehört. Denke, da
scheint’s noch mehr Leute zu geben, die nicht schlafen
können. Nach diesem prachtvollen Sonnentag ist das kein Wunder.
Man fühlt sich gleich aufgepulvert, nicht wahr?«
    Er sprach wie ein pensionierter General. Zackig und abgehackt. Wo
er sich ein Wort ersparen konnte, tat er das.
    Martens und Lickert waren fest überzeugt davon, daß ihr
lautstarkes Verhalten Breitstetter nach unten gelockt hatte, wo er
hoffte, noch einen kleinen Plausch zu machen.
    Dies stimmte jedoch nur zum Teil. Niemand wußte, daß
Hermann Breitstetter bereits die Rückkehr Peter Lickerts
beobachtet hatte und auch Zeuge des Dialogs zwischen dem Wirt und dem
frischen Ehemann geworden war. Breitstetter hatte hinter der Tür
gestanden, die zum Treppenhaus führte. Hier hatte er alles
hören können. Er war ein sehr aufmerksamer und
nachdenklicher Zuhörer. Heimlich war er wieder die Treppe
hochgeschlichen, hatte dann seine Zimmertür fest ins
Schloß gedrückt und so getan, als käme er erst jetzt
von oben.
    »Nein, kein Ehekrach«, bemerkte Lickert auf die
entsprechende Frage und erzählte, was sich zugetragen hatte.
Seine Wut auf die Polizei unterdrückte er nicht.
    »Dem können wir nachhelfen«, knurrte Breitstetter,
der den Kopf schüttelte und dem die Reaktion des Polizisten am
Telefon offenbar auch nicht gefiel. »Wenn Sie ernsthaft Sorgen
haben, dann kümmern wir uns persönlich darum. Machen wir
uns auf den Weg. Sehen wir nach dem rechten. Eine kleine private
Suchaktion wäre nicht verkehrt. Ich helfe Ihnen, und Herr
Martens wird sich sicher anschließen, nicht wahr?«
    Der Wirt nickte, aber ganz glücklich schien er bei dieser
Vorstellung nicht zu sein.
    »Mysteriös, das mit der Mühle«,
schüttelte Breitstetter den Kopf. »Hätte schwören
können, daß dort niemand wohnt. War schon ein paarmal
dort. Ein baufälliges Relikt. Sieht so aus, als würde die
Mühle beim nächsten Herbststurm umfallen. Und da wohnt ein
Mensch drin?«
    Peter Lickert nickte. »Ein komischer Knabe. Alt und
zerbrechlich wie seine Mühle. Und grau. Das Namensschild an der
Tür war nagelneu. Tössfeld stand darauf.«
    Ernst Martens biß sich auf die Lippen. Hermann Breitstetter
sah es aus den Augenwinkeln heraus.
    Martens hatte Angst.
    »Gehen wir. Die Sache interessiert mich. Dem Alten gucken wir
mal auf die Finger.« Breitstetter war ganz aus dem
Häuschen. »Wenn der junge Frauen fängt, dann versalzen
wir ihm die Suppe. Ich gehe schnell noch mal aufs Zimmer.
Taschenlampe holen und…«
    Seine Augen wurden zu schmalen Schlitzen.
    Schritte draußen auf dem Sand vor der Pension erregten seine
Aufmerksamkeit.
    Peter Lickert und der Wirt vernähmen die Geräusche
ebenfalls.
    Ein unmenschliches, qualvolles Stöhnen.
    Jemand war vor der Tür. Er kratzte daran wie ein Hund.
    Unmenschliche Laute.

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