Macabros 006: Horror-Trip
zusammen. Das war sein Pech. Der Arme starb
schließlich an einem Herzschlag, er muß sich wohl sehr
erschrocken haben, als meine kleine Armee ihn in die Enge
trieb.«
Ein Ruck lief durch Björns Körper. Für den
Bruchteil eines Augenblicks glaubte der Deutsche, daß ein
Defekt auftrat, oder daß seine Anstrengungen nun doch einen
Erfolg zeigten, wenn er auch noch nicht wußte, wie er sich mit
seinem Liliputanerkörper gegen die Übermacht zur Wehr
setzen sollte.
Aber es kam ganz anders.
Ein heftiger Summton mischte sich in das Licht, das von
gleißender Helligkeit wurde.
Hellmark wurde förmlich vom Boden emporgerissen. Wie ein
Blatt im Wind wurde er davon geweht. Farbwellen
überschütteten seinen Körper, er sah, daß die
Glaswände wie Perlmutt schimmerten und er wie ein Geschoß
hindurchjagte, ohne auch nur irgendwo dagegen zustoßen.
Es rauschte und brauste in seinen Ohren, als breche ein
ungeheuerer Sturm los.
Das Licht flackerte, und dann war alles wieder ruhig.
Er merkte, daß er wieder festen Boden unter den
Füßen, daß die Welt um ihn herum sich eigenartig
verändert hatte.
Alles war groß, schemenhaft, er konnte es nicht mehr richtig
überblicken. Und die unübersichtlichen Formen, die sich um
ihn herum auftürmten, wurden gigantisch. Der
Schrumpfungsprozeß ging nun rasend schnell vor sich.
Er befand sich in der Glaskugel auf dem Labortisch. Die Gesichter
der beiden Dämonen und des Schwarzen Priesters waren
große, schummrige Flecken, als er den Blick aufwärts
richtete, die Augen mehrmals schloß und wieder öffnete, in
der Hoffnung, die Bilder klarer zu empfangen.
Aber diese Hoffnung erfüllte sich nicht.
Hellmark fühlte nicht mehr die Kraftlosigkeit, die ihn die
ganze Zeit über gefesselt hatte. Er konnte sich frei bewegen und
gegen die Glaswand trommeln, sich drehen und wenden, wie er wollte.
Doch das nützte ihm wenig. Er war in der fugenlosen Glaskugel
eingesperrt und wurde immer kleiner.
»Laßt mich hier raus!« rief er mit seinem
schwachen Stimmchen.
Höhnisches Gelächter erfüllte ihn. Quappa Orgep sah
sich seinem endgültigen Ziel ganz nahe.
Hellmark war nur noch einen Zentimeter groß, ein kleines,
sich bewegendes Etwas in der sterilen Kugel, ein Menschlein
groß wie eine Fliege.
Riesige Schatten fielen über ihn. Die Gestalt Quappa Orgeps,
die sich näher schob, war ein Koloß, ein
unüberwindlicher schwarzer Berg, an dem er keine Einzelheit mehr
wahrnehmen konnte. Würde der unheimliche Priester ihn jetzt aus
der Kugel herausnehmen, könnte er ihn zwischen den Fingern
zerdrücken.
Der Schrumpfungsprozeß aber setzte sich rasend schnell
fort.
Nur am Rande bekam Hellmark mit, daß ein Ereignis eintrat,
womit weder der Schwarze Priester noch seine beiden unheimlichen
Begleiter gerechnet hatten.
Außerhalb der Glasglocke entstand Unruhe. Quappa Orgep
sprang in die Höhe.
Aus dem Raum hinter der Trennwand stürmten Ajit Lekarim und
Oliver Turnborgh!
Der Inder hatte sich endgültig befreit. Ohne zu zögern
hatte er auch seinem Mitgefangenen sofort die Fesseln
gelöst.
In der Rechten hielt Lekarim einen langen Stab, an dessen vorderem
Ende sich ein kreuzförmiger Aufsatz befand, auf dem wiederum ein
grellbemaltes Fabeltier und hektische rote Zeichen zu erkennen
waren.
Lekarim hatte den Abwehrzauber aus seinem Versteck geholt, ohne
daß die beiden Dämonen und ihr Herr, der Schwarze
Priester, dies bemerkt hatten. Zu sehr war ihre Aufmerksamkeit auf
das Geschehen in der Glaskugel gerichtet.
»Mörder!« rief Lekarim. »Laßt ab von
eurem schändlichen Tun!«
Die beiden Dämonen warfen ihre gräßlichen
Köpfe herum, und ihre schrecklichen Augen glühten. Ein
gellender Aufschrei kam über die breiten, rissigen und
verzerrten Lippen.
Der Anblick des Kreuzes mit den Beschwörungssymbolen
ließ sie herumwirbeln. Sie schlugen die Arme vor das Gesicht,
drehten sich ab und knurrten wie wilde Tiere, die am Angriff
gehindert wurden.
Ganz anders reagierte Quappa Orgep.
Er begriff, daß hier eine Situation sich entwickeln konnte,
die seinen ganzen Plan unter Umständen vereitelte.
Im Moment war kein Verlaß auf seine beiden Leibwächter.
Die wanden sich, als litten sie unter größten
Schmerzen.
Lekarim drückte im Vorbeilaufen den Abwehrstab einem der
Dämonen auf den Rücken. Der konnte nicht rechtzeitig
ausweichen, zuckte zusammen und schrie fürchterlich auf, als
würde ihm jemand ein Brenneisen auf die Haut drücken.
Lekarim stürmte auf den Schwarzen Priester
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