Macabros 007: Totenacker der Dämonen
Hellmark, nun
zusetzte.
Vor den Augen des Hintergangenen begann alles zu verschwimmen.
Er stieß das Glas um, ohne es zu bemerken. Die
Flüssigkeit floß über die Tischplatte, tropfte auf
die Erde.
»Sie sind immer auf der Suche nach uns«, hörte er
die Stimme seines Feindes wie durch eine dicke Wattewand. »Nun
haben Sie uns gefunden. Wir sind Ihnen sogar
entgegengekommen.«
Die Stimme triefte vor Hohn.
Björn schalt sich einen Narren. Wie hatte das passieren
können? Er kam nicht darauf, sein Hirn arbeitet zu langsam.
Einmal hatte es so weit kommen müssen. Sie arbeiteten mit
allen Tricks, und man erkannte sie nicht. Die Geister aus einer
anderen Welt mischten sich unter die Menschen. Sie nahmen deren
Gestalt an.
»Aber das wird kein Glück für Sie sein. Sie werden
diese Welt verlassen, sie werden einkehren in den Hades, der den
Menschen zugedacht ist. Wir leben von ihren Seelen, die ausfahren,
die sie uns versprochen haben. Das Leben, das sie aushauchen,
gehört uns. Für alle Ewigkeiten.«
Tod und doch ewiges Leiden? Ein scheinbarer Widerspruch. Und doch
war es keiner. Es gab Dinge, die schlimmer waren als der Tod: wenn
ein Leben zum Spielball der Dämonen wurde.
»Wir sind am Ziel, Björn Hellmark. Es gibt kein
Entrinnen mehr. Auch für Carminia Brado nicht.«
Glühende Nadeln durchführen sein Hirn, als er diesen
Namen hörte.
Carminia? Was war mit ihr?
Er atmete stoßweise. Das Atmen wurde zur Qual. Langsam
drückte er sich am Tisch hoch. Er schaffte es, auf die Beine zu
kommen. Unter ihm schienen heiße Wellen durch den Boden zu
laufen.
»Carminia?« wisperte er. Sein Blick hob sich. Aber er
sah nicht mehr das Gesicht von Boris Markoff, wie es ihm zuerst
begegnet war.
Ein riesiger, blutiger Mond schwamm vor ihm in der pulsierenden
Dunkelheit, und dahinter gähnte der Eingang in ein
stockfinsteres Zimmer.
Das Antlitz, das den Raum erfüllte, war dreimal so groß
wie ein normaler menschlicher Kopf. Es war blutigrot, der Mund war
leicht geöffnet und zerfasert, eingekerbte Lippen, die von einer
furchtbaren Kralle aufgerissen worden zu sein schienen, zuckten
leicht. Große dunkle Brillengläser verdeckten die
Augen.
Ein langgezogener, schrecklicher Klagelaut kam aus der
gähnenden Mundöffnung, und übler Atem streifte
Hellmarks Gesicht.
Der Mann, der sich Boris Markoff nannte und nicht Boris Markoff
war, zeigte nun sein wahres Gesicht.
*
Hellmark konnte sich kaum aufrecht halten. Das Präparat, das
in seinem Körper wirksam wurde, raubte ihm alle Kraft.
Doch der Gedanke an Carminia trieb ihn Schritt für Schritt,
den er mühselig machte, auf das große, das ganze Zimmer
ausfüllende Gesicht zu.
»Carminia… hier?« stammelte er. »Was habt
– Ihr mit ihr gemacht…?«
Das hatte er nicht gewollt. Carminia sollte nicht in die Dinge mit
einbezogen werden. Aber darauf nahmen die Gegner keine
Rücksicht. Ihnen war jedes Mittel recht.
»Hier?« echote die Stimme. »Nein. Dort. Sie
befindet sich in meinem Reich.«
Das große blutige Gesicht mit den undurchsichtigen
Brillengläsern wich weiter zurück, verkleinerte sich,
verschwand in der zunehmenden Dunkelheit.
Hellmark taumelte nach vorn. Zwei, drei Schritte. Er rannte gegen
einen Sessel, hielt sich an der Rückenlehne fest, torkelte wie
ein Betrunkener, ein Sterbender, der seine letzte Kraft sammelte und
sich noch einmal aufrichtete.
War Carminia in dem anderen Zimmer? Hielt man sie dort gefangen?
Tot oder lebendig?
Er fühlte seinen schwachen Herzschlag bis zum Hals, sein
Körper zitterte. Man hatte ein Wrack aus ihm gemacht.
Er konnte nichts mehr für sich tun. Aber vielleicht noch
für Carminia. Wenn sie hier war.
Er warf sich nach vorn, griff nach dem Türpfosten und krallte
sich in das lackierte Holz.
Ein Schritt vorwärts.
»Carminia?«
Er lauschte. Das Blut rauschte in seinen Ohren. Er hatte das
Gefühl, als senke sich ein riesiger Stein auf seine Brust herab.
Seine Lungen pfiffen. Er sah nicht mehr die Hand vor Augen.
Da merkte er, daß er gar nicht mehr an der Stelle stand, wo
er sich noch eben festgehalten hatte.
Er hatte losgelassen, einen weiteren Schritt in die Dunkelheit
getan wie in Trance.
Ein Sog erfaßte ihn.
Er wurde in die Tiefe gezogen wie in einen Schlund, in einen
endlosen Schacht, der sich in seinem Mittelpunkt rasend schnell zu
drehen schien.
Kaskaden von Farben, Geräuschen, ein Rauschen wie von einem
heftigen Sturm.
Dann Stille. Der Fall war zu Ende.
Das Dunkel lichtete sich.
Der große
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