Macabros 007: Totenacker der Dämonen
einfach verschwinden, sich nicht in Luft auflösen. Er
hinterließ eine Spur.
Aber hier versagten die Mittel und Kombinationen
herkömmlicher Denkweise.
Hier mußte man mit anderen Methoden rangehen.
Eine Stunde lang opferte er allein, um Tempel und Geheimgang zu
inspizieren. Und die gründliche Arbeit lohnte sich.
Er stieß in dem Gewölbe auf mehrere kleine Nischen, die
von genau passenden kopfgroßen Steinen abgedichtet waren. In
den Nischen lagen einzelne Knochen, die mit unverständlichen
Schriftzeichen bedeckt waren. Im Licht der Taschenlampe zeigte sich,
daß sie mit roter Farbe beschriftet waren.
Rot wie Blut.
Rani Mahay machte eine Entdeckung, die den makabren Fund
übertraf.
Der Thron des Meisters war nicht fest im Boden verankert.
Wiederholte Male tastete der breitschultrige Inder über die
Fugen, als ahne er, daß es dort einen geheimen Mechanismus
gäbe.
Und wie von Geisterhand gelöst glitt plötzlich lautlos
ein Stein zurück. Der ganze Thron kippte um dreißig Grad
nach vorn. Ein Hohlraum tat sich auf. Der war ausgelegt mit rotem
Samt. Und darauf lag das Buch.
Es wog schwer.
Rani hob es herauf. Keiner der beschäftigten Beamten merkte
es zuerst. Der Koloß von Bhutan schlug es auf.
Der Text mit den verschnörkelten Buchstaben war in
lateinischer Sprache abgefaßt. Mahay konnte nichts damit
anfangen.
Einigermaßen leserlich waren die Namen, welche die einzelnen
Mitglieder unter den Text mit ihrem Blute geschrieben hatten.
Mahay informierte Captain Lincoln.
»Ich habe eine Bitte an Sie, Captain«, sagte der
braunhäutige Mann. »Wenn Sie dieses Buch ausgewertet haben,
lassen Sie mich bitte wissen, wer die Menschen waren, die von den
Teufelsanbetern geopfert wurden. Vielleicht können wir noch
etwas für sie tun.«
Lincoln blickte den Mann, der ihn um drei Köpfe
überragte, an, als hätte er den Verstand verloren.
»Ja, ja«, murmelte er. »Wenn Sie meinen, daß
es noch hilft, gem.«
Eine Viertelstunde später verließen sie das alte Haus
in Greenwich Village. Alle Fenster wurden verschlossen, alle
Türen versiegelt.
In der Nähe des Hauses postierte Lincoln einen Posten.
Peter Ellis suchte sein Hotelzimmer an der Straßenecke auf,
um dort die Nacht zu verbringen. Mahay kehrte in das Ambassador
zurück.
Dies alles wurde von einem Mann beobachtet, der in seinem Wagen
zwischen anderen auf dem dunklen Parkplatz in der Nähe des
Hotels saß.
Der Mann hinter dem Steuer war Frank Fleetwood.
In, den Augen des geheimnisumwitterten Anwalts glomm ein wildes
Feuer: Angst und Entschlossenheit.
Fleetwood hatte versagt. Er mußte etwas gutmachen. Er war zu
allem entschlossen, die geheimnisvollen Mächte, denen er diente,
zufriedenzustellen, um nicht selbst in den Teufelskreis der
Vernichtung zu geraten.
Das, was ihn erwartete, war schlimmer als der Tod. Er wußte
es genau, denn er selbst hatte die Opfer auserwählt, die diesem
Schicksal anheimgefallen waren.
Die Welt der Finsternis, die Herrscher des Dämonenreiches
legten andere Maßstäbe an.
Wer sich ihnen einmal verschrieben hatte, konnte sich nicht mehr
von ihnen lösen. Er war ihnen ausgeliefert, im Leben wie im
Tode.
*
Der Inder blieb noch eine halbe Stunde in der Bar seines Hotels,
ehe er sich entschloß, nach oben zu gehen. Hellmark hatte
versprochen, sich hier wieder mit ihm zu treffen.
Aber Björn kam nicht.
Mahay ging nach oben. Aufmerksame Blicke folgten ihm. Wo der
riesige Mann auftauchte, zog er die Aufmerksamkeit auf sich.
Rani bewegte sich mit federnden Schritten durch den langen,
stillen Korridor.
Die drei Zimmer lagen nebeneinander.
Er klopfte kurz an die Tür, hinter der Hellmarks Zimmer
lag.
Niemand meldete sich.
Er war also noch nicht da.
Rani Mahay ging daraufhin zu seiner Tür, fingerte den
Schlüssel aus seiner Hosentasche und wollte ihn ins Schloß
stecken.
Aber er hielt ihn nicht richtig zwischen den Fingern und so
entglitt er ihm.
Der Aufschlag auf dem Teppichboden war nicht zu hören. Aber
der kleine Unfall spielte sich nicht völlig lautlos ab.
Der Schlüssel rutschte vom Schloß direkt an der
Tür herunter. Es klapperte. In der Stille hallte es durch den
ganzen Korridor.
Prompt erfolgte die Reaktion.
Die gegenüberliegende Tür wurde aufgerissen. Auf der
Schwelle stand eine resolute Frau, grauhaarig, Lockenwickler im Haar,
abgeschminkt.
Eine reiche amerikanische Witwe, wie Zeichner sie gern
karikierten.
»Unverschämtheit«, stieß sie hervor.
»Gibt’s denn hier heute überhaupt
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