Macabros 008: Die Geister-Höhlen
zurück.
»Was muß ich tun?« Hinnerlen sah die Gelegenheit
günstig, Cyril ins Gespräch zu ziehen, während die
anderen nicht da waren.
»Molochos’ Interesse wecken. Warte ab. Vielleicht kommst
du heute weiter als du denkst. Denk an das Mädchen. Molochos
wird Opfer fordern. Wärst du bereit, sie zu
töten?«
»Auf der Stelle.«
»Ich komme auf dich zurück.« Cyril nickte. Das war
das letzte, was Walter Hinnerlen von ihm sah. Der Dämon
verschwand lautlos. Er löste sich auf wie Luft.
Walter Hinnerlen war allein. »Ich werde es auch
schaffen«, murmelte er. Die Besessenheit, die seine Seele
erfaßt hatte, leuchtete aus seinen Augen. »Eines Tages
werde ich sein wie Cyril. Ich werde jeden Ort der Welt aufsuchen
können, ohne auch nur einen einzigen Schritt zu gehen.
Mächtiger Molochos, erhöre mich! Gib mir ein Zeichen!«
Er drehte seinen Kopf zur Zelle, wo Carminia Brado untergebracht war.
Es kam ihm so vor, als hätte er dort ein leises Rascheln
vernommen. »Laß mich der erste sein, der dir das Blut
dieser Frau darreicht, der den Altarstein damit tränkt, der
deine Lieblingsfarbe hat, die des Blutes!«
*
Der Dämon tauchte aus dem Nichts heraus auf.
Doch Dickson-Clinch erschrak nicht.
Er hatte sich langsam daran gewöhnt, daß sich Besucher
aus der Hölle auf diese Weise einfanden.
Dickson-Clinch blickte auf den Dämon, dessen spitzes,
abweisendes Gesicht ihm vertraut geworden war.
»Du wirst nicht an dem Empfang teilnehmen, du wirst absagen.
Morton Clinch.« Der Dämon nannte ihn immer noch bei seinem
alten Namen, obwohl er einen neuen Körper hatte. Clinch
hörte sowohl auf seinen alten als auch auf seinen neuen Namen.
Er hatte nicht die geringsten Schwierigkeiten damit. »Dir wird
schon etwas einfallen.«
»Gut. Und was soll ich statt dessen tun?«
Cyril erklärte es dem Menschen. Der war mit allem
einverstanden.
Der Dämon blieb nicht lange.
Er verschwand auf die gleiche Weise, wie er gekommen war.
Reginald Dickson-Clinch rief unten im Empfang an und bat darum,
seine Rechnung fertig zu machen.
*
Cyrils unheilvoller Geist tauchte unter im Wirrwarr ihn umgebender
Informationen.
In den Kontrolltürmen der großen Flugplätze jener
Länder, wo Hellmark sich per Funk meldete, wo er
zwischenlandete, um neu aufzutanken und dann sofort weiterflog,
schnappte er die entscheidenden Nachrichten auf.
Niemand bemerkte die Anwesenheit des Unsichtbaren, der lauerte,
registrierte und sich darüber Klarheit verschaffte, wie
Hellmarks Flugplan verlief.
Dämon Cyril materialisierte in Honolulu. Hier, auf der Insel
Oahu, wollte Hellmark als nächstes zwischenlanden.
Doch Cyril war als erster dort. Und er legte seine Netze aus.
Er kannte die Straßen und Kneipen, in denen man die
Bekanntschaften machte, die man brauchte.
In der »Manaloa-Bar« verkehrten die Leute, von denen man
genau wußte, daß sie Dreck am Stecken hatten, denen man
ihre schmutzigen Geschäfte aber nicht im geringsten nachweisen
konnte.
Cyril, in der Maske eines amerikanischen Touristen mit Buschhemd
und khakifarbenen Shorts, schwang sich auf einen der leerstehenden
Hocker. Ein braungebrannter Mann mit buschigem Haar schlürfte
neben ihm einen eisgekühlten Gin Fizz.
»Sie sind Yamo, nicht wahr?«
»Stimmt.« Yamo wandte dem Fremden das Gesicht zu: das
Gesicht eines Hawaiianers, breit und grobporig, mit deutlichen
Merkmalen durchfochtener Schlägereien.
»Ich weiß, daß man mit Ihnen Geschäfte
machen kann.«
Der Hawaiianer zeigte sein großes Gebiß. »Kommt
ganz drauf an.«
»Ich weiß es von Fred.«
Der Name funkte. Fred war ein kleiner Gauner, der am Hafen
alleinreisenden Touristen pikante Farbfotos mit nackten Mädchen
anbot und sich auch gegen ein entsprechendes Entgelt bereit
erklärte, den Herrschaften verbotene Plätze zu zeigen, wo
garantiert etwas zu erleben war, was sie ihr ganzes Leben nicht mehr
vergaßen. Das stimmte übrigens. Denn die Herrschaften
wurden in einen Hinterhalt gelockt, niedergeschlagen und ihrer
Wertsachen und ihres Geldes beraubt. Die Polizei kam meistens zu
spät oder gar nicht. Die Betrogenen kamen mit blutenden
Kopfwunden irgendwo wieder zu sich. Manche meldeten ihr
Mißgeschick, andere zogen es vor, zu schweigen, weil sie sich
genierten.
An Fred konnte man sich aber auch wenden, wenn man
größere Dinge im Sinn hatte. Für eine kleine
Vermittlungsgebühr nannte er zum Beispiel Leute wie Yamo.
»Wie groß soll das Geschäftchen sein?« wollte
der Breitgesichtige
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