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Macabros 008: Die Geister-Höhlen

Macabros 008: Die Geister-Höhlen

Titel: Macabros 008: Die Geister-Höhlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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stimmt vieles nicht, Andrew. Denk doch nach! Erst der
eigenartige Nebel, dann der Sturm, dann dieses Eiland. Ich kenne die
Karte, ich weiß, wo wir uns befanden. Im Umkreis von Hunderten
von Seemeilen gibt es keine Insel, die einen solchen Charakter haben
dürfte.«
    Er kratzte sich im Nacken. »Da muß ich dir recht geben,
Darling. Aber ich kann auch einen Fehler gemacht haben. Vielleicht
befanden wir uns südlicher, als wir dachten.«
    »Aber der Zeit entsprechend waren wir nicht weiter als bis
zur Clarin-Graben-Zone, Andrew.«
    Er nahm sie in die Arme. »Du bist nervös. Das ist kein
Wunder. Wir sind auf einer Insel, davon müssen wir ausgehen. Und
das, was ich in der Dämmerung bisher gesehen habe,
läßt große Hoffnung zu. Es gibt Gras, Büsche,
ich habe Umrisse von Palmen gesehen. Wir werden hier Trinkwasser
finden. Auch zu essen werden wir haben. Wir sind nicht auf einem
kahlen Felsklotz gestrandet, auf dem nichts wächst und gedeiht.
Aber dies alles kann ich noch besser beurteilen, wenn es erst Tag
wird.«
    »Es wird keinen Tag geben, Andrew.«
    Er lächelte. »Es wird, Julia, laß dir das gesagt
sein und…«
    »Andrew!« Sie schrie plötzlich auf und riß
ihm das Wort von den Lippen.
    Ihre Hand deutete auf den Höhleneingang. »Da – ist
es wieder!«
    Er hielt den Atem an, er sah es auch. Ein riesiger
Totenschädel schwebte vor ihnen im Eingang der Höhle. Er
sah so furchtbar aus. Julia preßte sich an ihren Begleiter und
krallte ihre Fingernägel in seinen Oberarm.
    Die Vision hielt minutenlang an, dann erlosch sie wieder.
    »Was hat das zu bedeuten, Andrew?«
    »Es müssen Menschen hier leben«, überlegte
Andrew. »Eingeborene. Wir müssen in einer Bucht gestrandet
sein, wo sie möglicherweise ihre Toten beisetzen.« Aber
noch während er dies sagte, merkte er, auf welch schwachen
Füßen seine Hypothese stand. »Ich werde es
herausfinden«, sagte er unvermittelt.
    »Was hast du vor?«
    Er löste sich von ihr und ging direkt auf die Höhle zu.
Nach zwanzig Schritten blieb er stehen. Julia war ihm gefolgt.
    »Bitte gehe nicht rein!« flehte sie.
    »Nur ein paar Schritte!«
    »Ich habe Angst.«
    »Aber es ist wie ein Signal. Wer oder was macht sich damit
bemerkbar?«
    Sie seufzte, und ihre kleinen festen Brüste spannten sich.
»Manchmal habe ich das Gefühl, als wären wir beide
nicht mehr am Leben, Andrew. Ist so der Tod, daß man nicht mehr
weiß, wo man sich befindet, wo es keinen Tag und keine Nacht
gibt?«
    Er blickte sie an. »Ich weiß nicht, Julia.« Seine
Stimme klang ernst. »Ich werde einen Blick in die Höhle
werfen. Warte hier auf mich!«
    Er blickte sich noch einmal um, als gelte es Abschied zu
nehmen.
    Er mußte sich eingestehen, daß er mit einer Situation,
die er nicht begriff, nichts anfangen konnte.
    Julia und er waren Komparsen in einem schlechten Stück, von
dem sie nicht wußten, wie es ausging.
    Sie waren zum Spielball dämonischer Mächte geworden, die
selber die Insel nicht betreten konnten. Ein unsichtbarer Schutzwall
hielt die beobachtenden, lauernden, fiebernden Dämonen ab.
    Es hatte auch gar keinen Sturm gegeben. Eine Insel war aus den
Tiefen des Meeres aufgetaucht, die Insel Marlos.
    Der Trimaran mit Andrew und Julia war nahe genug gewesen, um in
das Geschehen einbezogen zu werden.
    Das Erbe Hellmarks war für die Dämonen tabu. Darum
wurden Andrew und Julia auf die Insel geworfen.
    Durch Menschen konnte auf der Insel etwas geschehen. In dem
Augenblick, wo ein Mensch vor Hellmark die Geister-Höhlen
betrat, wurde ein Vorgang ausgelöst, der die Zukunft
entscheidend bestimmen würde. Die freundlichen Geister, die das
Erbe des Sohnes des toten Gottes gehütet hatten, würden
entweichen. Ihre Botschaft würde in alle Winde verweht, und
Hellmark müßte leer ausgehen.
    Langdon wußte von alledem nichts. Er merkte nur, daß
der düstere, dunkelpulsierende Eingang der Höhle, in dem
der titanenhafte Schädel erschienen war, ihn magisch anzog.
    Er mußte wissen, weshalb es zu der Erscheinung gekommen
war.
    »Ich bin gleich zurück.« Er ließ Julia
stehen.
    Noch drei Schritte, noch zwei, noch einer. Dann passierte er die
Grenze zu einer anderen Welt, und dies im wahrsten Sinne des
Wortes.
    Der Pfad ging bergab, langsam aber stetig. Die Dämmerung
wurde erstaunlicherweise nicht stärker. Er konnte noch immer die
Umrisse der Felswände sehen, die gigantischen Blöcke und
spitzen Felszungen, die aus dem Boden ragten und das Loch, in das er
hineinlief, von allen Seiten wie eine

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