Macabros 008: Die Geister-Höhlen
es außerdem Gästezimmer.
Hier heraus verirrten sich immer ein paar Menschen, auch zu dieser
kühlen Jahreszeit.
Himmel und See waren grau. Die Sonne war heute gar nicht richtig
herausgekommen.
Vor dem Blauen Clubhaus standen mehrere geparkte Wagen.
Ein Mann kam aus dem Eingang, blieb stehen, zündete sich eine
Zigarette an und blickte sich wie zufällig in der Gegend um.
Vom anderen Ende der asphaltierten Straße, die zum Clubhaus
führte, näherte sich in diesem Moment ein Auto. Es fuhr
verhältnismäßig schnell. Zu schnell für
Macabros’ Begriffe.
Es wurde direkt auf den einsamen Mann vor dem Clubhaus
zugesteuert.
Aber der Wagen wurde nicht langsamer. Aus unverständlichen
Gründen beschleunigte der Fahrer plötzlich.
Wie ein Panther jagte Macabros auf den Eingang zu.
Der dort stand begriff im ersten Augenblick nicht, wie ihm
geschah.
Er war weit genug von der Treppe entfernt, um von dem
heranrasenden Wagen einfach mitgerissen zu werden. Doch Macabros war
eine zehntel Sekunde schneller am Ort des Geschehens.
Der Zigarettenraucher wurde wie von einer Titanenfaust
gepackt.
Er flog zurück. Macabros begrub ihn förmlich unter
sich.
Sie spürten beide den Luftzug, als der Wagen wie die Schneide
eines Riesenmessers an ihnen vorbeiwischte.
Um Haaresbreite verfehlte sie das Fahrzeug.
Der Mann, den Macabros zu Boden geworfen hatte, riß benommen
den Kopf in die Höhe. Macabros war dem Fremden behilflich, auf
die Beine zu kommen.
Keiner der Gäste im Clubhaus hatte etwas von dem Vorfall
bemerkt. Keiner erfuhr etwas von dem mysteriösen Auto, das die
Seestraße hinabraste und das Macabros drei Minuten später
verlassen auffand.
In seiner Begleitung befand sich der Mann, dem er das Leben
gerettet hatte.
Es handelte sich um den Fremden, der Björn Hellmark in dessen
Bungalow angerufen hatte.
*
Beide blickten sich in der näheren Umgebung um.
Weit und breit keine Spur von dem Amokfahrer.
Der Motor lief noch, der Wagen war aufgeschlossen.
Den mysteriösen Fahrer aber hatte der Boden verschluckt.
»Ich heiße Peter Giblinger«, stellte der Mann sich
vor. »Und Sie sind Björn Hellmark. Ich habe Sie sofort
erkannt. Vielen Dank.« Er warf die Zigarette, die er angeraucht
hatte, in den See und starrte ihr nach. »Entschuldigen Sie,
daß ich vorhin so geheimnisvoll getan habe. Aber es war reine
Vorsicht. Doch ich habe mich offenbar trotzdem nicht genügend
vorgesehen, Herr Hellmark. Sie haben selbst gesehen, was man mit mir
vorhatte.«
Macabros nickte. Aber er machte sich auch noch andere Gedanken
über den Vorfall.
Er hatte gelernt, vorsichtig zu sein, und die Dinge nicht immer so
hinzunehmen, wie sie sich darstellten. Das Ganze konnte inszeniert
sein, um die Ausführungen und die Geheimnistuerei Giblingers zu
unterstreichen.
Doch Hellmark alias Macabros verfügte über eine nicht
alltägliche Menschenkenntnis.
Giblinger machte keinen schlechten Eindruck.
Er wirkte allerdings sehr nervös. Dauernd strich er sich die
angegrauten Haare aus der Stirn.
Giblinger hatte eine kräftige Nase und aufgeworfene
Lippen.
Er griff sich an den oberen Kragenknopf. »Eins verstehe ich
nicht«, murmelte er. »Wieso können Sie schon hier
sein? Ich hatte doch gerade erst den Telefonhörer aus der Hand
gelegt und bin aus der Tür gekommen. Da standen Sie schon vor
mir.«
Das Ganze kam ihm unheimlich vor. Macabros konnte das verstehen.
Es war ursprünglich auch nicht seine Absicht gewesen, sofort auf
der Bildfläche zu erscheinen. Eigentlich hatte er sich
zunächst aus sicherer Entfernung vergewissern wollen, ob auch
alles seine Richtigkeit hatte und wer es war, der ihn auf diese
mysteriöse Weise zu sprechen wünschte. Aber der Ablauf der
Dinge hatte ihn zum Handeln gezwungen.
»Das kommt Ihnen komisch vor, ich weiß. Nehmen Sie
einmal an, ich könne hexen – und lassen Sie es dabei
bewenden. Es ist doch gut, daß ich so frühzeitig gekommen
bin, oder nicht?«
»Hexen?« echote Giblinger. »Ja, vielleicht haben
Sie recht. Man erzählt sich solche Dinge über Sie im Club.
Einige behaupten, Sie könnten an zwei Orten zu gleicher Zeit
sein. Ich glaube, das ist möglich, das ist durchaus
möglich.«
»Von was für einem Club reden Sie?«
»Club ist eigentlich der falsche Ausdruck. Es ist mehr eine
Loge, eine geheime Bruderschaft, wenn Sie so wollen. Wir nehmen
Kontakte zum Jenseits auf, wir sprechen Beschwörungsformeln und
versuchen aus der Chronik der Totenpriester brauchbare Ergebnisse
für unsere Arbeit
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