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Macabros 011: Im Leichen-Labyrinth

Macabros 011: Im Leichen-Labyrinth

Titel: Macabros 011: Im Leichen-Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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diese
unheimlichen Gestalten von uns?«
    Diese Fragen und noch mehr beschäftigten auch ihn. Aber es
gab keine Antworten darauf.
    Guilome fühlte das harte Gestein. Von dieser Seite war es
warm.
    In der Dunkelheit vor ihnen entstanden merkwürdige
Geräusche, Glucksen und leises Schmatzen, als gäbe es hier
einen Sumpf.
    Zwischen den zahllosen Säulen, die wie ein dichter Wald
wirkten, bewegten sich schattengleiche Gestalten. Bei genauerem
Hinsehen glaubten sie die wandelnden Leichen zu erkennen, die sie in
diesen mysteriösen Saal geschoben hatten.
    »Es muß einen Weg nach draußen geben«,
preßte Guilome hervor. Peter blieb ständig dicht an seiner
Seite. Die Welt, die sie umgab, war fremd und bedrohlich, und die
paßte überhaupt nicht in das Innere dieses Berges.
    Sie war etwas ganz anderes. Man fühlte es körperlich,
daß hier Angst und Entsetzen zu Hause waren und der Gedanke
daran, daß Christine sich in diesem Säulenwald und in der
Finsternis verirrt haben könnte, erfüllte sie beide mit
maßlosem Grauen.
    Peter sagte überhaupt nichts. Wie ein kleines,
eingeschüchtertes Kind war er ständig zwischen ihnen. Auch
er sah die schauerlichen Gestalten in der Dämmerung.
    Ein eigenartiges Zwielicht herrschte. Der Boden zu ihren
Füßen bestand aus farblosen quadratischen Platten. Wenn
sie darauf liefen, hörte man nicht ihre Schritte.
    »Wir müssen Christine suchen«, machte Guilome sich
wieder bemerkbar. »Sie ist hier wie wir. Aber sie muß in
ihrer Angst weitergelaufen sein. Irgendwo hinter den Säulen im
Raum hinter dem unendlichen Dunkel, vielleicht steckt sie
dort?«
    Edda Guilome zuckte die Achseln. »Aber was nützt es,
wenn wir sie finden, Heinz? Wir können nicht zurück!«
Plötzlich verlor sie die Nerven. Das Außergewöhnliche
und die Aussichtslosigkeit der Lage schien ihr mit einem Mal
völlig klar zu sein.
    Sie schlug die Hände vors Gesicht, und ihr ersticktes
Schluchzen drang gerade noch hörbar an die Ohren der beiden
Menschen. Die Luft in dieser Titanenhalle trug die Laute nicht
weiter.
    »Wir werden eine Möglichkeit finden. Nur nicht die
Nerven verlieren! Beruhige, dich, meine Liebe«, redete Dr.
Guilome auf seine Frau ein.
    Hinter den Säulen in ihrer Umgebung rührte sich etwas.
Zerklüftete, verwüstete Gesichter tauchten auf und
verschwanden wieder. Dunkle, leere Augenhöhlen gähnten in
der pulsierenden, geisterhaften Dämmerung.
    »Wir – sind – tot!« schluchzte Edda Guilome.
»Das ist die Wahrheit, Heinz! So also ist das, wenn man das Tor
zur anderen Seite auf stößt!«
    Die Hölle? Sah so die Hölle aus?
    Sie blieben dicht beisammen, als sie zwischen den mächtigen
Säulen dahin schritten, die in einen schwarzen, tief
herabhängenden Himmel eintauchten.
    Die geisterhaften Totengestalten beobachteten sie. Überall
tauchten sie plötzlich auf. Aber niemand griff sie an.
    Die Umgebung veränderte sich. Die Guilomes hatten das
Gefühl, seit Stunden auf den Beinen zu sein. Der Säulenwald
wurde dichter, die Luft schwärzer. Die Leichen waren
verschwunden. Die Guilomes wanderten durch eine bedrückende
Finsternis. Sie hielten sich an den Händen, um sich nicht zu
verlieren.
    Wie Roboter bewegten sie sich.
    Dann lichtete sich der Säulenwald. Eine schwarze, blubbernde
Fläche lag vor ihnen, in die ein Weg führte, der so schmal
war, daß sie hintereinander gehen mußten.
    Der Pfad durch den Sumpf führte auf eine Insel, die unter
grünlichem Licht lag. In dem schwarzen Wasser schwammen faulige
Baumstämme. Spinngewebe zog sich über die knorrigen,
unbelaubten Äste.
    »Da vorn ist ein Licht!« sagte Edda Guilome
plötzlich.
    Es war ein sehr schwaches Licht.
    »Sieht aus – wie ein Loch in der Decke!« entfuhr es
Heinz Guilome.
    Er lief ein paar Schritte weiter, seine Frau und den Jungen
zurücklassend, die sich kaum noch auf den Beinen halten konnten.
Beide klagten über Schmerzen und Durst. Doch gegen beides
vermochte er nichts zu unternehmen. Es gab hier weder Wasser noch
schmerzstillende Medikamente.
    Er lief bis an den entgegengesetzten Rand der seltsamen Insel.
Überall waren schwarze, hohle Baumstämme angetrieben
worden. Aus dem schwarzen Himmel über ihm fielen schmierige
Lianen herab, die sich wie Schlangen bewegten.
    Auch von dieser Seite der merkwürdigen Insel führte ein
schmaler Pfad weiter in das Dunkel auf die Stelle zu, woher das graue
Leuchten kam.
    »Ich bin gleich wieder zurück. Ich sehe mich nur mal
um!« rief er nach hinten. »Bleibt, wo ihr seid!

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