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Macabros 011: Im Leichen-Labyrinth

Macabros 011: Im Leichen-Labyrinth

Titel: Macabros 011: Im Leichen-Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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einen schnellen Blick.
    Der Arzt ging weiter. Hell leuchtete die Taschenlampe und wies den
Weg.
    Peter Guilome zitterte am ganzen Körper. Man merkte ihm
regelrecht an, daß er nur widerstrebend folgte.
    War der Junge nicht normal? Hatte er sich etwas zuschulden kommen
lassen, worüber er mit niemand sprechen konnte? Die blonde Frau
mußte mit Gewalt trübe Gedanken
zurückdrängen.
    Der holprige Weg machte einen Knick. Dann lag die glatte, schwarze
Wand vor ihnen.
    »Da war es!« Peter schluckte heftig.
    Wirr hingen die Haare in seinem Gesicht. Im Schein der Lampe
wirkte seine Haut noch fahler und seine Augen fiebrig.
    Der Vater tastete die Wand vorsichtig ab. Kalt und hart waren die
Felsen. Nirgends gab es ein Loch oder einen Spalt, durch den
Christine durch Zufall gestürzt sein konnte.
    Heinz Guilome kam ein Verdacht. Siedendheiß überlief es
ihn.
    Die beiden hatten sich etwas ausgedacht! Sie wollten die Eltern
ängstigen. Beide wußten, weshalb man sich hier traf. Sie
wollten ihren Teil dazutun.
    »Peter!« Die Stimme des Mannes klang belegt. »Nun
hör mir mal gut zu, wenn…«
    »Vater!« Der gellende, markerschütternde Aufschrei
des Jungen riß ihm die Worte von den Lippen.
»Daaaa!«
    Heinz und Edda Guilomes Köpfe ruckten herum.
    Die Unheimlichen kamen aus allen Richtungen. Sie lösten sich
aus der nachtschwarzen Finsternis der geräumigen Höhle und
kreisten die drei Menschen ein.
    Peter drückte sich an seinen Vater.
    Edda Guilome ging einen Schritt zur Seite.
    Sie erwischte es zuerst.
    Die lebenden Toten kamen auch von hinten, aus der Wand, die ihre
harte, grobstoffliche Struktur plötzlich auf geheimnisvolle
Weise verlor.
    Edda Guilome wurde durch die Wand gerissen und verschwand in einer
wallenden, pulsierenden Dunkelheit.
    Heinz Guilome warf sich nach vorn. Er ging zum Angriff über.
Seine Hände griffen auf hartes, knochentrockenes Fleisch.
    Der Unheimliche bewegte sich. Seine Finger spreizten sich. Die
trockene Haut knisterte.
    Dieses Wesen, in dessen Körper kein Tropfen Blut mehr
floß, das nicht mehr im wirklichen Sinn aus Fleisch und Blut
bestand, lebte dennoch. Es atmete nicht, denn es hatte keine Lungen
mehr. Und doch lebte es!
    Heinz Guilome wurde abgeblockt. Mehrere Hände griffen
gleichzeitig nach ihm. Er schlug verzweifelt um sich und trat. Es
knirschte und krachte in den Körpern, die er traf, aber wie eine
Wand rückten sie auf ihn zu.
    »Lauf, Peter! Lauf!« entrann es seinen Lippen. Aber
Peter kam auch nicht an dieser Mauer aus wandelnden Leichen
vorbei.
    Er wurde zurückgerissen und tauchte in der Felswand ein wie
in eine senkrecht stehende Wasserfläche.
    Heinz Guilome wurde niedergeschlagen. Wie Dreschflegel sausten die
spitzen Finger auf ihn herab. Seine Haut platzte auf, und er blutete
aus mehreren Wunden.
    Sie rissen ihn hoch. Er wurde zum Spielball der schrecklichen
Gestalten. Über sein Gesicht liefen Blut und Schweiß und
klebten in seinem schwarzen Lippenbart.
    Guilome wurde herumgeschleudert. Er flog gegen die Wand und
spürte keinen Widerstand mehr. Er torkelte und stürzte zu
Boden.
     
    *
     
    »Heinz!« Er hörte die vertraute Stimme neben sich
und er wußte nicht, ob Minuten, Stunden oder Tage vergangen
waren.
    »Edda!«
    Er hob den Kopf. Seine sämtlichen Glieder schmerzten.
    »Wo sind wir hier, Heinz?«
    Er richtete sich auf. Die Umgebung war düster, beklemmend und
gespenstisch.
    Er griff in etwas Weiches, zuckte zusammen und richtete den Blick
darauf. Da erkannte er, daß es sein Sohn Peter war.
    Dr. Guilome wischte sich übers Gesicht. Alles blieb
verschwommen. Die massigen Säulen wankten vor seinen Augen wie
Gummi hin und her. Die schwarze, undurchdringliche Luft im
Hintergrund dieser endlosen, rätselhaften Halle wogte auf und
nieder.
    »Ich weiß nicht, wo wir sind«, ächzte er,
während er mühsam auf die Beine kam. Die Luft war stickig,
und ein unangenehmer Geruch nach Verwesung, Erde und Sumpf stieg
ihnen in die Nase. Er war Peter und Edda behilflich.
    Seine Frau wankte. »Ich finde für dies alles keine
Erklärung«, fuhr er fort und hatte das Gefühl, die
Worte laut herausschreien zu müssen. Die Luft um sie herum war
wie Watte, und jedes Geräusch schien schon im Keim erstickt zu
werden. »Die Hauptsache zunächst ist jedoch, wir sind alle
zusammen.«
    Aber das stimmte nicht ganz. Christine fehlte. Weit und breit war
keine Spur von ihr.
    »Wie kamen wir durch die Wand, Heinz?« Edda versuchte,
den ungeheuerlichen Vorgang zu klären. »Was wollen

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