Macabros 016: Geisterheere aus dem Jenseits
Freund Charles, ein
untersetzter Mann mit dickem Lippenbart.
»Das Haus. Ich dachte, es wäre neu. Es kommt mir so alt
und baufällig vor.«
»Ja, du hast recht. Wenn…«
Charles packte seinen Freund am Arm. »Da vorn…«,
wisperte er erregt. »Da ist doch etwas… vom Haus
her…«
Perpignan zuckte zusammen. Er sah es auch. »Wie in der
Schrift«, murmelte er. »Die Horden, die Geisterheere, die
angekündigt sind, wenn einer überzieht.«
»Sie kommen auf uns zu!«
Ein Rauschen erfüllte die Luft. Düster und grau wirkte
der Himmel, und unheimliche Geräusche drangen an ihre Ohren.
»Schnell!« schrie Charles! »Wir müssen hier
weg.«
So hatten sie sich ihre Ankunft nicht gedacht. Sie wollten das
Haus sehen und dort einen Besuch machen, um dann darüber zu
beratschlagen, was zu tun sei, um das gespenstische Treiben der durch
Munuel ins Diesseits gerufenen Kräfte zu beseitigen.
Sie wußten es: Sie brauchten die Geisteruhr dazu. Aber die
wirkte nicht, solange sie nicht in der Lage waren, weitere
Teilstücke in ihren Besitz zu bringen. Charles besaß
eines, aber inzwischen wußten sie, daß es mindestens drei
sein mußten!
Charles klemmte sich hinter das Steuer.
Der Boden unter ihnen erzitterte. Das Heer der Geisterreiter
preschte auf sie zu.
Der gesamte Horizont und die Atmosphäre waren von diffusem
Licht und einer solch grausigen Stimmung erfüllt, daß sie
sich fürchteten.
»Halt!« Ein Mann. Groß, blond, breite Schultern.
Wie aus dem Boden gewachsen tauchte er neben dem Professor aus Paris
auf. »Sie sind Professor Perpignan, nicht wahr?«
»Ja.« Wo kam der Mann her? Wie kam er hierher? Sie
hatten ihn nicht kommen sehen.
Die Reiter preschten näher.
»Kommen Sie, schnell!« stieß Perpignan hervor.
»In den Wagen. Da vorn, die Staubwolke… Sehen Sie denn
nicht?«
Perpignan stolperte um das Auto herum.
»Professor! Sie haben einen Teil der Geisteruhr, nicht
wahr?« Macabros hielt ihn am Arm fest.
»Die nützt uns nichts! Es fehlten die Teilstücke.
Mein Gott, so kommen Sie doch!«
Schon röhrte der Motor auf. Deutlich waren die ersten Reiter
zu erkennen, die weißen Knochen der riesigen Pferde und die
blinkenden Schwerter.
Sie würden die drei Menschen und das Auto niedertrampeln, und
nichts mehr würde von ihnen übrigbleiben; und morgen
würde irgend eine phantastische Geschichte von einem
merkwürdigen Unfall in der Zeitung stehen, und kein Mensch kam
auf die Idee, den Dingen auf den Grund zu gehen.
»Sie nützt etwas. Sehen Sie hier!« Macabros
öffnete die Hand. Es waren zwei Teilstücke, die auf zwei
Stellen am Mittelstück paßten.
Mit dem Gegenstück, das Charles in seinem Besitz, von dem er
aber nie Gebrauch gemacht hatte, waren die Bedingungen
erfüllt.
Mindestens drei mußten es sein.
Perpignan stöhnte leise. Er brachte es nicht fertig, den
Blick von der unheimlichen Kulisse zu nehmen.
»Professor!« Macabros schüttelte ihn. »Unsere
Zeit läuft uns davon! Wir haben nur diese eine
Gelegenheit!« Macabros stellte sich darauf ein, daß alles
schiefging. In dem Fall gab es für ihn nur noch eins: Perpignan
und seinen Begleiter an einen sicheren Ort zu bringen, denn die
Flucht mit dem Wagen war nun auch aussichtslos. Das Geisterheer war
zu nahe.
Jetzt blieb nur noch die Flucht nach vorn.
Perpignan öffnete mit zittriger Hand die Tasche, die er vom
Rücksitz riß.
Die Tasche fiel ihm aus der Hand. Macabros bückte sich.
Das Dröhnen und Trommeln der hohlklingenden Knochen wurde
unerträglich. Die Luft erzitterte. Es war kein Himmel mehr zu
sehen, und die Männer glaubten, von einer riesigen, grauen
Glocke eingeschlossen zu sein.
Macabros griff nach der Tasche. Das Mittelstück der
Geisteruhr mit dem aufgesetzten Gegenstück rutschte
förmlich zwischen seine Finger.
Macabros beeilte sich.
Er setzte das erste Amulett auf. Es paßte nicht auf Anhieb.
Die Paßstücke waren genau für die einzelnen Teile
vorgesehen. Man konnte und durfte sie nicht verwechseln.
Eine neue Erkenntnis! Wertvolle Sekunden gingen verloren.
Der Wagen machte einen Satz nach vorn. Charles verlor die Nerven.
Er gab Gas. Die Tür auf der anderen Seite stand noch offen. Sie
riß Perpignan mit.
Der Professor stürzte und fiel mit dem Gesicht in den
sandigen Boden.
Der Wall der skelettierten Pferde und Reiter brach über sie
herein.
Charles steuerte genau in das Unheil.
Da setzte Macabros mit fliegenden Bewegungen das letzte
Teilstück auf, riß das handtellergroße Gebilde, das
aussah wie ein
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