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Macabros 018: Knochentunnel in das Grauen

Macabros 018: Knochentunnel in das Grauen

Titel: Macabros 018: Knochentunnel in das Grauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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Versuch,
noch die Kanten des unerklärlichen Mauerdurchbruchs zu fassen,
mißlang ebenso wie die Absicht, sich zurückzuwerfen.
    Es brüllte, stöhnte und wimmerte, als würden
tausend Winde heulen. Eine Nebelwolke hüllte sie ein.
    Marina Koller schrie wie von Sinnen, aber da war niemand, der sie
gehört hätte…
     
    *
     
    »… und wenn er weiter so trödelt, kommt er noch zu
spät zur Schule.« Als müsse sie ihre Worte
unterstreichen, knallte Carminia Brado demonstrativ den
Brötchenkorb auf den Tisch, daß die Backwaren darin einen
entsetzten Sprung machten. Drei kullerten zwischen die Tassen, und
eines wäre vom Tisch gerollt, wäre Björn Hellmark
nicht geistesgegenwärtig nach vorn gesprungen und hätte
danach gegriffen.
    »Schoko!« rief er. »Was soll denn dieser
Temperamentsausbruch?«
    »Das ist bei uns in Brasilien immer so.« Die attraktive
Südamerikanerin, die eine Haut wie Sahnekaffee hatte, stemmte
ihre Hände in die schlanken Hüften, reckte den Kopf und
blitzte Hellmark an. »Pepe muß weg. Sein Lehrer wartet auf
ihn. Vor zehn Minuten hab’ ich ihm gesagt, daß er sich
fertigmachen soll, damit wir noch gemeinsam frühstücken
können. Der Faulpelz denkt gar nicht daran, aus den Federn zu
steigen.«
    »Stimmt nicht!« krähte eine fröhliche Stimme
von oben.
    Beide blickten hinauf.
    Pepe, der kleine Mexikaner, den Hellmark bei einem aufregenden
Abenteuer kennen gelernt hatte, streckte den Kopf aus der
Zimmertür. Unter den Wuschelhaaren blickten zwei müde Augen
in die Gegend. »Ich bin die ganze Zeit schon wach.«
    »Und warum bist du dann nicht im Bad?« fragte Carminia
Brado nach oben.
    Darauf wußte der etwa vierzehnjährige Junge auch eine
Antwort: »Ich beeil’ mich ja schon, Carminia.«
    Unter Eile schien er etwas Besonderes zu verstehen. Er schlich zur
Badezimmertür, als würde er einen Zentnersack hinter sich
herschleppen.
    »Nicht zu schnell!« mahnte Björn. »Du
könntest dir einen Herzinfarkt holen!«
    »Klar, Björn, weiß ich doch. Aber ich
paß’ schon auf, mach’ dir keine Sorgen!«
    Die Tür zum Bad wurde ins Schloß gezogen.
    Björn und Carminia blickten sich an und konnten sich kaum das
Lachen verkneifen.
    In der Küche erklang ein Pfeifton.
    »Nanu?« wunderte die braunhäutige Schönheit
sich. »Da stimmt doch etwas nicht. Seit wann pfeift unsere
Kaffeemaschine? Ich hab’ doch keinen altmodischen Kessel auf die
Herdplatte gesetzt.«
    »Kaffeemaschine ist in Ordnung«, sagte eine markige
Stimme von der Küchentür her.
    Rani Mahay, der Koloß von Bhutan, eine
Küchenschürze um den muskulösen Leib gebunden,
erschien auf der Bildfläche.
    In der Rechten hielt er die Kaffeekanne und spitzte die Lippen zu
einem hellen Pfiff. »Alles fertig«, meldete der massige
Mann mit der bronzefarbenen Haut. Mahay war ein Riese von fast zwei
Metern und zwei Zentnern. An diesem Leib aber gab es kein Gramm Fett.
Der Inder setzte die Kanne auf den Tisch und nahm Platz.
    Sie warteten noch fünf Minuten auf Pepe. Der rumorte oben im
Bad.
    »Heute putzt er sich sogar besonders gründlich die
Zähne«, meinte Björn Hellmark.
    Sie hörten, wie er gurgelte. Dann wieder das Geräusch
der Zahnbürste, die über die Zähne fuhr. Nochmals
fünf Minuten. »Das schafft er nie.« Björn
bestrich sich ein Brötchen mit Butter. Mahay langte herzhaft zu.
Die Brötchen krachten knusprig, wenn er hineinbiß.
    »Etwas ist da nicht in Ordnung«, meinte Björn
unvermittelt. »Er ist doch sonst nie so lahm.«
    »Vielleicht bedrückt ihn was«, warf Rani ein.
    Carminia griff sich an die Stirn. »Jetzt geht mir ein Licht
auf«, flüsterte sie. »Er hat sich gestern mittag schon
so seltsam benommen.«
    »Wie seltsam?« fragte Hellmark.
    »Ich habe ihn in seinem Zimmer meckern hören. ’Mir
reicht’s’, hat er gerufen.«
    »Was reicht ihm?«
    »Wahrscheinlich hat er Schwierigkeiten mit dem
Lernen.«
    Im Bad hörte man das Wasser rauschen.
    »Pepe, Schwierigkeiten?« Björn schüttelte den
Kopf. »Kann ich mir nicht vorstellen.«
    »Ich habe ihn üben sehen. Es gibt da einige Wörter,
die ihm nicht so recht gelingen wollen. Vielleicht sollte man mit
Herrn Heusner darüber reden.«
    Heusner war Pepes Privatlehrer. Er ging sehr schnell voran. Pepe
hatte nie lesen und schreiben gelernt und wußte nicht, was eine
Schule war. Ehe Björn jedoch den Vierzehnjährigen in einer
normalen Schule anmeldete, wollte er ihm ersparen, als großer
Junge in einer ersten Klasse anzufangen. Pepe sollte alle

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