Macabros 018: Knochentunnel in das Grauen
Planet
irgendwann in der Vergangenheit einmal von fremden Lebewesen aus dem
All besucht? Die Diskussion um dieses alte Thema, das im
deutschsprachigen Raum besonders durch Erich von Däniken
angefacht wurde, scheint um eine Nuance reicher geworden zu sein. Wir
haben unseren Mitarbeiter Jan Kolwalski gebeten, an Ort und Stelle zu
bleiben und über eventuelle Entwicklungen sofort Meldung zu
erstatten.‹
Björn blickte auf. »Stein?« murmelte er. »Das
ist ein Auge – ein Auge des Schwarzen Manja!« Davon hatte
er zum ersten Mal in Dwylup gehört! Mit den Augen des Schwarzen
Manja hatte es seine besondere Bewandtnis.
Ein rätselhafter Vogel, von dem sich niemand der heute
Lebenden eine Vorstellung machen konnte, lebte einst auf Xantilon. Es
war ein heiliger Vogel mit sieben Augen. Trotz aller Phantasie konnte
Hellmark sich das Aussehen dieses Vogels nicht vorstellen.
Die sieben Augen waren sowohl im Diesseits als auch im Jenseits
verschollen. Einzeln konnten sie Unheil bringen, wenn mit ihrer Hilfe
wie mit einem verhexten Amulett böse Geister gerufen und
beschworen wurden. Im Verband wurden sie zur Superbombe gegen diese
Mächte. Für Hellmark stand fest: er mußte versuchen,
alle sieben Augen in seinen Besitz zu bringen, und wenn er sie
einzeln aus der Hölle schmuggeln mußte! Im Besitz der
geheimnisvollen Augen konnte er den Schutzwall gegen die Mächte
der Finsternis errichten. Wie das im einzelnen möglich sein
würde, das wußte er noch nicht. Aber die vergangenen
Abenteuer zeigten eindeutig einen Trend: ein Rädchen griff ins
andere, und auf irgendeine Weise war es dann doch immer wieder
weitergegangen, auch wenn er glaubte, in eine Sackgasse geraten zu
sein.
Er erhob sich. Man sah ihm die Unruhe an, die ihn
erfüllte.
Carminia seufzte. »Ich ahn’ schon, was jetzt
kommt«, sagte sie leise.
So war es immer. Von einem Augenblick zum anderen konnte Hellmarks
Interesse geweckt sein.
Der junge Deutsche holte aus dem speziellen Keller, in dem der
Spiegel von Kiuna Macgullyghosh und ein eingemauerter Tresor standen,
den faustgroßen, blutroten Gegenstand, der wie ein Diamant das
Licht reflektierte. »Ich werde ihn mitnehmen und ihn
Görtzner zeigen.« Björn warf einen Blick auf die
Fotografie in der Zeitung. Darauf war nicht allzu viel zu erkennen:
ein dunkler, eiförmiger Brocken, der auf einer Tischplatte lag.
Zeitungsbilder waren nie die besten. Björn wollte sich an Ort
und Stelle einen Eindruck verschaffen.
Er rief die Redaktion des Blattes an und wollte genau wissen, wo
Professor Görtzner zu finden sei. Dort teilte man ihm die
derzeitige Anschrift in Radenthein mit. In derBerggasse bewohnte er eine kleine Zweizimmerwohnung.
Björn bedankte sich.
»Ich komme mit«, schlug Rani Mahay vor. Er band sich die
Schürze ab, die er kurz entschlossen als Serviette benutzt
hatte. »Wie ich die Sache sehe, brauchst du einen
Begleiter.«
»Hast du Vorahnungen oder hast du einen Blick in die Kugel
geworfen?«
Mahay hatte aus Nepal eine Kristallkugel mitgebracht, die einem
Mönch gehört hatte, der sie ihm schenkte, als er sein Ende
nahen fühlte. Die alte Zauberkugel, von der man so oft in
orientalischen und indischen Märchen las, existierte
wirklich.
Eines der legendären Exemplare befand sich im Besitz des
Mannes aus Bhutan.
»Da brauch’ ich gar keinen Blick hinein zu tun«,
erwiderte Rani Mahay. »Das weiß ich auch so schon im
voraus.«
»Du kommst später nach. Zu deinem
Vergnügen.«
»Vergnügen? Wenn du dich irgendwo reinhängst,
sieht’s meistens nicht nach Vergnügen aus.«
»Ich habe lediglich die Absicht, ein bißchen mit
Professor Görtzner zu plaudern und ihm einige Dinge zu
erklären in der Hoffnung, daß er sich dann von seinem
Exemplar trennt. Vorausgesetzt natürlich, daß es sich
wirklich um etwas Echtes handelt.«
»Es hört sich alles vernünftig und einfach
an«, bemerkte der Inder.
»Ist es auch. Und deshalb darfst du sogar Pepe mitbringen. Du
holst ihn von Heusner ab, ihr eßt unterwegs irgendwo gut zu
Mittag, und dann fahrt ihr nach Österreich in die Gurktaler
Alpen. Pepe soll sich mal die Ausgrabungsstätte ansehen. Ich
kann mir denken, daß einem Jungen in seinem Alter das ’ne
ganze Menge Freude macht und Anregungen gibt.«
»Das Ganze hört sich doch wiederum nach einem Ausflug
an. Raffiniert gedacht. Ich nehme an, ich bin mit von der
Partie?« warf die Brasilianerin ein.
»Natürlich, Schoko. Wenn du dir Blasen an den
Fußsohlen holen und Staub schlucken willst,
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