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Macabros 024: Marionetten des Schreckens

Macabros 024: Marionetten des Schreckens

Titel: Macabros 024: Marionetten des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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winzige, lästige Etwas einfach verschlingen. Eine trübe
Wasserwand stieg kerzengerade an der Breitseite auf, dann rollte eine
Welle von vorn heran und hob das Schiff wieder in die Höhe.
    Der graue, tobende Himmel kam in Sicht.
    Alles schien eins zu werden, Meer und Himmel. Es ächzte und
stöhnte, und in das Heulen des ungewöhnlichen Sturms, der
die »Aloha« vor sich hertrieb, mischten sich seltsame
schrille Laute.
    Björn fummelte den Schlüssel, den er von Kapitän
Huarto zum Öffnen der Kühlkammer erhalten hatte, aus seiner
Hosentasche.
    »Sieht fast so aus, als ob Huarto mit seiner Prognose recht
gehabt hätte«, machte Rani sich unvermittelt bemerkbar.
»Das Schaukeln läßt nach. Der Sturm ebenfalls.
Scheint wieder alles gut zu werden.«
    »Nur merkwürdig, daß es gerade jetzt so weit ist,
da wir vor der Kühlkammer stehen.«
    Björn drehte den Schlüssel im Schloß herum.
    »Das paßt zu meiner Theorie. Sie kann nicht
überall gleichzeitig sein.« Die Tür schwang nach
innen. Tiefe Dunkelheit überfiel die beiden Männer. Hier im
Kühlraum, in dem hauptsächlich Getränke lagerten,
waren die Temperaturen schon beträchtlich angestiegen und
unterschieden sich kaum noch von denen in anderen Kabinen auf dem
Schiff.
    Huarto hatte einen Teil der Getränkevorräte
herausschaffen lassen und damit für Platz gesorgt. Auf einer
schmalen Notliege, mit einem feuchten Tuch abgedeckt, war die Leiche
auf gebart.
    Noch sah man sie nicht, denn auch hier konnte man wie überall
im Schiff kein Licht anknipsen.
    Björn hatte eine Taschenlampe dabei, ebenso Mahay.
    Um sich im Gang zurechtzufinden, hatten sie sie bereits
benutzt.
    Hellmark ließ den Strahl ins Innere der Kühlkammer
wandern. Mit ruhiger Hand richtete er ihn auf die Liege.
    Er glaubte, seinen Augen nicht trauen zu dürfen, und doch
hatte er das erwartet, was er sah.
    Die unbekannte Tote war verschwunden – die Liege leer!
     
    *
     
    »Die blutleere Leiche hat sich selbständig
gemacht«, knurrte Björn. »Man meint, ich hätte es
geahnt. Phantoma macht Mätzchen. Erst Vampirleiche, dann nimmt
sie die Gestalt Dorothy O’Thails an und löst sich in ihre
Einzelteile auf und schließlich…«
    »… steht sie wiederum in jener Gestalt vor dir,
Björn Hellmark, die sie so menschlich, so anziehend macht«,
sagte eine eisige Stimme aus der Dämmerung schräg hinter
ihm.
    Björn wirbelte herum. Wie auf ein stilles Kommando hin stand
Mahay neben ihm.
    Ein eiskalter Luftzug streifte ihre Gesichter, eine Windbö
fegte durch den Kühlraum und schlug die Kabinentür hinter
ihnen zu.
    Phantoma stand vor ihnen! In ihrer ganzen verführerischen
Schönheit, auf welche die Männer hereinfielen…
    Das dichte, schwarze Haar fiel füllig auf ihre nackten
Schultern, ihre Augen glänzten wie blankpolierte Edelsteine, und
ihrer Haut entströmte ein verführerischer Duft. Das lange,
seidig knisternde Kleid betonte ihre ideale Figur, und ihr
wohlproportionierter Körper zeichnete sich deutlich darunter ab,
die Linien ihrer Schenkel, ihre Hüften…
    Feucht schimmerten die roten Lippen der Schönen, die in einer
dämonischen Welt geboren wurde, deren Existenz auf die Neugierde
und schließlich das Opfer einer jungen Frau zurückging,
die sich zu weit in die gefährliche Materie unbekannter
magischer Künste gewagt – und dabei verloren hatte.
    »Die Stunde der Wiederbegegnung! Wer hätte gedacht,
daß es unter solchen Umständen dazu kommen
würde«, fuhr sie fort, noch ehe Björn und Rani auch
nur ein einziges Wort sprechen konnten. »Diese Begegnung stand
in den Sternen. Unvorbereitet, ungewarnt sollte sie für dich
kommen, Björn Hellmark. Seit langer Zeit schon beobachte ich
dich. Ich wartete den richtigen Zeitpunkt ab. Der ist jetzt
gekommen!«
    »Du hast geschworen, mich zu vernichten«, murmelte
Björn. Während er sprach, näherte er seine Linke
langsam der Hosentasche.
    »Wie du geschworen hast, das gleiche mit mir zu tun!«
Ihr leises Lachen klang gefährlich und paßte
überhaupt nicht zu ihrem Aussehen. »Aber das wird dir nicht
gelingen. Und schon gar nicht mit der Maske, hast du das ganz
vergessen?«
    Ihr Blick wich nur ganz gering nach unten ab und erfaßte
Björns Hand, die die Dämonenmaske herausziehen wollte.
    Hellmark preßte die Lippen zusammen. Sie hatte recht, was
sie sagte: die Dämonenmaske wirkte bei ihr nicht.
    Phantoma war aus einem anderen Holz geschnitzt. Das Schwert des
Toten Gottes hatte sie gefürchtet, aber das hatte er im Moment
nicht dabei.

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