Macabros 024: Marionetten des Schreckens
Aber schließlich ist seit dem
rätselhaften Stromausfall auf der ’Aloha’ alles
merkwürdig, nicht wahr? Nichts mehr paßt zusammen, alles
spielt verrückt. Menschen und Maschinen. Im Moment geschieht
alles, um uns in Schrecken zu versetzen. Ich bin davon
überzeugt, daß bei Tageslicht manches anders aussieht.
Geister und Dämonen brauchen die Nacht. Das ist ihr Metier.
Halten Sie mich nicht für verrückt! Alles, was ich sage,
mag Ihnen seltsam und verworren vorkommen. Ich möchte Sie um
eins bitten: Halten Sie mich auf dem laufenden, was an
merkwürdigen Ereignissen auf der ’Aloha’ auch immer
passiert! Ich werde versuchen, Ihnen zu helfen. Ich weiß nicht,
in welcher Form das möglich sein wird – und ob es
möglich ist. Es ist mir wichtig, Ihr Vertrauen zu besitzen. Ich
möchte ganz offen mit Ihnen reden…«
Das tat er denn auch. Huarto unterbrach ihn nicht ein einziges
Mal. Es klang alles ziemlich unglaubwürdig, was Björn ihm
plausibel zu machen versuchte. Hellmark sprach von Geistern und
Dämonen wie ein anderer über die Errungenschaften der
modernen Technik.
Er sprach davon, daß es verschiedene Gruppen von
Dämonen gab, höhere und niedere Geister aus dem
geheimnisvollen Schattenreich, das die sichtbare Welt umgab, und
daß selbst hier noch verschiedene Untergruppen zu unterscheiden
waren, wie man die Gattung Mensch in unterschiedliche
Volksstämme einteilte.
Es gab die Dämonen Molochos’ und die Satans, es gab die
Geisterwesen der Jenseitswelten, die blutrünstigen Ursen, die
bisher nur ein einziges Mal in Erscheinung getreten waren, es gab die
rätselhaften Wesen in den Paralleluniversen, und es gab auch
Mandragora und Phantoma, deren Tochter, die auf furchtbare Weise
diese Erde heimsuchten und wie die anderen Geistwesen die Existenz
Hellmarks und anderer Menschen bedrohten.
Die düstere, unbegreifliche Welt der Schattenwesen war
komplizierter als manch einer glauben mochte.
Björn ließ auch durchblicken, daß er die
augenblicklichen Geschehnisse auf das Wirken dieser unsichtbaren
Mächte zurückführte, daß irgend jemand mit
großer Macht hier eingriff und die irdischen Gesetze über
den Haufen warf, daß er aber noch keine akute Gefahr sehe.
»Wir werden beobachtet – und irgend etwas Unsichtbares
bewegt sich unter uns«, schloß er seine Ausführungen.
»Es geht Schlag auf Schlag. Unsicherheit und Schrecken
verbreiten, heißt die Devise. Ich kann es Ihnen nicht
begründen, aber ich habe inzwischen soviel Erfahrung im Umgang
mit den geschilderten Mächten gewonnen, daß ich das
Gefühl nicht loswerde, als sollten wir bewußt in
Panikstimmung fallen. Unsere Lage soll aussichtslos werden – und
dann vielleicht erst kommt der große Knall. Die Fremde, die von
dem Engländer aus dem Swimmingpool gezogen wurde, die
schrecklichen Bilder in der Kabine von Dorothy O’Thail –
das alles paßt ins Bild. Beides geschah kurz hintereinander.
Wir sollen nicht zur Ruhe kommen und…«
Björn unterbrach sich.
Kapitän Huarto bemerkte im gleichen Augenblick wie Hellmark,
daß die Schlingerbewegung des Schiffes sich verstärkten.
Plötzlich wütete ein starker Sturm.
Es heulte und pfiff, Gischt schäumte um Bug und Heck, und die
See war aufgewühlt, als wolle sie das weiße Schiff
verschlingen.
Das Toben der Elemente wuchs.
Huarto war kreidebleich.
Björn nickte. »Wie ich gesagt habe. Jetzt geht’s
weiter. Jemand will sein unheimliches Spielchen mit uns
weitertreiben. Uns bleibt nichts anderes übrig als
mitzuspielen…«
Diesmal war das Geschehen nicht auf eine bestimmte, einzelne
Person beschränkt, diesmal bekamen es alle zu spüren.
Schreie hallten durch das Schiff. Der Sturm tobte.
»Das gibt es nicht!« ächzte Huarto. Der erfahrene
Seemann krallte sich am Tisch fest. »Ein Unwetter kündigt
sich an. Bis vor wenigen Minuten hatten wir noch klaren
Sternenhimmel!«
Björn flog gegen die Tür. Die »Aloha«
bäumte sich auf wie ein wildes Pferd. Der Deutsche umfaßte
die Klinke.
Auf dem weißen Schiff war der Teufel los. Alles schrie
durcheinander. Menschen wurden wie auf einer Rüttelmaschine hin
und her geworfen. Sie flogen wie lästige Insekten gegen
Türen und Wände. Viele schnallten sich auf ihren Liegen
fest, um diesem plötzlichen Sturm nicht völlig ausgeliefert
zu sein.
Die Mannschaft hatte alle Hände voll zu tun.
Eine Windbö nach der anderen jagte wie ein böser Atem
über die Deckaufbauten. Die Rettungsboote ächzten in ihren
Haken. Steil und schäumend stiegen die
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