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Macabros 029: Marabur - Herr der Wahnsinnshallen

Macabros 029: Marabur - Herr der Wahnsinnshallen

Titel: Macabros 029: Marabur - Herr der Wahnsinnshallen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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darfst nicht soviel sprechen«, schaltete da die
knabenhafte Velena sich ein. Ein banger Blick aus ihren Augen suchte
die eisblauen Augen Hellmarks.
    »Ich muß sprechen. Es ist gut für euch.«
    »Aber es ist nicht gut für dich, Vater.«
    »Laß mich! Ich werde euch nicht mehr begleiten
können. Meine Uhr ist abgelaufen. Meine Kräfte sind
erschöpft. Du kannst sie besser gebrauchen als ich. Ich bin ein
alter Mann, du hast noch ein ganzes Leben vor dir. Du mußt es
schaffen, auf ein Schiff zu kommen. Für dich ist es wichtig.
Nicht mehr für mich. Ich bleibe hier zurück.«
    »Niemals! Das lasse ich nicht zu!«
    Ein schmerzliches Lächeln umspielte die spröden Lippen
des Alten. »Du wirst es nicht verhindern können, meine
Tochter. Der Tod fragt nicht, ob man will oder nicht. Er zwingt jedem
sein Gesetz auf. Dem müssen wir uns beugen.« Er wandte
leicht den Kopf, und ein Blick aus seinen müden Augen traf
Hellmark. »Niemand weiß etwas Genaues über Marubur.
Es ist nur das bekannt, was man sich hinter vorgehaltener Hand
zuflüstert und in alten Entdeckerberichten steht. Aber inwieweit
sich hier Wahrheit und Dichtung mischen, vermag niemand zu sagen. Ich
neige eher zu der Annahme, daß jeder, der behauptet, Marubur
gesehen zu haben, lügt. Niemand hat Marubur je gesehen, der wie
folgt beschrieben wird: ein großer glatzköpfiger Mann, ein
feist grinsender Bulle auf dem Muschelthron. Er lebt in einem
riesigen Garten, der von einer haushohen Mauer umgeben ist. In seinem
Thronsaal soll es einen See geben, in dem sich die schrecklichsten
Wesen tummeln. Fischgesichtige Ungeheuer, Geister aus dem
Jenseitsreich und der Hölle, Dämonen und
Schreckensgestalten, die er ruft und die ihm gehorchen. Gemeinsam
erfreuen sie sich an den Qualen und Leiden jener, die an den
unheimlichen Gärten Maruburs nicht vorbeikamen und sich in die
Wahnsinnshallen begaben, wo sie den Verstand verloren.«
    »Was sind die Wahnsinnshallen?«
    »Ich weiß es nicht mein Sohn, ich weiß nicht mal,
ob das alles stimmt, was ich dir eben gesagt habe. Ich kann es nur
unter Vorbehalt weitergeben. Denn das ist mein Glaube: die in die
Gärten und Wahnsinnshallen gerieten, fanden keine Gelegenheit
mehr, darüber zu berichten.«
    Die letzten Worte waren so leise gesprochen, daß Björn
und Velena Mühe hatten, sie zu verstehen.
    Dumpf grollte der Donner in der Erde, und man sah förmlich,
wie die lockere Sandoberfläche vibrierte.
    »Geht!« stieß Kecal hervor. »Wartet nicht
länger! Flieht zum Meer! Noch eine Tagesreise, nur noch eine
Tagesreise…« Er riß noch mal unnatürlich weit
seine Augen auf. Sie waren jetzt völlig matt, und das grelle
Licht der Sonne spiegelte sich nicht mehr darin. Kecal nahm seine
Umgebung nicht mehr wahr. Seine schwindenden Körperkräfte
schienen sich offenbar auch auf seine Sinnesorgane auszuwirken.
»Denk an alles, was ich dir gesagt habe, meine Tochter!
Hüte dich vor dem Klang der Marubur-Pfeife, verstopft eure Ohren
mit dem magischen Wachs! Achtet auch auf die Vampire der Wüste,
denn ihr seid in einem fremden, unerforschten Teil dieses Sandmeeres,
das gefährlicher wird, je mehr ihr euch den Gärten Maruburs
nähert!« Er hob den Kopf, seine Lippen bewegten sich, er
wollte noch etwas sagen, aber kein Ton kam mehr aus seinem Mund. Er
streckte sich.
    »Vater!« Velena umschlang den sich aufbäumenden
Oberkörper des alten Mannes.
    Dann ging es Schlag auf Schlag.
    Im Osten verfärbte sich der Himmel. Wie eine Glutsäule
stieg am Firmament ein schauriges Leuchten empor. Es sah aus, als ob
eine glühende Windhose entstünde, die sich rasend schnell
um ihre eigene Achse drehe und dabei Unmengen von Sand in die
Höhe zog, so daß der Himmel eine schmutziggraue Farbe
annahm.
    Ein helles, erschrecktes Wiehern mischte sich unter das dumpfe
Grollen. Wie aus dem Boden geschossen, sprang Yümaho über
die flache Düne, und wild flackerten seine Augen. Das Pferd
galoppierte auf Hellmark zu, schlug wie ein aufgescheuchter Hase
einen Haken, rannte vier, fünf Schritte weit in strengem Galopp
nach Westen, stoppte plötzlich und warf seinen prachtvollen Kopf
herum, daß die Mähne wild flatterte. Dann jagte es wieder
auf die Düne zu, vor der Hellmark und Velena neben dem
Sterbenden knieten.
    Yümaho wollte ihnen zeigen, daß sie von hier weg
sollten.
    Da machte sich auch schon ein ruckartiger Stoß unter ihren
Füßen bemerkbar, es knirschte und knackte, als ob die
Erdschale auseinanderbräche.
    Sandfontänen spritzen hoch. Noch

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