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Macabros 029: Marabur - Herr der Wahnsinnshallen

Macabros 029: Marabur - Herr der Wahnsinnshallen

Titel: Macabros 029: Marabur - Herr der Wahnsinnshallen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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sagt, daß Kaphoon nicht irrt.«
    »Auch Kaphoon kann irren. Er ist ein Mensch, kein
Gott.«
    »Er ist der Sohn des Toten Gottes, und seine Taten sind in
aller Munde.«
    »Ich habe noch keine großen Taten vollbracht.«
Wieder entstand die steile Falte zwischen seinen Augen. Er dachte
angestrengt darüber nach, wie die Geschichten über ihn
zustande gekommen sein könnten. Manch ungewöhnliches und
bestandenes Abenteuer lag hinter ihm. Aber es waren doch noch nicht
so viele, daß sich bereits eine Legende um Kaphoon, den
Krieger, gerankt haben konnte?!
    Er tastete nach seinem Hinterkopf. In diesem Moment trat wieder
der dumpfe Schmerz auf und verbreitete sich über seine ganze
Schädeldecke. Was war nur los mit ihm?
    »Kaphoon?« fragte Velena erschrocken, als sie den
schmerzhaften Ausdruck auf seinem Gesicht erblickte. »Bei allen
Göttern Xantilons! Was ist nur mit dir?«
    »Nichts, es ist nichts.« Da war es schon wieder
vorüber, und der schmerzhafte Ausdruck verschwand.
    Aber Björn Hellmark, der nicht wußte, daß er
Björn Hellmark war, der keine Erinnerung daran hatte, daß
er aus einer fernen Zeit gekommen war und die Fähigkeit hatte,
durch geistige Konzentration einen Zweitkörper, einen
sogenannten Doppel- oder Ätherkörper entstehen zu lassen,
brütete dumpf vor sich hin und hörte nur noch mit halbem
Ohr zu, was Velena zu berichten wußte.
    Wer war er? Wo kam er her? Wieso war der Name Kaphoon in aller
Munde?
    So viele Fragen bedrängten ihn, und nur mit Mühe gelang
es ihm, davon wegzukommen. Er nahm sich vor, den Dingen auf den Grund
zu gehen und nachzuforschen, wie alles zusammenhing. Manchmal hatte
er das Gefühl, daß er das Geheimnis in sich trug und er
nur nachzudenken brauche, um hinter dieses Geheimnis zu kommen. Aber
wenn er glaubte zu begreifen, dann senkte sich ein schwarzer Vorhang
über sein Bewußtsein und schien alles zuzudecken.
    Er konzentrierte sich wieder mehr auf Velenas Stimme. Was sie
sagte, war wichtig. Für sie wie für ihn, der nur durch
einen Zufall in diesen Wüstenbezirk vorgedrungen war. Durch sie
erfuhr er, daß ihre größte Sorge nicht den
Wahnsinnshallen Maruburs galt, sondern mehr den Wüstenvampiren,
die unerwartet überall auftauchten und besonders in der
Nähe von Maruburs Reich in großen Scharen hausten.
    »Der Verdacht, daß Marubur zwar mächtig, aber
nicht so mächtig ist, wie er zu sein vorgibt, liegt nahe. Und
meine Vermutung ist, daß er mit den Wüstenvampiren
gemeinsame Sache macht. Beide – Marubur und die Vampire –
sind eine besondere Bedrohung in der Nacht. Gegen beide kann man es
nicht aufnehmen. Sobald die Dunkelheit hereinbricht, wächst
Maruburs Macht in einem Maß, wie wir Sterbliche uns das nicht
vorstellen können. Selbst die magischen Schutzmittel, die mein
Vater mir anvertraut hat, werden wohl kaum die Wirkung haben, die er
sich davon versprach. Es wäre deshalb gut, Maruburs Gärten
nicht in Sichtweite zu bekommen und in der Wüste die Nacht zu
verbringen. Im Morgengrauen dann sollten wir aufbrechen, um den
letzten Rest des Weges hinter uns zu bringen. Vorausgesetzt,
daß wir die Nacht überstehen. Wenn die Vampire uns
auflauern, besteht höchste Gefahr.«
    Ihre Stimme klang bedrückt, ihre schön geschwungenen
Lippen waren nach diesen Worten fest zusammengepreßt und
bildeten einen schmalen Strich.
    »Wenn die Vampire auftauchen, gibt es nur zwei
Möglichkeiten. Der eine Weg ist: zu kämpfen, bis man nicht
mehr kann. Ein Sieg ist aussichtslos. Man kann sie nicht töten.
Der zweite Weg: die Flucht. Und die führt dann direkt in
Maruburs Gärten und Hallen. Daraus ist noch niemand je wieder
zurückgekehrt. Wenn die Pfeifen nachts ertönen, kann man
sich ihrem hypnotischen Zwang praktisch nicht entziehen. Und das ist
das, was ich nicht verstehen kann, Kaphoon: wieso weißt du
nichts von diesen Dingen?«
    Sie blickte ihn streng und forschend an.
    Er zuckte mit den Achseln. »Ich kann es dir nicht sagen.
Velena. Das Ganze ist mir ebenso rätselhaft wie dir.«
     
    *
     
    Während des Rittes vergewisserte sich Velena insgesamt
zweimal, ob sie sich auch wirklich auf dem richtigen und dem
kürzesten Weg zum Meer befanden.
    Hellmark alias Kaphoon erhielt zum ersten Mal einen Einblick in
die kartographische Gestalt dieser Welt.
    Xantilon ähnelte einer überdimensionalen Birne. Die
Insel war von tiefen Schluchten und hohen Bergen, weiten, fruchtbaren
Tälern und leblosen, unwirtlichen Wüstengebieten
durchzogen, und überall – so fiel ihm auf,

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