Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Macabros 030: Tempel der Versteinerten

Macabros 030: Tempel der Versteinerten

Titel: Macabros 030: Tempel der Versteinerten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
Vom Netzwerk:
dachte daran, wie gefährlich es war, sich weiterhin auf
Xantilon aufzuhalten. Jede Minute, die sie länger hier
verweilten, konnte einen Schritt näher zum Tod sein. Die
große Stadt, die den gleichen Namen wie die Insel trug, war
bereits in Schutt und Asche gesunken. Die Dämonenheere halten
die tapferen Krieger, welche auf diese dunkle Stunde in der
Geschichte Xantilons vorbereitet worden waren, in einen Hinterhalt
gelockt. Überall im Land waren noch Kämpfe im Gang zwischen
Dämonen in Menschengestalt und Einzelkämpfern, die hofften,
das Blatt noch mal wenden zu können. Nicht in Erscheinung
getreten waren bisher die Schwarzen Priester, jene Kaste, die mit den
Geistermächten paktierte und auf deren Wirken das Chaos auf
Xantilon eigentlich zurückzuführen war. Menschen waren
überheblich geworden – das zog die mit ins Verderben, die
eigentlich nichts damit zu tun hatten. Doch darauf nahmen Satan und
seine Schergen keine Rücksicht.
    Wie von Xantilon wegkommen, wenn unberechenbare Kräfte dies
verhinderten?
    Schweiß perlte über Björns Gesicht, und das Haar
hing wirr in seine Stirn. Er strich es zurück und berührte
dabei den breiten, goldfarbenen Reif, der sein Armgelenk
umspannte.
    Velenas Reif! Ein schmerzliches Lächeln spielte um seine
Lippen. Diesen Armreif hatte er von einem jungen Mädchen
erhalten, dessen sterbendem Vater er versprach, gut auf sie
aufzupassen. Er hatte sein Versprechen nicht einlösen
können. Velenas Reif hafteten magische Kräfte an. Drehte
man ihn nach links, dann wurde der Träger auf der Stelle
unsichtbar. Er hatte bisher von diesem Schutzmittel keinen Gebrauch
gemacht und fragte sich, ob er es überhaupt jemals brauchte.
    Sie erreichten die Anhöhe. Buschwerk mit großen, fettig
glänzenden Blättern säumte den Pfad, der vorerst noch
aus blanken Felsen bestand. Erst tiefer in dem dschungelartigen Wald
wucherten Kriechpflanzen und Moosarten über das Gestein und
bedeckten es wie ein dicker, weicher Teppich.
    Am Rand einer Lichtung legte Björn Hellmark die Ruhepause
ein.
    Hier oben vernahm man wie aus weiter Ferne das Rauschen und
Plätschern der Wellen, und sie konnten sich nicht vorstellen,
daß dort unten in den Felsenklippen ein rauher Orkan tobte, der
die Schiffe in die Strudel rund um die Landzunge zog und dort
zerschmetterte.
    Aus Blättern bereiteten sie sich ein Lager. Die
Dämmerung, die in diesem Winkel Xantilons herrschte, ließ
keinen Schluß auf eine bestimmte Zeit zu, da der Sonnenstand
nicht überprüfbar war.
    Yümaho knabberte an den Ästen herum. Das frische
Grün schien ihm zu schmecken.
    Pepe lag kaum auf dem Boden, als er schon fest schlief.
    Björn setzte sich neben den Jungen und legte wie
schützend den Arm um ihn. Auch er war müde. Sein
Körper fühlte sich taub an, seine Glieder waren schwer wie
Blei.
    Er war so benommen, daß er nicht merkte, wie zwischen dem
Geäst unmittelbar über seinem Kopf etwas vorging, was
eigentlich gar nicht sein durfte.
    Dort bewegte sich eine menschliche Hand, ragte dann aus dem
Geäst und kam direkt neben seinen Haarschopf zu liegen.
     
    *
     
    In der Welt der Gegenwart fühlte ein Mensch sich sehr
glücklich. Das war Jane Goodwin. Sie konnte es kaum erwarten,
mit Lee Batskill zusammenzutreffen. Dieser Sonntag, so fühlte
sie schon im voraus, würde sicher einer der schönsten
werden, den sie in der letzten Zeit erlebt hatte.
    Sie freute sich auf die erneute Begegnung, auf die angenehmen
Gespräche, auf das Zusammensein mit dem Witwer und mußte
sich im stillen eingestehen, daß die Bekanntschaft mit dem Mann
sie verzaubert hatte.
    Um zwölf Uhr sollte sie in Batskills Haus eintreffen.
    Er hatte Jane genau erklärt, wo er wohnte. Sie fand die
Abzweigung von der Straße auf Anhieb. Der Rest war eine
Kleinigkeit.
    Lee Batskill kam ihr entgegen. Der einsame Spaziergänger auf
dem Waldweg lief direkt auf das Auto zu.
    Er lächelte.
    Auch Jane Goodwin lächelte, obwohl sie wußte, daß
Lee das hinter der spiegelnden Fensterscheibe nicht sehen konnte.
    Sie dachte: ich bin verrückt. Was ich hier tue, darf ich
keinem Menschen erzählen. Ich treffe mich mit einem Mann, den
ich noch keine vierundzwanzig Stunden kenne; ich besuche ihn sogar in
seinem abseits gelegenen Haus – und niemand weiß davon.
Ich bin leichtsinnig. Das wäre ihre herkömmliche Reaktion
gewesen. Aber seltsamerweise kam ihr das jetzige Verhalten gar nicht
so leichtsinnig vor. Sie hatte Vertrauen.
    Langsam fuhr sie bis zu Batskill, kurbelte dann das

Weitere Kostenlose Bücher