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Macabros 030: Tempel der Versteinerten

Macabros 030: Tempel der Versteinerten

Titel: Macabros 030: Tempel der Versteinerten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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paar Zweige zur
Seite.
    Ein braungrüner Triumph-Vitesse stand vor ihnen.
    »Das gibt es doch nicht!« entfuhr es Lee Batskill. Er
schüttelte den Kopf, und zum ersten Mal seit ihrer Bekanntschaft
mit dem Witwer erblickte Jane Goodwin ihn ein wenig ratlos.
    »Es ist ein neues Auto«, bemerkte er.
    »Vielleicht gestohlen?«
    »Schon möglich. Jemand hat ihn hier versteckt, um ihn
bei Gelegenheit dann abholen zu können.«
    Sie blickten durch die Fenster nach innen, und Jane Goodwin
fürchtete schon, auf dem Boden des Fahrzeugs oder seinen Sitzen
eine Leiche zu entdecken. Zum Glück gab es da nichts zu sehen.
Lee Batskill machte sich am Kofferraum zu schaffen. Der war
verschlossen.
    Nachdenklich kehrten sie beide ins Haus des Witwers zurück;
Jane war überzeugt davon, daß es sich bei dem versteckten
Triumph-Vitesse nur um ein Diebesfahrzeug handelte. Lee Batskill rief
von der Diele aus die Polizei an, und Jane, die sich in der
Zwischenzeit die Bilder und Statuen in der Wohnhalle betrachtete,
hörte, wie er die Umgebung und den Fund genau beschrieb und auch
die Nummer durchgab, die sie notiert hatten.
    Er ging auf seinen Gast zu. »Das Fahrzeug ist vermutlich
gestohlen«, sagte er beiläufig.
    »Das war zu erwarten.«
    »Sie wollen gleich eine Streife losschicken. Wenn die Herren
noch Fragen haben, werden sie hier vorbeikommen. Ich hoffe jedoch,
daß es nicht dazu kommt. Ich habe mir diesen Sonntag ein
bißchen anders vorgestellt.«
    Er legte seinen Arm um ihre Schultern, und sie gingen durch die
große Wohnhalle. Lee Batskill blieb vor einigen seiner Arbeiten
stehen. Er wußte zu jeder eine kleine heitere Geschichte zu
erzählen. Sehr viele Statuen waren Kopien, an denen er seine
Technik und Handfertigkeit trainiert hatte.
    Sie gingen nach oben. Hier wurde das Haus zum Museum. Nischen,
Mauerdurchbrüche, Sockel – das alles paßte im Stil
nicht mehr zu diesem Haus, und Jane erfuhr, daß Lee Batskill
vor zehn Jahren damit begonnen hatte, die obere Etage umzubauen.
    »Warum gestaltest du immer nur Frauen?« fragte Jane
unvermittelt. »Hast du sie alle gekannt?«
    »Nein. Leider nicht. Ich hatte immer nur ein Modell. Das war
Linda, meine Frau.«
    Jane Goodwin zog erstaunt die Augenbrauen empor. »Es sind
verschiedene Körper, jeweils andere Gesichter…«
    »Richtig. Phantasiegestalten. Auf der Suche nach der
Perfektion. Was gibt es Schöneres, Vollkommeneres als einen
weiblichen Körper, Jane?«
    Er sah sie verträumt an, und zum erstenmal fühlte sie
sich nicht ganz wohl in seiner Nähe. Aber sehr schnell streifte
sie die Befangenheit, die von ihr Besitz zu ergreifen drohte, wieder
ab. Sie durfte nicht in den allen Fehler verfallen! Ihre
überkritische Reaktion anderen Menschen gegenüber war mit
ein Grund dafür, daß es ihr nie gelungen war,
Freundschaften und Bekanntschaften über einen längeren
Zeitraum aufrechtzuerhalten.
    Aus vielen kleinen Zimmern war ein riesiger Raum geworden, der
manchmal durch einen Mauervorsprung oder einen schweren Samtvorhang
abgeteilt wurde.
    Diese vielen steinernen, leblosen Wesen schufen eine ganz eigene
Atmosphäre. So ganz wohl fühlte Jane Goodwin sich
nicht.
    Hier oben kam es ihr auch kühler vor als unten in den
Räumen. Strahlten die steinernen Leiber diese Kälte
aus?
    »Laß uns wieder nach unten gehen«, sagte sie
plötzlich.
    »Gefällt dir meine Sammlung nicht?«
    »Doch schon.« Ihre Stimme klang belegt. Vorbei war das
Gefühl der Geborgenheit, der Zufriedenheit, das sie die ganze
Zeit über erfüllte. Mit einem Mal war alles ganz anders.
Bedrückung, Ratlosigkeit und Beklemmung machten sich breit, und
Jane wäre am liebsten davongelaufen.
    Was war nur los mit ihr? Sie griff an die Stirn. Ein leichter,
stechender Schmerz bildete sich dort und strahlte über ihren
ganzen Kopf aus!
    »Ist dir nicht gut?«
    »Etwas Kopfschmerzen«, sagte sie ausweichend – und
wie ihr schien nicht besonders freundlich. Was machte sie nur
plötzlich so aggressiv?
    »Es war wohl zuviel für dich, Jane. Das tut mir
leid!«
    Wie er das sagte, gefiel ihr nicht. Seine Stimme klang so
anders.
    »Ich werde dir eine Tablette holen«, fügte er
plötzlich hinzu.
    Sie wehrte ab. »Ich nehme nie Tabletten, danke! Es wird schon
wieder vorübergehen.«
    »Hast du das oft?«
    »Nein, eigentlich nicht…«
    Er hakte sie unter, und sie ließ es sich gefallen.
    »Ich wollte dir ursprünglich noch etwas zeigen, aber
wenn dir nicht gut ist…«
    »Es ist schon wieder besser. Was willst du mir

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