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Macabros 030: Tempel der Versteinerten

Macabros 030: Tempel der Versteinerten

Titel: Macabros 030: Tempel der Versteinerten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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nicht schon
passiert wäre.
    War sie auf der richtigen Spur?
    Sie näherte sich dem Vorhang, der zur Hälfte den Raum
verbarg, in dem die Kerze brannte.
    Clea Malcolm hielt den Atem an. Das Gefühl, einem
großen Geheimnis auf der Spur zu sein, nahm zu. Ihre innere
Unruhe wuchs.
    Sie beugte sich ein wenig vor und blickte in den Raum, in dem Lee
Batskill sich aufhielt. Es war nur ein kleines Zimmer und erinnerte
an einen mystischen Tempel. Schlanke schwarze Säulen, mit
fremdartigen Symbolen bedeckt, stemmten sich gegen die Decke.
Schmale, später eingebaute Bogengänge ließen den Raum
niedriger erscheinen. Ganz hinten thronte ein reich verzierter Altar,
darauf standen eine etwa fünfzig Zentimeter hohe Skulptur und in
Jadevasen frische Blumensträuße. In kniender Haltung
befand Batskill sich davor, und über seine Lippen kamen
seltsame, bedrohliche Laute. Clea Malcolm, die vier Sprachen
fließend beherrschte, hatte nie ähnliche Laute vernommen,
und eine Gänsehaut lief über ihren Rücken.
    Die Silben klangen so schrecklich, so hohl aus Batskills Mund, als
würde man ausgehöhlte Knochen aneinander schlagen.
    »… Tanuum aiik guruk, Aikontak, Aikontak.« Er hob
die Hände und betete, dann griff er unter sich und nahm aus
einer flachen Schale, die Clea Malcolm mehr ahnte als sah, glimmende
Räucherstäbchen.
    Der Blick der Beobachterin hing an der Skulptur, die in hockender
Stellung eine nackte Frau mit acht Armen zeigte und eine gewisse
Ähnlichkeit mit der indischen Göttin Kali nicht verleugnen
konnte.
    Große Augen, gerade Nase, ein harter, breiter Mund und
scharfe Linien kennzeichneten dieses ausdrucksstarke Gesicht. Die
Statue hatte eine Maske auf, dem Kopf, die wie eine Kappe anlag.
Über die Stirn der drohend blickenden Göttin ragten
scharfe, nach unten gebogene Zähne, darüber befanden sich
große runde Augen. Die kahle Halbkugel, die über dem Kopf
saß, war mit unheimlichen Symbolen bespickt.
    »Aikontak… Aikontak…«, murmelte Lee Batskill
ergeben. Das war das einzige Wort, das Clea Malcolm behalten konnte.
War das der Name der seltsamen Göttin, die Batskill hier in
einem eigenen kleinen Tempel verehrte?
    Der Kniende schob ein Räucherstäbchen nach dem anderen
in die Hände der Göttin, und sie begannen heftiger zu
glimmen, als würde der direkte Kontakt mit der Skulptur dies
verursachen. Schwerer würziger Duft erfüllte den
Tempelraum, und Clea Malcolm war minutenlang vollends im Bann des
merkwürdigen, rätselhaften Rituals, das sie wie in Hypnose
neben dem Vorhang erlebte.
    Dann erhob Batskill sich.
    Clea wich zurück.
    Er kam. Sie mußte sich verstecken und suchte Schutz hinter
einer weiblichen Statue, die vor einem Mauervorsprung stand. Hier
preßte sie sich an die Wand, und der Schatten der Figur lag
über ihr. Clea Malcolm legte ihre beiden Hände gegen den
Rücken der Statue, bereit, sofort zu reagieren, wenn es die
Situation erfordern sollte. Sie fühlte den glatten Stein und,
merkte, wie die Kälte ihre Haut an den Fingern zusammenzog. Aber
darüber dachte sie nicht weiter nach.
    Lee Batskill wandte sich nach rechts, bewegte sich zwischen den
Statuen, blieb am Ende des breiten Korridors stehen, schob den
Vorhang zurück und knipste Licht an. Aus einer verborgenen
Quelle drang warmer, gelblich-roter Lichtschein, und Clea Malcolm sah
die zahlreichen Statuen, die den großen Raum füllten, den
Lee Batskill nun betrat. Schöne, wohlgeformte Gestalten. Lauter
Frauen.
    Ein Lächeln zuckte um die gut geschnittenen Lippen des
Witwers. »Ihr könnt euch freuen, meine Lieben«, sagte
er mit ruhiger, sympathischer Stimme. »Ihr braucht euch nicht
länger zu langweilen. Morgen kommt die Neue. Ihr werdet bestimmt
viel Spaß miteinander haben.«
     
    *
     
    Clea Malcolm zuckte kaum merklich zusammen.
    Ihr Verdacht! Lee Batskill – war ein Wahnsinniger!
    Die Lippen der jungen Beobachterin wurden zu einem schmalen Strich
in dem Gesicht mit den feinen, aristokratischen Zügen.
    Clea Malcolm löste ihre Hände von der Statue und rieb
sie aneinander. Gefühllosigkeit und Kälte breiteten sich
darin aus, und sie merkte, daß die Kälte bis in ihre
Ellbogen ausstrahlte. Sie hatte gewisse Schwierigkeiten, ihre Finger
zu bewegen. Die waren wie versteift. Clea schüttelte sie, aber
die Gefühllosigkeit blieb, als wäre da drin irgend etwas
abgestorben.
     
    *
     
    Auf den Planken eines halbfertigen Schiffes befanden sich drei
Lebewesen.
    Ein Mann, ein Junge und ein Pferd.
    Sie tummelten sich in der

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