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Macabros 031: Der Schreckliche aus dem Totenbrunnen

Macabros 031: Der Schreckliche aus dem Totenbrunnen

Titel: Macabros 031: Der Schreckliche aus dem Totenbrunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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der Indio von ihm?
    Dann war Kay Olsen blitzartig wach.
    Er richtete sich auf. „Ja, Manolito? Was ist denn
los?“
    „Ich bin eben aufgewacht, Señor… José und
die anderen…“ Mehr brauchte er nicht zu sagen.
    Olsens Kopf flog herum, und er starrte auf die
zurückgeschlagenen Netze und die Nachtlager. Leer…
    „Wie ich vermutet habe“, murmelte Manolito.
    Kay Olsen kam unter seinem Schutznetz hervor, zerdrückte
einen Fluch zwischen den Zähnen und warf einen Blick auf seine
Armbanduhr.
    Seit er sich hingelegt hatte, war noch keine Stunde vergangen.
    „Sie sind weg… verdammt noch mal, sie haben uns
tatsächlich im Stich gelassen und…“ Er zog hörbar
die Luft durch die Nase riß einen Zweig von einem Busch und
zerbrach ihn in lauter kleine Stücke.
    „Es war zu erwarten“, begann Manolito wieder. „Es
ist auch kein Wunder… wir sind näher herangekommen, als sie
wissen konnten… das hat sie geängstigt, und sie müssen
einfach davongelaufen sein.“
    „Verrückt… die ganze Welt ist verrückt!“
stieß Olsen hervor und verstand sie nicht mehr. Er war
wütend. Seine Stirnader schwoll an, und ehe der Indio sich
versah, packte er ihn am Hemdkragen und zog ihn zu sich heran.
„Und jetzt rückst du mit der Sprache raus, Kerl! Ich habe
mich lange genug von dir an der Nase herumführen lassen. Was
geht hier vor? Was weißt du, worüber du bisher nur in
Andeutungen zu mir gesprochen hast? Ich will es wissen, und du wirst
es mir sagen.“
    Manolitos Augen blickten kalt. Olsen registrierte ihr Glitzern in
der Dunkelheit und ein Schauer lief über seinen Rücken.
    „Sie drohen mir“, stellte der Indio einfach fest.
„Das ist nicht gut. Sie sollten froh sein, daß Sie mich
haben…“
    Olsen lachte rauh. „Narr! Ich habe dich mitgenommen, weil
José dich mir empfohlen hat.“
    „José ist Ihnen nicht geblieben. Ich aber bin noch bei
Ihnen, vergessen Sie das nicht! Und nun lassen Sie mich los! Was Sie
tun, ist eines zivilisierten Menschen nicht würdig. Allerdings,
für einen…“ Hier brach er abrupt ab.
    Olsen lief puterrot an.
    Mörder, hallte es in ihm. Manolito hatte wieder Mörder
sagen wollen… Das Wort lag förmlich in der Luft. Aber im
letzten Augenblick besann er sich offenbar eines anderen.
    Wie im Krampf lösten sich seine Finger vom Hemdkragen des
Eingeborenen.
    Der lächelte maliziös. „So ist es recht. Wir sitzen
doch in einem Boot.“
    „Was für ein Mensch bist du?“ fragte Olsen
rauh.
    „Ich glaube, das gleiche könnte ich sagen. Doch davon
wollen wir nicht sprechen. Jeder respektiert den anderen – das
ist die beste Methode.“
    Der Deutsche wollte etwas sagen, aber im Ansatz des Sprechens
zuckte er zusammen.
    Laut und deutlich hörte er das Geräusch.
    „Schritte, Manolito…“, stieß er rauh
hervor.
    „José, Cantaro, Coca! Sie sind noch in der
Nähe!“ Er warf den Kopf herum, starrte in die Finsternis,
riß die Stablampe aus seinem Handgepäck und schaltete sie
an. Grell stieß der Lichtstrahl in die Finsternis.
    „Nicht!“ Manolito drückte ihm die Hand herunter und
knipste den Schalter aus, ehe Olsen es verhindern konnte.
    „Was soll das!“ Er war so gereizt, daß er Manolito
am liebsten an die Kehle gesprungen wäre. Der Indio benahm sich
unmöglich, und Kay Olsen hatte immer mehr das Gefühl,
daß er nicht der Befehlsgeber war, sondern daß er Befehle
empfing.
    „Pst! Sie sind in der Nähe. Es ist gut, daß ich
Sie geweckt habe.“
    „Sie? Wer sind Sie?“
    „Die Leute, die Sie suchen, die Menschen, deren Nähe
José und die anderen fühlten und mit denen sie nicht
zusammentreffen wollten. Die letzten Mayas, Señor. Ich
muß eines zugeben: auch ich habe mich getäuscht. Ich
vermutete sie weiter entfernt. Aber wir sind ihrem Ort näher,
als ich wissen konnte. Nun, ich war lange Zeit nicht mehr hier
gewesen… in dreihundert Jahren kann man auch mal etwas
vergessen.“
    Olsen klappten die Mundwinkel herunter.
    „Sag das noch mal, Manolito!“
    „Dreihundert Jahre… vielleicht sind es auch vierhundert.
So genau erinnere ich mich nicht.“
    „Da warst du – hier?“
    „Ja! Im vergessenen Dorf, in dem sich nichts geändert
hat.“
    Dieser Mann war verrückt! Nur ein Wahnsinniger konnte so
reden…
    Er selbst kam sich schon verrückt vor. Manolito legte den
Finger auf die Lippen, und die beiden Männer lauschten.
    Zweige krachten, leises Rascheln… Olsen war eher geneigt
anzunehmen, daß sich dort ein Tier in der Nacht bewegte.
    Dann verebbten die

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