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Macabros 040: Tal der tausend Foltern

Macabros 040: Tal der tausend Foltern

Titel: Macabros 040: Tal der tausend Foltern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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sich einverleiben konnte, daß alle, die einmal
hierhergekommen waren, in diesem Geistertal blieben. Sie waren zu
einem Teil dieses lebenden, schaurigen Waldes geworden.
     
    *
     
    Dies also war ein Teil des Geheimnisses, das den Scharlachroten
umgab.
    Sein Tal wurde deshalb größer, weil er alles Leben, das
sich ihm näherte, sich einverleibte und verwandelte.
    Menschen, Tiere und Pflanzen bekamen hier eine neue gespenstische
Lebensform.
    Einzelne Zweige und Blumen erinnerten an menschliche Organe und
Glieder, die sich irgendwann einmal vom Körper getrennt hatten
und hier ein neues und eigenständiges Leben begannen.
    Alle Blütenkelche und Halme glühten phosphoreszierend
und tauchten die Umgebung in ein spukhaftes Licht.
    Die drei gingen nur langsam, und mit jedem Schritt drangen sie
tiefer in das Gewirr und die Rätsel einer Traumwelt ein.
    Mit jedem Schritt wuchs in Hellmark die Unruhe, und die Fragen in
ihm wurden mehr und mehr.
    Er wußte, daß sie das geisterhafte Tal durchwandern
mußten. Kein anderer Weg führte nach Tschinandoah. Er war
mit Grauen und Abenteuern gepflastert. Al Nafuur hatte dies
vorausgesagt.
    Björn blickte in die Höhe. Die pergamentartigen
Echsenflügel, die dieses Reich von der Außenwelt
abriegelten, waren undurchlässig. Er nahm den Himmel nicht mehr
wahr und damit auch nicht mehr den Südstern.
    Er folgte dem Weg, der direkt in das Tal führte. Mehr konnte
er nicht tun.
    Er unternahm einen Versuch, um eine Rückendeckung zu haben,
falls die Situation es erfordern sollte.
    Er aktivierte Macabros, seinen Zweitkörper. Unbemerkt von den
anderen ließ er ihn weit hinten am Ende des Weges erstehen.
    Er konzentrierte sich auf den Ätherkörper und hoffte,
die feinstoffliche Substanz ohne besondere Schwierigkeiten auch
außerhalb einer einseitig durchlässigen Membran zu
bringen. Aber das gelang nicht. Auch seine geistigen Fähigkeiten
waren auf diese in sich abgeschlossene Welt beschränkt.
    Macabros, den er sonst auf dem fernsten Stern materialisieren
lassen konnte, war hier in eine Falle gebannt wie ein Körper aus
Fleisch und Blut.
    Diese Erkenntnis bedrückte Hellmark sehr, doch er ließ
sich seine Sorgen nicht anmerken.
    Niemand von ihnen vermochte zu sagen, wie lange sie unterwegs
waren.
    In Tamuurs Tal war ihnen jedes Zeitgefühl
verlorengegangen.
    Sie wurden rasch müde und legten öfter eine Pause ein.
Die stickige, feuchtwarme Treibhausluft machte mit der Zeit jede
Bewegung zur Qual.
    Danielle de Barteaulieé baute zuerst ab.
    Am Wegrand ließ sie sich nieder, lehnte schweratmend gegen
einen bleichen Baumstrunk, aus dem ein Gewirr winziger Knochen und
faseriger Muskeln wuchs.
    Sie waren immer geradeaus gegangen. Viele schmale, saubere Wege
führten hin und wieder von dem Hauptweg ab, die sie jedoch nicht
beachteten.
    Ein geheimnisvoller Bewohner dieses bizarren Schreckensgartens
schien diese Wege in Ordnung zu halten und ständig zu benutzen,
um in seinem Reich spazierenzugehen, zu sehen, wie alles wuchs und
wie neue üppig wuchernde Formen entstanden. Denn dies war eine
weitere Besonderheit des Gespenstergartens: keine Form, keine Art kam
zweimal vor. Der Farben- und Formenreichtum war einmalig, im wahrsten
Sinn des Wortes.
    Tamuur, der scharlachrote Magier, war der Architekt und Baumeister
dieses Gartens, und jedes Leben, das sich hierher verirrt hatte, war
in den großen Lebens- und Wachstumsplan eingegliedert
worden.
    Sie fühlten sich alle nicht wohl, und auch Ka-To, der anfangs
so von seiner Mission überzeugt gewesen war, wirkte nun sehr
nachdenklich und ängstlich. Sämtlicher Elan schien ihn
verlassen zu haben.
    Er verbarg den Kopf in beiden Händen, nachdem er neben
Danielle Platz genommen hatte. »Wie soll ich in dieser Wildnis
Aleana finden?« murmelte er benommen. »Ich habe nicht
gewußt, wie es hier ist. Ich wußte, daß mich etwas
Fremdartiges, Unbekanntes erwartete. Aber so hätte ich es mir in
meinen schlimmsten Träumen nicht vorgestellt, Kaphoon. Schon
jetzt habe ich das Gefühl, in eine Sackgasse geraten zu
sein.«
    Aus der Tiefe des phosphoreszierenden Tals drang ein fernes
Klagen. Zunächst eine einzelne Stimme, dann eine zweite, bald
fielen immer mehr ein in den seufzenden Gesang, der die Luft
vibrieren ließ und das geisterhafte Blattwerk wie die Saiten
eines unheimlichen Instruments zum Klingen brachte.
    Die Menschen hielten den Atem an.
    Der zauberische Gesang schlug sie ganz in ihren Bann.
    Die Luft war von sphärenhaften Klängen erfüllt, als
ob

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