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Macabros 040: Tal der tausend Foltern

Macabros 040: Tal der tausend Foltern

Titel: Macabros 040: Tal der tausend Foltern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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ein Chor von Elfen sänge.
    »Wie herrlich«, entrann es Ka-Tos Lippen. »Wie
schön ist das. Ich habe nie Ähnliches vernommen.«
    Er erhob sich, stand lauschend da wie berauscht.
    Und dann setzte er sich in Bewegung. Er tauchte ein in das
phosphoreszierende Leuchten der skelettähnlichen Reiser und
Zweige, der vibrierenden, säuselnden Fasern und durchscheinenden
Gewebehäute, die sich unter einem milden Luftzug wie die Segel
eines phantastischen Schiffes blähten.
    »Zurück, Ka-To!« brüllte Hellmark, der dem
Drang, sich in Bewegung zu setzen, seine ganze Willenskraft
entgegenwarf. Er wollte nicht gehen. Er wollte nicht wissen, woher
die lockenden Töne und der zauberische Gesang kamen.
    Ka-To tauchte ein in das Gewirr der geheimnisvollen
Pflanzen-Tier-Menschenleibwelt.
    »Aleana!« rief er berauscht. »Ich höre ihre
Stimme. Ich habe sie gefunden, Kaphoon.«
    Da warf Björn sich nach vorn, um Ka-To nicht aus den Augen zu
verlieren. Im Davonlaufen rief er Danielle zu: »Bleib hier!
Verlaß nicht diesen Platz, Danielle.«
    Aber sie war ebenso wenig zu halten wie Björn Hellmark und
Ka-To.
    Sie folgte den beiden Begleitern, den Tönen der
Sphärenmusik und verlor sich darin.
     
    *
     
    »Ka-To! Ka-To!« brüllte Hellmark. Er merkte, wie
sein eigener Widerstand ebenfalls immer mehr schwand.
    Die sirenenhaften Klänge der Stimmen zogen auch ihn in ihren
Bann. Er preßte beide Hände an die Ohren, um die
Stärke der Laute zu dämmen.
    Die Luft wurde wie ein Schleier. Er nahm neue Eindrücke wahr,
die er vage empfing wie durch eine Nebelwand.
    Neue, bizarre Formen, neue Körper flogen wie im Traum an ihm
vorüber.
    Wieder mußte er erschreckend feststellen, daß alles im
Boden verwurzelt war. Nichts konnte sich frei bewegen. Es gab keine
Insekten und keine großen Tiere, keine Menschen, die, sich
vielleicht irgendwo zwischen den Stämmen verbargen, um sie zu
beobachten. Er wußte, da war niemand. Und doch hatte er
ständig das Gefühl, von tausend Augen beobachtet zu
werden.
    Ka-To war nur noch wie ein Schatten, den er hinter
spinngewebeartigen Fäden und pergamentenen Häuten
wahrnahm.
    Die Verästelungen wichen zurück, und Ka-To erreichte
eine große, phosphoreszierende Lichtung.
    Riesige Pilze säumten die eine Seite und warfen bleiches
Licht auf den Kopf eines riesigen Fisches, der halb aus dem Boden
ragte und das mit dolchartigen Zähnen aufgerissene Maul ihnen
entgegenstreckte. Die großen starren Augen waren weit
aufgerissen. Licht schimmerte in ihnen. Das Tier lebte. Aber es war
auch wie eine Pflanze an die Stelle gebannt, konnte sie nicht
verlassen.
    Hinter dem Fisch breitete sich ein blasenwerfender Tümpel
aus.
    Hohe Gräser, grau und bleich wie Sehnen aus einem
präparierten Körper, schwankten in tropischer Luft hin und
her. Von blankgeschliffenen Stämmen, die wie zerklüftete
Felssteine wirkten, wehten lange Fäden herüber, an denen
faustgroße Tautropfen klebten. Von dorther wehten die
sphärenhaften Klänge zu ihnen herüber. Aus dem Raum
zwischen den Felsen, aus dem Maul des Fisches und dem brackigen
Tümpel aber kamen die feenhaften Stimmen.
    Und nicht nur von dort.
    Den Pilzen gegenüber standen menschengroße Blumen, mit
geöffneten Kelchen, die wie Rachen aufgerissen waren. Zwischen
zwei dieser Blüten befand sich ein Schachtelhalm, der
geöffnet war wie eine Spalte. Daraus erhob sich eine Gestalt,
schön und verführerisch, schlank, mit langen,
platinfarbenem Haar, das wie ein Schleier die makellose Haut der
Fremden bedeckte, die außer einem durchsichtigen Kleid nichts
weiter auf dem Leib trug.
    Die Schöne hielt die schlanken Arme einladend ausgebreitet.
Von ihren schöngeschwungenen Lippen löste sich eine
Melodie, die auch Hellmark nicht über sein Gehör, sondern
durch seine Poren zu empfangen schien. Seinen ganzen Körper
füllten die Laute aus, als ob Licht durch ihn
hindurchflösse.
    »Aleana!« Ka-Tos Ruf war ein Triumphschrei. Er
stürzte auf die Schöne im Schachtelhalm zu. Ihr Hintergrund
wirkte wie das rosafarbene Innere einer Muschel.
    Björn war benommen, dennoch registrierte er in dieser Sekunde
etwas, was ihn entsetzte. Aleana hatte keine Füße. Ihre
Beine waren verschmolzen mit einer perlmuttfarbenen Masse, die den
Boden der Muschel bedeckte.
    »Ka-To!« Doch der hörte Hellmarks gellenden
Warnschrei schon nicht mehr. Wie in hypnotischem Rausch flog er der
Geliebten entgegen. Ihre Arme schlossen sich um ihn. Im gleichen
Augenblick schloß sich auch mit einem heftigen

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