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Macabros 040: Tal der tausend Foltern

Macabros 040: Tal der tausend Foltern

Titel: Macabros 040: Tal der tausend Foltern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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meinem Palast.«
    Der Ebenholzfarbige, der dort mit kalter, unpersönlicher
Stimme sprach, war niemand anders als der abtrünnige, von seinen
Kollegen wie die Pest gemiedene Somschedd.
     
    *
     
    Brown schluckte. Er hatte das Gefühl, als würde sein
Herz von einer eiskalten Hand zusammengepreßt. Dies war die
Stunde, die er nie hatte erleben wollen.
    Durch seinen Diebstahl war Somschedd daran gehindert worden, den
ursprünglichen Plan in die Tat umzusetzen. Er hatte
überstürzt eine neue Fluchtmöglichkeit finden
müssen. Aber dann hätte er sein Schicksal ändern
müssen. Die Kraft besaß er nicht.
    Er mußte einen Zeitpunkt abwarten, der ihm eine Chance bot.
Er war felsenfest davon überzeugt, daß dieser Zeitpunkt
kommen würde. Aber er durfte nicht müßig sein. Er
mußte auf der Lauer liegen und zupacken, wenn sich das leiseste
Anzeichen zeigte.
    So war ihm nicht entgangen, daß Lee Brown mit der
Zeitmaschine nach London in das 20. Jahrhundert entflohen war, um
Hilfe zu holen.
    Somschedd hatte den Rückflug mit Sean und Gruyter belauert.
Als dann noch ein dritter Rückflug unternommen wurde, hatte
Somschedd zugepackt.
    Er versetzte Spencer Loredge in Angst und löste seine hastige
Bewegung aus.
    Wäre Lee Brown auf Spencers Reaktion gefaßt gewesen,
hätte er sie abfangen können, und es wäre nicht zu dem
Zusammentreffen gekommen, vor dem er sich mehr als vor dem Tod
gefürchtet hatte.
    Somschedd hatte Lee Brown in seine Gewalt bekommen. Brown
mußte sich mit dieser Tatsache abfinden.
    Die beiden Engländer sahen, daß sich noch mehr
Zwitterwesen in den angrenzenden Räumen aufhielten. Sie
hantierten in Gängen und Stollen, die in die Tiefe führten.
Ständig warteten andere in der Nähe und hielten kelchartige
Gefäße oder goldschimmernde Tabletts bereit, auf denen
getrocknetes Obst, Gemüse und Fleischwürfel dargeboten
wurden. Doch nur Somschedd bekam Kelch und Tablett gereicht. Die
beiden Eindringlinge beobachtete man nur.
    Somschedd verzog die dünnen Lippen. Die Augen in seinem
schwarzen, vertrocknet wirkenden Gesicht glühten wie Kohlen. Der
Magier-Priester trug ein nachtblaues Gewand das Kopf und Arme
freiließ. Auf dem mattschimmernden Stoff erkannte man deutlich
die Umrisse von schwarzen Vogelköpfen, die bedrohlich und bizarr
aussahen wie diejenigen der Zwitterwesen.
    Der schwarze Vogel symbolisierte einen Gott oder eine Göttin
der Finsternis, die sonst in Ägypten nicht verehrt wurde, die
aber in Somschedds Leben eine bemerkenswerte Rolle spielte.
    Somschedd schob mehrere Früchte zwischen seine dunklen
Zähne. Genüßlich kaute er darauf herum. »Ich bin
stets ein Mensch von Grundsätzen gewesen und habe es nie
geliebt, Dinge hinauszuschieben, die sofort erledigt werden
müssen. Ich will euch ein Geschäft vorschlagen: Ihr seid
mir behilflich, aus diesem Gefängnis herauszukommen – und
ich werde euch nicht bestrafen und euch die Freiheit schenken. Ich
weiß, ich muß euch das Besondere meiner Situation
erklären.
    Ich wußte schon lange, daß meine Feinde mich lebendig
begraben wollten. Ich konnte es darum durchsetzen, daß mein
Körper hier beigesetzt wurde. Hier hatte ich alles so gestaltet,
daß meine Reise durch das Land der Seelen und Toten so
unbeschwerlich ablaufen konnte. Es gelang mir, Freunde
einzuschmuggeln, die mit mir eingemauert wurden. Sie hatten mir ewige
Treue geschworen, wie ich ewige Treue dem Scharlachroten schwor, der
in der Gunst der Mächte der Finsternis steht. Er machte mich zu
einem Jünger von Kenntnissen, die anderen ewig verborgen bleiben
werden. Ich baute meine Zeitmaschine und suchte mit ihr sein Reich
auf, das in einer Parallelwelt existiert. Telepathisch hat er mich
informiert. Er half mir, den Bau des Mumiensargs zu vollenden. In
seinem Land gibt es ein Gegenstück, das niemals ein Mensch
berühren darf. Es wurde geschaffen, die Ereignisse in Raum und
Zeit im Gleichgewicht der beiden Parallelweiten zu halten. Die Puppe
Tamuurs ist der Gegenpol zur Puppe, die du benützt hast und die
für mich unbrauchbar wurde. Es ist, als wäre seit jener
Nacht, als man mich sämtlicher Kräfte beraubte, nur eine
Nacht vergangen. Aber endlos lange ist es her, ehe ich diesen
Augenblick bewerkstelligen konnte, ehe meine Seele aus dem Land der
Toten in den alten Leib wieder einziehen konnte. Die Gefahr, durch
die Macht der alten Dämonen für alle Zeiten von der
sterblichen Hülle getrennt zu werden, war allzu groß. Doch
es gibt Götter, die noch älter sind. Durch deren

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