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Macabros 041: Tschinandoah - wo die Steine leben

Macabros 041: Tschinandoah - wo die Steine leben

Titel: Macabros 041: Tschinandoah - wo die Steine leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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er,
daß die Tigerkatze den runden Mauerrest übersprang und
sich auf den Fremden stürzte.
    Der Unbekannte wiederholte seine Beschwörungen insgesamt
siebenmal.
    Dabei berührte er jedesmal die Nadeln, die er an sieben
verschiedenen Stellen in die Statue geschoben hatte.
    »Warum tust du das?« fragte der Inder mit rauher
Stimme.
    Der andere in dem voluminösen, kuttenartigen Gewand wirbelte
wie von einem Faustschlag getroffen herum.
    Große Augen waren auf Mahay und die Tigerkatze gerichtet,
die bedrohlich ihr Gebiß zeigte, als der Inder die geistigen
Zügel, in die er Chitra vorsichtshalber gelegt hatte,
löste.
    Der in der Kutte sprang empor, wich zwei Schritte zurück und
streckte abwehrend die schlanken, bräunlichen Hände
aus.
    Der Mann hatte einen runden Kopf und runde Augen.
    Er wirkte schmal und verhärmt.
    »Wie kannst du es wagen, die magische Beschwörung zu
unterbrechen?« fing der Überraschte sich erstaunlich
schnell wieder. »Wer bist du und wo kommst du her, daß du
nicht weißt, was hier geschieht?«
    Es verwunderte Mahay nicht, daß er die Sprache des anderen
ebenso verstand wie der die seine.
    Wie Hellmark, so strömte auch durch die Adern des Inders ein
Tropfen Blut der alten Rasse, die einst Xantilon verließ, um
die Art zu erhalten. Durch die Völkervermischung war anfangs die
Erinnerung an Xantilon und den Untergang in Vergessenheit geraten.
Erst jetzt, an der Schwelle des zwanzigsten Jahrhunderts, kam die
Erinnerung jener wieder, in deren Adern sich die Konzentration
bestimmter Substanzen des Xantilon-Blutes verstärkte.
    So lebten viele Menschen der Jetztzeit, ohne zu ahnen, daß
sie Abkömmlinge jener Rasse waren, die von der Insel des
Untergangs floh. Diese Menschen zeichneten sich zum Teil durch
besondere Fähigkeiten aus, die sie selbst an sich entdeckt
hatten, die sie anderen aber aus Furcht, belächelt zu werden,
nicht mitteilten.
    Bestimmte Abkömmlinge aus Xantilon-Bewohnern und Atlantern
lebten unter den Heutigen. Und sie wußten es sogar! Aber sie
schwiegen.
    Andere wiederum standen dicht vor der Entdeckung, und sie
würden vielleicht mal zu denjenigen gehören, die bereit
waren, sich den Mächten entgegenzustellen, die seinerzeit nicht
zum vollen Erfolg kamen.
    Auf die Tatsache seines xantilonträchtigen Blutes führte
Mahay zurück, daß er in einer Parallelwelt Worte einer
Sprache verstand, die er nie zuvor gehört hatte. Schon in
Caal-Mag, der Metropole der Gaafh-Völker, machte er die
Erfahrung, daß es keinerlei Verständigungsschwierigkeiten
hier auf dieser Seite der Welt gab.
    Und merkwürdig: auch die hier lebten, fanden es nicht
seltsam, wenn Fremde auftauchten, von denen niemand wußte,
woher sie stammten. Daraus zog der Inder den Schluß, daß
hier schon in der Vergangenheit des öfteren Besucher aus der
dritten Dimension der Erdenwelt kamen.
    Es mochte aber auch eine Rolle spielen, daß die Völker
und Einzelindividuen, die er bisher kennenlernte, so daran
gewöhnt waren, mit anderen Individuen zusammenzukommen,
daß sie nicht mal genaue Erkundigungen anstellten.
    »Ich habe dir zuerst eine Frage gestellt«, reagierte
Mahay. »Beantworte sie mir – und ich werde dir deine Fragen
beantworten.«
    Sein Gegenüber deutete auf die Statue, die Hellmark
darstellte, neben der die Kerzen brannten.
    »Er ist unser Feind. Deshalb muß ich ihm Leid
zufügen. Da er nicht erreichbar ist, sind überall im
›alten Tal‹ und in der Stadt Statuen aufgestellt, an denen
die Bewohner ihre Wünsche zu seiner Vernichtung loswerden
können. Hier aber, an unseligem Ort, wo er gewirkt hat,
verstärken sich die Kräfte, davon bin ich
überzeugt.«
    Mahay war irritiert, zeigte das aber nicht. Er blieb ruhig und
hielt sein Versprechen, indem er seinen Namen nannte, sagte,
daß seine letzte Station Caal-Mag gewesen sei und er sich nun
auf dem Weg nach Tschinandoah befände. Es lag ihm die Frage auf
der Zunge, ob der Beschwörer eventuell jenen Mann gesehen habe,
dessen Abbild er verdammte, aber er unterließ es. Er zeigte
allerdings ganz offen seine Neugierde.
    »Erklär mir genauer, was es mit der Gestalt auf sich
hat«, bat er.
    Der andere, der Lanok hieß, deutete in westlicher
Richtung.
    »Er hat die Stadt, die ihre Vergangenheit verlor, niemals
gesehen. Er kam hierher, um Tamuurs Geheimnis zu ergründen. Und
das hat Ullnak in Ullnak den Untergang beschert. Wir wissen nicht,
wer er war, und woher er kam. Wir haben vergessen, wann wir geboren
wurden, wohin wir wollen und was der Sinn

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