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Macabros 041: Tschinandoah - wo die Steine leben

Macabros 041: Tschinandoah - wo die Steine leben

Titel: Macabros 041: Tschinandoah - wo die Steine leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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unseres Daseins ist.
Fürst Altor war einst unser Herr – wer uns jetzt regiert,
ist uns ein Rätsel. In der Stadt verschwinden Menschen, weil
›er‹ es so will…«
    »Er?« echote Rani.
    »Er!« deutete Lanok mit haßerfülltem Blick
auf die Statue.
    Das kann nicht sein, schrie es in dem Inder. Björn wurde
verkannt – oder er war durch irgendwelche äußeren
Einflüsse nicht mehr der, der er mal war. Ein völlig
Veränderter mußte hier durch das Tal gekommen sein!
    Unwillkürlich blickte er sich in der Runde um. Diese
merkwürdige, verbrannte Landschaft! Ein trostloser Ort, der vor
gar nicht allzu langer Zeit mal eine blühende Stätte
gewesen sein mußte…
    War die Veränderung durch Björn gekommen?
    Dann hatte in der Tat kein mitfühlender Mensch, der guten
Willens war, diesen Weg beschritten, sondern das personifizierte
Böse.
    Einer, der aussah wie Hellmark?
    Dieser Gedanke drängte sich ihm jetzt zuerst auf.
    Einer, der wollte, daß Hellmark verfolgt und vernichtet
würde?
    Das wäre logisch.
    »Wann war der Fremde hier, dem ihr den Tod
wünscht?« wollte er wissen.
    »Es kann tausend Jahre her sein – oder hundert –
oder zehntausend. Keiner weiß es genau.«
    Rani glaubte, nicht richtig zu hören. Er mußte es mit
einem Verrückten zu tun haben.
    Tausend Jahre? Zehntausend?
    »Wie alt bist du, Lanok?«
    »Wenn der Südstern noch dreimal über Ullnak sein
Licht abstrahlt, trete ich in mein zweiundvierzigstes
Lebensjahr.«
    Nach menschlichem Ermessen hätte Mahay seinen
Gesprächspartner auf etwa fünfzig geschätzt.
    Wie lange ein Ullnak-Jahr währte, dahinter kam er nicht.
    »Wie alt werdet ihr im Durchschnitt, Lanok?«
    »Neunzig!«
    »Dann hast du noch rund fünfzig Jahre vor dir. Es ist
erstaunlich, daß ihr einen Feind verfolgt und schädigen
wollt, der vor tausend oder zehntausend Jahren hier war. Ich verstehe
das nicht ganz. War er ein Magier? Wirkt seine Kraft noch irgendwie
in euer Leben nach?«
    »Auf Schritt und Tritt. Er ist überall und ewig, wenn
wir ihn nicht vernichten. Nur in der Hand derer aus Ullnak liegt es,
das Vergangene zu rächen, denn: Er hat die Zeit verändert.
Er, der vor Jahrtausenden nach dem Geheimnis suchte, hat unsere
Vergangenheit gestohlen und das ganze Land Ullnak in die Zukunft
geschleudert. Du siehst was aus dieser Zukunft, geworden ist. Eine
Zukunft ohne Weiterentwicklung, eine Zukunft, die stagniert, solange
er am Leben ist. Wir müssen ihn suchen und finden – die
Schmerzen, die wir ihm verursachen, werden bald so stark werden,
daß er den Ort der Entstehung aufsuchen wird. Er wird inmitten
seiner Qualen gefangen sein und dann nicht mehr fort
können.«
    Größeren Unsinn hatte Mahay nie zuvor gehört. Doch
er nahm die Dinge nicht auf die leichte Schulter. Wo finstere und
schwarzmagische Mächte ihre Hand im Spiel hatten, da konnte man
nie aufmerksam und vorsichtig genug sein.
    Sorgen bereitete ihm in der Tat das, was hier geschah. Auf seinen
Freund Björn, der niemand Böses wollte, wurde ein
Kesseltreiben eigener Art veranstaltet.
    Was hier über die Bühne ging und worauf er durch einen
Zufall gestoßen war, das erinnerte ihn lebhaft an die Praktiken
des Voodoo-Kults auf Haiti und in Südamerika.
    Nadeln in eine Puppe zu stoßen, die einer ganz bestimmten
Person durch Ähnlichkeit, ein angeheftetes Foto oder durch einen
persönlichen Gegenstand ›scharf‹ gemacht worden war,
gehörte dort zur Praxis.
    Er erfuhr, daß in Ullnak selbst Hunderte solcher Statuen
existierten, daß es sogar einen großen Tempel gab, in dem
regelmäßig Beschwörungen stattfanden, um den Tod oder
die Rückkehr, die in die Vernichtung führen sollte,
herbeizuführen.
    Der Gedanke daran, daß Björn jetzt irgendwo an einem
unbekannten Ort entsetzliche Schmerzen erduldete, daß er
möglicherweise hilflos war und nicht mehr ein noch aus
wußte wegen der Hexenjagd, die hier eine
Verschwörergemeinschaft aus welch unerfindlichen Gründen
auch immer auf ihn veranstaltete, erfüllte den Inder
plötzlich mit Grausen.
    Er machte eine blitzschnelle Kehrtwendung. Dann tat er etwas, was
Lanok zu einem schrillen Schrei veranlaßte.
    »Neeeiin! Tu es nicht!«
    Mahay riß zuerst die älteren, fingerdicken Nadeln
heraus, dann die jüngeren, die Lanok erst vorhin
anläßlich seiner Beschwörung eingestoßen
hatte.
    Danach trat er die beiden Kerzen um, so daß sie erloschen.
Nur noch das Licht der Sterne lag jetzt über ihnen.
    Lanok schluckte. Sein Gesicht war aschgrau.
    »Wie… konntest du…

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