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Macabros 041: Tschinandoah - wo die Steine leben

Macabros 041: Tschinandoah - wo die Steine leben

Titel: Macabros 041: Tschinandoah - wo die Steine leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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anders
gewesen.
    Früher… was für eine Bedeutung hatte dieses Wort,
dieser Begriff für die, die hier lebten.
    Früher – war Erinnerung an eine Zeit, die gestern
gewesen war und doch schon Jahrtausende zurücklag.
    Als der Fremde kam… als Hellmark das Tal passierte, da war
alles anders geworden… die Stadt und die Menschen und die
Bedingungen, unter denen sie lebten…
    Immer wieder diese Dinge hielt Mahay sich vor Augen. Hinter ihnen
steckte das Geheimnis…
    Lanok verließ ihn. Mit seinem dunklen Gewand tauchte er in
der Dunkelheit unter.
    Mahay und Chitra waren allein.
    »So, altes Mädchen«, murmelte der Inder, die
Raubkatze zärtlich kraulend, »jetzt sehen wir uns mal
diesen komischen Tempel genauer an. Alt genug sieht er von
außen ja aus. Könnte sein, daß du drin ein paar
fette Mäuse oder gar Ratten jagen kannst…«
    Hinter dem eisernen Portal begann eine gewölbeähnliche
Vorhalle. Dämonenfratzige Ungetüme dienten als
stützende Säulen. Ihre verdrehten schuppigen und nackten
Leiber wanden sich als stützende Träger halbmondförmig
unter der Decke und starrten aus großen unheimlichen Augen auf
den nächtlichen Eindringling der verlassenen Stätte
herab.
    Die Vorhalle mündete direkt in den eigentlichen Tempel.
    Er war riesig, und selbst die vielen hundert Kerzen, die hier in
einsamer Nacht brannten, reichten nicht aus, um die Schatten aus den
Ecken und Nischen, den Mauervorsprüngen und der hohen, bizarren
Decke zu vertreiben, die ihn an einen überdimensionalen, in
Stein gehauenen Echsenflügel erinnerte.
    Es war ein Tempel ganz anderer Art…
    Der Anblick erschreckte ihn. Die Atmosphäre ließ einen
Schauer über seinen Rücken laufen.
    Reihenweise standen dunkle, grob gezimmerte Bänke herum, die
mit seltsamen Schnitzereien versehen waren.
    In verschnörkelten Haltern, die reihenweise an der kahlen
Wand entlang liefen, steckten armdicke, schwarze Kerzen. Ihr
rußendes Licht leckte an den Wänden entlang, so daß
die groben, scharfkantigen und unverputzten Steine dahinter schon
ganz schwarz geworden waren.
    Und auch die endlos hohen Fenster, die in einem verkanteten Bogen
seltsam schief verliefen, schienen im Lauf der Zeit von den ewig hier
wieder neu angezündeten Kerzen geschwärzt worden zu
sein.
    Der Geruch von Ruß und Fäulnis bildete ein seltsames
Gemisch.
    Trotz der unübersehbaren Zahl der Kerzen herrschte hier
zwischen den dunklen, kahlen Mauern eisige Kälte.
    Und es stank wie in einem Stall…
    Mittelpunkt des Tempels der Verdammnis war eine
überlebensgroße Statue.
    Die markanten Züge, die typische Haltung, die Art, wie er die
Haare trug und das Schwert hielt – jeder Zoll war Björn
Hellmark.
    Wie er das Schwert hielt! Diese Beobachtung machte Rani am meisten
zu schaffen, als er sich langsam, als müsse er einen inneren
Widerstand überwinden, vorwärts bewegte.
    Das konnte keine Nachbildung sein! Hier hatte einer genau
beobachtet – und Hellmark so in einen porösen Stein
gehauen, wie er ihn erlebte.
    Alle Überlegungen und alle Gespräche, die er davor
gehabt hatte, schienen ihm mit einem Mal unsinnig und unpassend zu
sein.
    Steckte doch Björn hinter all diesen Dingen, und wußte
er nun nicht mehr, was er tat? Hatte Molochos, sein Todfeind, eine
Gemeinheit ausgeheckt, der Björn nicht gewachsen war?
    Er bewegte sich wie ein Roboter zwischen den Bankreihen. Der Boden
rund um die riesige Statue, die Hellmarks doppelte
Körpergröße ausmachte, war mit stinkenden, in
Fäulnis übergehenden Kräutern bedeckt. Die Schicht war
so dick, daß er bis zu den Knöcheln darin versank, als er
einen Schritt vorging, um mechanisch damit zu beginnen, die dicken
Nadeln aus dem schwammartigen Gestein herauszuziehen.
    Er warf die Objekte einfach zu Boden. Er wußte nicht, wie
lange er schon stand, den penetranten Gestank nicht mehr bewußt
wahrnehmend und eine Nadel nach der anderen herausziehend. Es waren
deren Hunderte, die den Körper der Statue völlig einnahmen
und ein Stachelkleid um ihn legten.
    Chitra strich unruhig zwischen den Bänken herum, hob witternd
die Nase, und er hörte ihren geräuschvollen Atem, den sie
scharf einzog.
    Die Ohren der prachtvollen Tigerkatze waren leicht angelegt, ein
untrügliches Zeichen dafür, daß das Tier erregt war
und irgend etwas bedrohlich fand. Dafür sprach auch der Schweif,
der ruckartig hin und her schwang.
    Chitra fühlte sich nicht wohl.
    Noch intensiver nahm sie die beunruhigende Atmosphäre wahr,
die hier herrschte.
    Die Dunkelheit war

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