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Macabros 041: Tschinandoah - wo die Steine leben

Macabros 041: Tschinandoah - wo die Steine leben

Titel: Macabros 041: Tschinandoah - wo die Steine leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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wieder sah man in schmalen, dunklen Gassen eine
Gestalt, die an der Hauswand lehnte und versonnen zum Sternenhimmel
blickte, als gäbe es dort etwas zu beobachten.
    Die Häuser in Ullnak waren klein und ärmlich. Sie
erinnerten mit ihrem verschnörkelten Fachwerk an die
Gebäude des Mittelalters jener Welt, aus der Rani kam.
    Hohe, gebogene Laternenmaste trugen ampelartige, mit dunklem Eisen
verschnörkelte Glaskugeln, die ein unregelmäßiges und
schwaches Licht warfen.
    Die Fenster an den Häusern waren klein.
    Durch eine abseits gelegene Gasse schritten zwei Männer, die
sich in voller Ausrüstung befanden.
    Über eng anliegende, bis zu den Knöcheln reichende
Lederhosen trugen sie dunkle Panzerhemden, in denen sich rote
Streifen befanden. Der Kopf war bedeckt mit einem Helm, der spitz
zulief. Die beiden Soldaten waren mit langen Speeren bewaffnet.
    Rani blieb im Schatten eines Hauseingangs stehen und preßte
auch Chitra in den Schatten, um nicht aufzufallen.
    Lanok war stehengeblieben. Mahay ließ ihn nicht aus den
Augen.
    »Wer ist das?« wollte er wissen. »Weshalb
patrouillieren sie?«
    »Es sind Aleanas Soldaten. Wir brauchen sie nicht zu
fürchten. Sie sind Tag und Nacht gegenwärtig. Manchmal
kommen sie in unsere Häuser, und dann werden diejenigen, die man
aufsucht, gebeten, mit ins Fürstenschloß zu
kommen.«
    »Warum?«
    »Es ist unser höchstes Ziel, nach dem Tod des Altor
seiner Tochter in jeder Weise zu dienen. Die Männer werden zu
Soldaten herangezogen, die jungen Mädchen, für die man sich
entschieden hat, werden Aleanas Dienerinnen.«
    Die beiden Bewaffneten verschwanden nach rechts in eine
Seitengasse und damit aus dem Blickfeld der beiden Männer.
    Rani und Lanok überquerten einen freien Platz, auf dem es
einen beleuchteten roten Brunnen gab. Der Platz war mit holprigem
Kopfsteinpflaster versehen.
    Die schmalbrüstigen Häuser, die ihn im Quadrat
umstanden, schmiegten sich eng aneinander, als suchten sie gemeinsam
Schutz vor einer nicht näher erkennbaren Bedrohung.
    In einem Winkel dieses Platzes stand eine Art künstlich
erbauter Grotte. Lange, schwarze Kerzen waren dort entflammt, deren
blakendes Licht die dornigen Zweige und übelriechenden
Kräuter berührte, die rund um die Grotte ausgelegt waren.
In der Mitte der feuchten Grotte stand eine Statue, die dreimal so
groß war wie die kleine private Statue, die Lanok in dem
›alten Tal‹ beschwor. Eine Statue in
Lebensgröße, die Björn Hellmark darstellte!
    Die Nadeln, die in diesem Körper steckten, waren schon nicht
mehr zu zählen. Ganze Bündel waren auf den Kopf und
bestimmte Punkte der inneren Organe fixiert.
    Wenn die Wucht der schwarzmagischen geistigen Angriffe auf
Hellmark nur abgeschwächt beim Empfänger ankam, dann
genügte dies schon, diesen mit einer Flut von Schmerzen zu
überschütten.
    Mahay konnte nicht mehr an sich halten.
    Er stürzte sich auf die Statue, riß die Nadeln heraus
und brach sie ab. Mit beiden Füßen schleuderte er die
Dornen und Kräuter zur Seite.
    Und dann geschah etwas, womit er am wenigsten gerechnet hatte.
    Mit schnellem Blick vergewisserte Lanok sich, daß alles
rundum still und verlassen war und niemand sie bei ihrem
schändlichen Tun beobachten konnte.
    Er war Mahay behilflich, die fingerdicken Nadeln aus den
neuralgischen Punkten der Statue Hellmarks zu ziehen.
     
    *
     
    »Warum tust du das, Lanok?« Rani konnte seine
Verwunderung nicht verbergen.
    »Ich habe über alles nachgedacht. In der Geschichte, wie
ich sie dir erzählte, stimmt in der Tat etwas nicht. Vielleicht
täusche ich mich auch – und begehe den größten
Fehler meines Lebens. Wenn das letztere der Fall ist, dann habe ich
mein Leben verwirkt. In diesem Fall aber, Rani, wirst auch du nicht
mehr lebend die Stadt verlassen. Genaugenommen, in keinem Fall! Wenn
das, was hier geschehen ist, morgen bei Tagesanbruch entdeckt wird,
wird eine Hexenjagd auf den Übeltäter stattfinden.
Darüber mußt du dir im klaren sein.«
    »Darüber bin ich mir im klaren, Lanok. Deshalb werde ich
versuchen, in dieser Nacht soviel Schaden wie möglich von den
Schultern meines Freundes zu nehmen. Du mußt mir alle Stellen
zeigen, wo das Ebenbild aufgestellt ist.«
    »In sieben Ecken der Stadt – und hauptsächlich im
Tempel der Verdammnis…!«
    »Ich will alle Stellen aufsuchen. Und danach, Lanok, werde
ich nicht mal versuchen, aus der Stadt zu fliehen. Es muß eine
Möglichkeit geben, mit denen ins Gespräch zu kommen, die
das falsche Bild über

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