Macabros 041: Tschinandoah - wo die Steine leben
mit irgend etwas erfüllt, was man nicht
beschreiben konnte, etwas, das keinen Namen hatte.
All die bösen Gedanken und Wunsche, welche die Tempelbesucher
aussprachen oder dachten, schienen eingegangen zu sein in das kahle,
poröse Gestein der Mauern und der Statue. Die Luft und alle
Substanzen rundum waren vergiftet vom Odem des Hasses und den
Gedanken an Tod und Auslöschung, an Verzweiflung und Qualen.
Da fauchte Chitra furchtbar auf, wie Rani die Katze nie zuvor
gehört hatte. Die Nackenhaare der Tigerin stellten sich auf, und
ein donnerndes, ohrenbetäubendes Brüllen, fetzte durch die
Stille des gespenstischen Tempels, in dem das unsichtbare Grauen zu
Hause war.
Mahay wirbelte herum.
Sein Blick erfaßte die sich duckende Tigerin.
Im nächsten Moment erkannte der Inder, was Chitra registriert
hatte.
Schatten in der Vorhalle!
Da war jemand!
*
Im nächsten Augenblick schon ging alles drunter und
drüber.
Das waren keine Schatten. Das waren Menschen!
Soldaten in schwarzen, hauteng anliegenden Lederhosen und
gepanzerten Hemden, die beim Laufen kein Geräusch verursachten,
stürzten in den Tempel. Im Nu füllte ein Heer von
Bewaffneten die Zwischenräume und eilte durch die
Bankreihen.
Chitra sprang. Wie ein Pfeil flog der geschmeidige Körper
durch die Luft. Die Raubkatze prallte hart auf einen der Angreifer,
der versucht hatte, seinen Speer auf sie zu schleudern.
Mit wildem Aufschrei stürzte der Mann zu Boden.
Chitras Pranken rissen ihm das Panzerhemd auf, und der Kopf der
Raubkatze schoß blitzschnell nach vorn.
»Chitra!« Mahays Schrei gellte durch die brodelnde
Hölle, die sie umgab.
Der Inder duckte sich, lief auf den ersten Angreifer zu und
riß ihn zu Boden. Es gelang Mahay, einen zweiten und dritten
Feind zu packen und kurzerhand über sich zu werfen.
Der eine landete mitten in einer Gruppe seiner Kameraden, die
unter dem Wurfgeschoß zwischen den groben Holzbanken zu Fall
kamen. Waffen klirrten zu Boden.
Chitras Pranken rissen ihm das Panzerhemd auf, und der Kopf der
Raubkatze schoß blitzschnell nach vorn.
»Chitra!« Mahays Schrei gellte durch die brodelnde
Hölle, die sie umgab.
Der Inder duckte sich, lief auf den ersten Angreifer zu und
riß ihn zu Boden. Es gelang Mahay, einen zweiten und dritten
Feind zu packen und kurzerhand über sich zu werfen.
Der eine landete mitten in einer Gruppe seiner Kameraden, die
unter dem Wurfgeschoß zwischen den groben Holzbänken zu
Fall kamen. Waffen klirrten zu Boden.
Doch der Kampf war entschieden, ehe er richtig begonnen hatte.
Der Eingang, der einzige Fluchtweg, strotzte vor Soldaten. Ein
Hinauskommen war unmöglich.
Das schaffte selbst Chitra nicht.
Mahay war umkreist. Mehrere Speerspitzen tippten an seine Brust
und seinen Rücken.
Die Tigerkatze biß wild um sich. Speere flogen durch die
Luft. Die Eindringlinge versuchten das Tier zu töten.
Mahays Hirn fieberte.
Unter einem massierten Angriff würde Chitra zugrunde
gehen.
Ein Speer wurde in dem Augenblick geworfen, als die Raubkatze mit
wildem Satz in die Höhe sprang. Das Wurfgeschoß zischte
über die linke Flanke hinweg und ritzte sie.
Die Tigerin brüllte auf, fletschte das geifernde Gebiß
und schnappte wild in die Luft, einen weiteren Speer mit ihren
Zähnen erwischend. Der lange Schaft splitterte unter der Wucht
des Bisses.
Rani kam auf einen verzweifelten Gedanken.
Die hierher gekommen waren, wollten ihn nicht töten, sondern
gefangennehmen. Das bedeutete, daß er unter Umständen noch
eine Chance hatte.
Aber Chitra würde keine mehr haben, wenn er jetzt nicht
eingriff. Und so griff er ein. Auf seine ganz spezielle Weise. Er,
den man den Koloß von Bhutan nannte, war jahrelang mit einem
weltbekannten Zirkus gereist und hatte seine Raubtiernummer
vorgeführt. In offener Manege war er mit seinen ungezähmten
Tieren aufgetreten, sie nur durch seinen Willen kontrollierend.
Als er den Zirkus verließ, um ganz für Hellmark und
dessen Interessen da zu sein, behielt er nur einen bengalischen
Tiger: Chitra. Das Tier war immer zutraulicher geworden und verlor
seine Wildheit.
Chitra spürte Mahays Willen, und es gab eine seltsame,
stillschweigende Übereinstimmung zwischen diesem Menschen und
der Raubkatze, die sich auch jetzt wieder bewährte.
Chitra drohte der sichere Tod, wenn er nicht eine entscheidende
Wende herbeiführte.
Rani warf seinen ganzen Willen gegen die wilde, unbezähmte
und in diesen Minuten unberechenbare Verzweiflung Chitras.
Die Tigerkatze war
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