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Macabros 042: Hades, Hort der Vergessenen

Macabros 042: Hades, Hort der Vergessenen

Titel: Macabros 042: Hades, Hort der Vergessenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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der
hier mit Leib und Seele gefangengehalten wurde.
     
    *
     
    Er hatte in der Nacht kaum ein Auge geschlossen.
    Trotzdem war er schon früh auf den Beinen. Er fühlte
sich wie gerädert.
    Francis Surman überbrühte sich einen besonders starken
Tee und mischte den mit Milch.
    Surman wirkte bleich und übernächtigt. Nach dem Tee
fühlte er sich noch aufgedrehter, lief immer wieder zum Fenster
und starrte nach unten auf die sich belebende Straße.
    Der Briefträger konnte frühestens um neun Uhr hier sein.
Das wußte er genau. Aber er brachte es nicht fertig, die beiden
Stunden bis dahin einfach im Bett zu liegen und sich schlafend hin-
und herzuwälzen.
    Die zwei Stunden, bis es neun Uhr war, kamen ihm vor wie eine
Ewigkeit.
    In dieser Zeit rauchte er eine Zigarette nach der anderen, und
sein Kopf war voller Gedanken.
    Er dachte an all die Gespräche und Begegnungen, die er mit
Bill Coogan in der Vergangenheit gehabt hatte.
    Coogan war schon immer ein Sonderling gewesen. Was er so alles an
seltsamen Büchern und Schriften auskramte, füllte ganze
Bibliotheken, aber all diese Dinge mußten harmlos sein im
Vergleich zu dem, was er zuletzt entdeckt hatte.
    Das mußte man sich vorstellen: wochenlang verbarrikadierte
er sich in seiner Wohnung, nahm keine Anrufe entgegen und empfing
keine Besucher. Etwas mußte ihn mit einer Gewalt in seinen Bann
gezogen haben, die sich ein Außenstehender nicht erklären
konnte.
    Endlich war es neun.
    Surman wich nicht mehr vom Fenster.
    Er blickte die Straße entlang. Es vergingen weitere zehn
Minuten, da sah er den Briefträger an der Straßenecke vorn
auftauchen.
    Da war Surman nicht mehr zu halten.
    Er verließ seine Wohnung und stürzte über die
Treppe nach unten. Er mußte sechs Häuserreihen weit
laufen, um auf den Briefträger zu stoßen.
    »Morning, Mister Seal«, grüßte Surman
freundlich, als der Beamte aus dem Haus kam.
    »Morning, Mister Surman. Noch nicht in der
Redaktion?«
    »Ich bin auf dem Weg dorthin. Ich erwarte eine wichtige
Sendung. Die wollte ich erst noch sichten. Haben Sie etwas für
mich?«
    »Ja, wie immer.« Der Postbeamte bog einen Stoß
Briefe und Zeitschriften zurück und fingerte dann einzelne
Umschläge heraus.
    Surmans Augen wurden schmal.
    »Haben Sie kein – Päckchen für mich?«
fragte er verwundert.
    »Päckchen? Nein! Tut mir leid! Da ist nichts
dabei.« Der Mann sah noch mal nach, während Surman schnell
die Umschläge durch die Finger gleiten ließ.
    Rechnungen, Reklamesendungen, eine Karte von Susan, die Urlaub in
Paris machte.
    »Päckchen? Nein, da ist nichts dabei, aber… Moment
mal, hier ist noch etwas für Sie, Mister Surman!«
    Francis Surmans Herz machte einen Sprung.
    Der Postbeamte zog aus einer Seitentasche einen etwas
größeren Umschlag.
    Von einem Päckchen konnte keine Rede sein.
    »Danke!« Surman nahm die Sendung entgegen. Sie trug den
Absender Bill Coogans. Nur ein größerer Brief? Warum hatte
Coogan dann von einem Päckchen gesprochen? War er schon so
verwirrt gewesen, als er sich unerwartet entschloß, doch noch
mal anzurufen?
    »Nun, stimmt etwas nicht?« fragte der
Briefträger.
    Surman zuckte zusammen. Offenbar hatte der Mann sein Mienenspiel
beobachtet.
    »Nein, es ist alles in Ordnung. Ich… habe noch eine
andere Sendung erwartet. Wahrscheinlich kommt die doch erst morgen.
Vielen Dank, Mister Seal!«
    Er nickte und beeilte sich, in seine Wohnung
zurückzukehren.
    Er öffnete sofort den großen braunen Umschlag.
    Darin lagen mehrere uralte, vergilbte Bogen, die an den Seiten
ausgefranst waren. Die vergilbten Seiten stammten offenbar aus einem
Buch. Sie waren Reste eines Buches.
    Bevor Surman sich die Seiten genauer ansah, riß er den
schmalen Umschlag auf, der der Sendung beilag und der mit Coogans
entschlossener Schrift an ihn adressiert war.
    » Lieber Francis,
    wenn Du diese Zeilen erhältst, bin ich möglicherweise
nicht mehr am Leben. Ich habe weder die Absicht, freiwillig von hier
zu scheiden, noch bin ich schwer krank. Dennoch: die
Wahrscheinlichkeit, daß ich den morgigen Tag noch erlebe, ist
mehr als gering.
    Einer soll wissen, was gesehenen ist. Das bist Du. Ich
überlasse es Dir dann, was Du mit dem Material, das ich Dir
hiermit schicke, anfangen wirst.
    Die Seiten, die ich Dir schicke, stammen aus einem Buch, dessen
Name ich nicht kenne. Ich habe sie im Sperrmüll vor einem alten
Haus in der Kingsroad gefunden. Dort wurde die Wohnung eines Mannes
aufgelöst, der bei seinen Nachbarn als Sonderling

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