Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Macabros 042: Hades, Hort der Vergessenen

Macabros 042: Hades, Hort der Vergessenen

Titel: Macabros 042: Hades, Hort der Vergessenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
Vom Netzwerk:
verschrien
war.
    Der Alte hat seit Jahren die Wohnung nicht verlassen. Man sah
ihn immer nur am Fenster wie einen Schemen. Bäcker, Milchmann
und Metzger haben ihm regelmäßig Lebensmittel vor der
Tür abgestellt. Der Alte legte dort das Geld bereit und holte
sich dann die Sachen in die Wohnung. Als sich eines Tages die
Milchflaschen vor der Tür zu stapeln begannen und Mäuse und
Ratten vor dem aufgeweichten Backwerk und dem verwesenden Fleisch
angelockt wurden, da endlich entschloß sich nach sieben Tagen
der Milchmann, die Polizei zu verständigen. Die brach die
Wohnung auf. Man hegte die Befürchtung, dem Alten könne
etwas passiert sein. Das ganze Haus wurde auf den Kopf gestellt. Man
fand ihn nirgends! Die Beamten und auch die Nachbarn, die ich viel
später nach allem möglichen fragte, nachdem ich Wind von
der Sache bekommen hatten, sagten übereinstimmend aus, daß
ein widerlicher Gestank im ganzen Haus gewesen sei. So eine komische
Mischung zwischen Schwefel, Urin und verwesendem Fleisch. Man
durchsuchte jeden Winkel nach dem ehemaligen Bewohner des Hauses. Man
fand im Keller einen Altar, der genauso roch wie die Möbel,
Teppiche und Kleider, die man sicherstellte. Was sich in dem Haus
abgespielt hat, und wo der Alte geblieben ist – das ist bis
heute ein Rätsel. Ich brauch hier wohl nicht allzu
ausführlich zu werden. Die Story ist durch sämtliche
Zeitungen gegangen, und da Du in dem Metier tätig bist, wirst Du
ausreichend Material darüber gehabt haben.
    Der langen Rede kurzer Sinn, Francis: Ich hab’ mir die
Wohnung angesehen, ebenso den Keller. Der Alte hat Mächte der
Finsternis angerufen und angebetet. Er muß das getan haben, was
man unter dem Sammelbegriff ›Schwarze Messen‹
versteht.
    Die Atmosphäre in dem Haus ist völlig vergiftet. Dort
geht es um Francis! Ich habe es erst nach dem ersten Versuch
fertiggebracht, eine Nacht dort zu verweilen.
    Es hat sich gelohnt – wenn man das, was ich erlebt habe,
als lohnend bezeichnen kann. Jetzt, da ich dir diesen Brief schreibe,
weiß ich, daß es nicht gut war, mich mit den Texten zu
befassen und mit dem Leben des Alten.
    Ich schicke Dir die Unterlagen, die mir den Einblick in
schreckliche Dämonenwelten gewährten. Ich weiß etwas,
was sonst niemand in London und auf der ganzen Welt weiß: der
alte Mann ist mit Haut und Haaren in eine jenseitige Welt geholt
worden, weil er anfing zu versuchen, sich von den Fesseln zu
lösen.
    Aber wer mal damit begonnen hat – der kommt nicht mehr
davon los. Es ist wie eine Sucht, die Seele und Körper
zerstört.
    Ich möchte nicht mehr. Und ich möchte doch noch. Das
ist geradezu schizophren, nicht wahr? Dabei kann ich mich gar nicht
mehr lösen, weil ich einen zu tiefen Einblick in die Dinge
gewonnen habe.
    Wonach ein Polizeiaufgebot und Hunderte von Reportern
vergeblich gesucht haben, Francis, ich habe es geschafft. Durch ein
paar wirkungsvolle Worte aus dem ›Meßbuch‹ des Alten.
Halte mich nicht für verrückt, wenn ich Dir sage, daß
ich die Grenzen zwischen dieser Welt und der Hölle
niedergerissen habe, daß ich tausend Höllen gesehen habe
– auch die, in die der Alte gefahren ist. Ich habe ihn dort
besucht. «
     
    *
     
    Surman konnte nicht verhindern, daß seine Hände zu
zittern anfingen.
    Er unterbrach die Lektüre dieses engbeschriebenen Bogens und
atmete tief durch.
    Im weiterführenden Brieftext schrieb Bill Coogan, daß
er sich so tief in die Dinge hineingekniet habe, daß es ihm
jetzt nicht mehr möglich sei, sie noch zu unterlassen. Mit jedem
Besuch in den jenseitigen Reichen sei seine körperliche und
geistige Verfassung schlechter geworden.
    Er schloß wörtlich:
    » Ich bereue alles – und bereue nichts. Ein Leben und
Denken voller Widersprüche. Jetzt, da ich dir diesen Brief
schreibe, will ich die Brücken abbrechen – und gleichzeitig
habe ich den Wunsch, jemand einzuweihen, von dem ich erwarten kann,
daß er mir glaubt und die Dinge eventuell überprüft,
die ich hier erwähnt habe. So wiederspruchsvoll wie mein
Fühlen und Denken geworden ist, so widerspruchsvoll ist der
Text, mit dem jene Buchseiten beginnen, die den Interessierten
einweisen in die Welt des Wahnsinns und Verderbens. Der Text wurde
irgendwann mal in altes Englisch aus einer anderen, mir unbekannten
Sprache übertragen. In Klammern sind immer wieder Schriftsymbole
vermerkt, mit denen ich nichts anfangen konnte, weil ich nicht mal
weiß, wie sie phonetisch klingen…
    Wer andere daran hindert, Einblick in den

Weitere Kostenlose Bücher