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Macabros 042: Hades, Hort der Vergessenen

Macabros 042: Hades, Hort der Vergessenen

Titel: Macabros 042: Hades, Hort der Vergessenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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Anbetracht der Tatsache, daß in England der Alkoholkonsum
im Steigen begriffen war und immer mehr Hausfrauen statt frischer
Lebensmittel Fertiggerichte und Konserven auf den Tisch brachten,
schien sich der Händler bei geringen Investitionskosten eine
hohe Rendite versprochen zu haben.
    Die Miete für die abbruchreifen Häuser war extrem
niedrig, und nur ein Angestellter hielt hinter verschlossener
Tür Wache und sorgte dafür, daß die aufgestapelten
Waren nur an die ausgeliefert wurden, die dazu berechtigt waren.
    Das alte kleine Haus war durch einen Tordurchlaß zu
erreichen. Hier hinten in dem lichtlosen Hof standen Kisten und
Kasten herum, und es schien, als wolle der Konservenhändler den
letzten Zugang zu diesem Gebäude nach und nach vollends
verbauen.
    Nur noch eine schmale Gasse zwischen Kistenstapeln
ermöglichte den Zugang zum Haus.
    Surman stellte seinen Wagen auf der anderen Straßenseite ab
und ging dann in den kühlen und düsteren Hof. Es roch
faulig und muffig.
    Zwischen den Kistenstapeln raschelte es. Mäuse hatten hier
ein ideales Terrain gefunden.
    Francis Surman umrundete das kleine alte Haus einmal. Die
Haustür war versperrt, die Fenster mit gekreuzten Brettern
vernagelt. Die Nägel waren rostig und die Bretter angefault. Ein
Teil der Fenster bestand nur noch aus dem aufgequollenen,
geschwärzten Rahmen. Die Scheiben waren eingeschlagen.
    Es bereitete überhaupt keine Schwierigkeit, in die Fenster zu
greifen und nach den Griffen zu tasten und sie herumzulegen. Ein
leichter Schubs, und in rostigen Scharnieren bewegten sich
quietschend die Fensterflügel.
    Surman umfaßte eines der schmutzigen Bretter. Ein harter
Ruck, und im Nu löste es sich. Er stellte die beiden Bretter an
die Hauswand, stieg auf die schmale Fensterbank und schwang sich dann
nach innen.
    Surman verhielt sich wie ein Dieb. Was er hier tat, war gegen das
Gesetz. Aber er hatte – und das stand im krassen Gegensatz zu
seiner sonstigen Art – überhaupt keine Skrupel.
    Er wollte wissen, was los war, egal unter welchen Umständen,
er wollte wissen, was Coogan derart in Bann zog, daß er
während der letzten Wochen sein Leben von Grund auf
veränderte.
    Wie ein Einbrecher schlich er durch das stille, ausgeräumte
Haus. Überall hingen Spinnweben von der Decke und den Bleirohren
der Wasserleitungen herab.
    Im Innern des Hauses herrschte ein Geruch, der immer stärker
wurde, je näher Surman dem Kelleraufgang kam.
    Der Geruch wurde penetrant. Eine seltsame, auf die Lungen
schlagende Mischung zwischen Verwesung und Schwefel…
    Surman mußte husten.
    Er öffnete die Kellertür. Vor ihm lagen die schmalen
Sandsteinstufen.
    Er leuchtete mit der Taschenlampe aus seinem Handschuhfach in die
Tiefe.
    Stufe für Stufe ging er dann nach unten.
    Kakerlaken und Ameisen liefen auf schnellen Beinen über die
sandigen Treppen und verschwanden in den Ritzen und Spalten des
morschen Gebälks, das die Decke stützte.
    Es gab nur zwei Kellerräume.
    Der eine lag ganz verschachtelt hinter Mauern und Nischen. Darin
befand sich auch der Altar, der in Coogans Brief Verwendung fand.
    Hier unten war die Luft fast unerträglich.
    Surman hatte einen ständigen Hustenreiz und wagte nur flach
zu atmen, so daß sich seine Brust kaum mehr hob und senkte.
    Der Altar war wie mit Teer dick eingepinselt.
    Surman beugte sich weit nach vorn und leuchtete eine Stelle des
klobigen, selbstgemauerten »Altars« aus und tastete sie
ab.
    Die dicken, zum Teil nicht ganz ausgehärteten Krusten
fühlten sich harzig an. Wie geronnenes, nicht ganz
verhärtetes Blut…
    Surman schluckte.
    Hatte der Alte hier irgendwelche Tiere geschlachtet, um das
Karussell der Hölle in Gang zu bringen?
    Obwohl mitten in London gelegen, war dies ein verschwiegener und
abseits gelegener Ort, an dem sich unbeobachtet geheime Dinge
abspielen konnten.
    Surman breitete auf dem dick verschmierten Altar, auf dem weder
Kerzen noch sonstige Kultgegenstände standen, die Seiten aus,
die Coogan ihm zugesandt hatte.
    Die erste Seite enthielt die Anrufung an die »Macht der
Ratten«.
    Wer sich ihrer Hilfe versicherte, konnte darauf bauen – egal
zu welcher Zeit auch immer –, Hilfsgeister aus einem jenseitigen
Reich anzurufen, die dann unmittelbar darauf auftauchten und zu einer
Art »Führer« durch höllische Bereiche wurden.
    Einen Blick in eine Welt werfen, von der viele nicht glaubten,
daß sie überhaupt existierte, einen Blick jenseits der
Kulissen dieser Welt zu tun – dieser Wunsch war so alt

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