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Macabros 042: Hades, Hort der Vergessenen

Macabros 042: Hades, Hort der Vergessenen

Titel: Macabros 042: Hades, Hort der Vergessenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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der hinausführte in die
Wüste und der in einer Düne mündete.
    Hinter der niedrigen Stadtmauer, die nur noch symbolische
Bedeutung hatte, zeigte die Wüste ihr typisches Gesicht: im
bernsteinfarbenen Sand existierte ein Meer von Dünen, die sich
bis zum Horizont erstreckten.
    Niemand – außer den Verschwörern um Lugom –
wußte in Lovon, daß einige Dünen im Verlauf der
letzten Nacht im wahrsten Sinn des Wortes zu Zeitbomben geworden
waren.
    Die fünf gefangenen Sandspinnen waren dort nach dem Abnehmen
der magischen Netze in den Dünen verschwunden, und da sie schon
mit der teuflischen Magie Lugoms in Kontakt gekommen waren, konnten
sie nur aktiv werden, wenn Lugom in dem geheimen Haustempel
symbolisch vor dem Altar der Dämonengöttin die Netze mit
einem einzigen Hieb durchtrennte.
    Lugom stand am Fenster seines dunklen Turmzimmers und hielt das
Fernrohr an die Augen.
    »In den Gärten meines Bruders beginnen die ersten
Lichter zu glimmen. Illustre Gäste spazieren durch die duftenden
Gärten. Die Nacht der Kinder und der Männer hat begonnen.
Ihr solltet euch nicht mehr allzulange hier aufhalten, meine Freunde!
Meine besten Offiziere sollten essen und trinken, was in sie
hineingeht. Ihr habt dazu nur noch eine Helon-Stunde Zeit. Wenn das
Fest sich seinem Höhepunkt nähert, werde ich die Netze
durchtrennen, und die Stunde der Spinnen hat geschlagen. Die Untiere
werden im nächsten Moment in den Palastgärten auftauchen,
und in der allgemeinen Verwirrung werdet ihr Prinz Ghanor
überfallen und niederschlagen.
    Er darf nicht sterben. Es muß alles sehr schnell und
planmäßig über die Bühne gehen. Einzelheiten
kann ich mir ersparen, wir haben den Vorgang mehr als einmal
theoretisch durchexerziert.
    Die Praxis ist nur ein einziges Mal möglich. Mißlingt
unser Plan, ist das unser Todesurteil. Ghanor wird uns nicht richten,
er wird uns verbannen. Die Göttin aber, die wir enttäuscht
haben, wird ihren gewaltigen Zorn über uns ausgießen.
– Die Pferde sind frisch und stehen bereit?«
    Lugom blickte sich in der Runde seiner Leute um.
    Hier war nur der engste Kreis der Vertrauten zusammengekommen. Die
anderen befanden sich bereits im Palastgarten, und Ghanor wußte
nicht, daß ein Teil seiner engsten Mitarbeiter in Wirklichkeit
mit Lugom konferierte und sein Bruder dadurch über alle
Vorgänge im Herrscherpalast unterrichtet war.
    Einer der jüngsten Anwesenden, der wie Lugom Kriegskleider
trug, nur mit dem Unterschied, daß er als Brustsymbol einen
spiralförmigen Kreis mit einem Dreiecksauge besaß, nickte
und stand stramm.
    »Ja, Herr. Sie sind sofort einsetzbar.«
    »Wunderbar. Dann gibt es überhaupt keinen Grund mehr,
weshalb die Reise in die Totenstadt nicht gelingen sollte. Und zwar
auf Anhieb. Ghanor muß sterben – und zwar am Fuß der
Totenpyramide, damit seine Seele eingeht in die Unterwelt und er den
Weg vollzieht, den unsere Feinde in ferner Zeit zu gehen hatten.
Diese Tat – und nur sie allein zählt schließlich als
Höhepunkt und Abschluß unserer nächtlichen Aktion
– wird Rha-Ta-N’my besänftigen und sie vergessen
lassen, was ihr durch unser Volk angetan wurde.
    Und nun geht! Ich komme wie verabredet später nach. Du,
Bonoj, läßt meinen Bruder wissen, daß ich mich
– leider – verspäten werde. Ich habe noch eine
Vorbereitung abzuschließen, mit der ich dem Fest eine besondere
und überraschende Note verleihen möchte…« Er
lachte leise, und dieses Lachen klang gefährlich. »Welche
Überraschung das allerdings ist, wirst du ihm aus
wohlweißlichen Gründen natürlich nicht
mitteilen.«
    Er blickte sich triumphierend in der Runde um, und seine Lippen
wurden zu einem harten, blutleeren Strich in seinem jungen, frischen
Gesicht.
    Er beobachtete, wie seine sieben versammelten Vertrauten über
die Kriegskleidung ihre Festgewänder warfen. Es handelte sich
dabei um farbenschillernde Gewänder, die bis zu den
Knöcheln reichten. Jedes dieser Gewänder war an den
enganliegenden Manschetten kunstvoll gesteppt und bestickt und am
Halsausschnitt mit glitzernden Perlen und Pailletten besetzt. Manche
Gewänder waren einfarbig, andere wiederum changierten von einer
in die andere Farbe, manche waren dunkel, andere hell. Kein Festkleid
glich dem anderen.
    »Ich werde in einem roten Gewand erscheinen«, ließ
Lugom sie wissen, »rot wie das Blut Ghanors, das in dieser Nacht
in der Todespyramide fließen wird.«
     
    *
     
    Lugom begleitete seine Helfershelfer bis an die Tür

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