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Macabros 042: Hades, Hort der Vergessenen

Macabros 042: Hades, Hort der Vergessenen

Titel: Macabros 042: Hades, Hort der Vergessenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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knapp an die Schultern reichte, so gut zugedeckt,
wie es möglich war.
    Hinter ihr auf einer schmalen Ablage brannte eine stark tropfende
Kerze und beleuchtete trübe und unruhig die kleine Zelle.
    Danielle de Barteaulieé schlief nicht. Sie konnte kein Auge
schließen, und als Lugom von außen den starken Riegel
zurückzog und den Sicherungsflügel umlegte, da richtete sie
sich sofort auf.
    »Haben Sie sich es endlich überlegt?« fuhr sie ihn
mit harter Stimme an, noch ehe er richtig eingetreten war. »Sind
Sie dahintergekommen, daß es nicht nötig ist, mich hier
festzuhalten?« Sie warf die Decke zurück. Sie trug noch
immer das weich fließende Kleid, unter dem ihre Formen voll zur
Geltung kamen. »Bringen Sie mich jetzt zurück zu meinem
Gefährten, der mich schon sehr vermissen wird!«
    »Er kann Sie nicht mehr vermissen. Er ist tot.«
    »Das ist nicht wahr!« Danielle de Barteaulieés
Stimme klang wie ein Hauch.
    »Auf Grund des Gesprächs, das ich ganz zu Anfang mit
Ihnen hatte, forderte ich einen meiner Vertrauten auf, noch mal an
jene Stelle zurückzureiten, wo wir Sie fanden. Der Mann war
verschwunden. Möglicherweise wurde er von unvorstellbaren
Sandmassen begraben, die bei einem der Zentralstürme
regelmäßig in Bewegung gesetzt werden. Und selbst wenn er
nur bewußtlos war – wie Sie meinten – und nachher zu
Fuß seinen Weg fortsetzte, ist er auf alle Fälle ein Opfer
der Wüste geworden. Wir haben jedenfalls nirgends eine Spur von
ihm gefunden.«
    Er sah, wie sich die Augen der jungen Frau mit Tränen
füllten, wie sie wie unter einer schweren Last langsam den Kopf
senkte.
    Ungerührt fuhr er fort: »Es kommt mir jetzt in dieser
Minute auch gar nicht darauf an, diese Dinge zu erörtern. Sie
sind unwichtig. – Was wissen Sie von Ghanor?«
    »Wer oder was ist Ghanor?« fragte sie mit belegter
Stimme.
    »Sie kennen ihn wirklich nicht?«
    »Nein.«
    »Hmm. Entweder Sie sind eine hervorragende Schauspielerin,
oder Sie haben wirklich keine Ahnung. Entweder hat Kason mit seinem
Verdacht recht, und ich bin ein Trottel – oder wir irren beide.
Nun, das werde ich sehr schnell herausfinden. Kommen Sie bitte her zu
mir.«
    »Was wollen Sie von mir?«
    »Sie werden es gleich sehen.« Er trat zur Seite, so
daß sie an ihm vorbeigehen konnte. Er deutete auf die der Zelle
gegenüberliegende Tür. Die besaß kein Schloß
und keinen Riegel. Er brauchte sie nur anzustoßen, und sie
schwang lautlos nach innen.
    Nach scharfen, unappetitlichen Gewürzen riechende Luft schlug
ihr entgegen.
    Wie Lugom es anordnete, ging Danielle de Barteaulieé ihm
einen halben Schritt voraus.
    Der Raum hinter der weit auf gestoßenen Tür erinnerte
an eine feuchte, warme Höhle. Unwillkürlich hielt Danielle
die Luft an, so streng roch sie. Aber dann mußte sie doch
atmen, es blieb ihr nichts anderes übrig.
    »Sie gefallen mir«, vernahm sie seine Stimme hinter
sich. »Ich möchte Sie gern bei mir behalten.«
    »Ich würde nicht bleiben…«
    »Nun, das würden wir sehen. Eine schöne Frau sagt
manches, was sie nachher nicht halten kann. – Ich hatte erst ein
Beispiel genannt, meine Schöne. Sie sollten mich nicht
ständig unterbrechen. Ich könnte mich aber auch ebenso
konsequent von Ihnen trennen. Ganz abrupt. Das käme nur auf die
Umstände an, die wir jetzt klären werden. Wenn Ghanor
nichts von Ihrer Existenz weiß – und Sie nichts von den
Ghanors, dann werfen Sie sich der Königin meines Herzens zu
Füßen und wiederholen Sie das dreimal!«
    Er gab ihr einen unerwarteten Stoß in den Rücken, und
Danielle stolperte in das übelriechende Halbdunkel. Nur mit
Mühe konnte sie einen Ausrutscher auf dem glitschigen Boden
verhindern.
    Ihre Augen gewöhnten sich an die Dunkelheit, aus der es vor
ihr seltsam geisterhaft zu leuchten begann.
    Sie sah zunächst einen Klotz auf dem Boden vor sich. Dahinter
begann eine Art sehr schmaler Altar – und darüber wiederum
spannten sich die Schwingen eines bizarren, riesigen schwarzen Vogels
mit enormer Flügelspannweite und einem furchtbaren, mit
dolchartigen Zähnen besetzten breiten Schnabel, der weit und
gierig aufgerissen und groß genug war, einen ausgewachsenen
Menschen in sich aufzunehmen.
    Mit wildem Aufschrei prallte Danielle de Barteaulieé
zurück. Ohne es zu wollen, schrie sie den Namen, der wie mit
einem Gluteisen in ihre Seele gebrannt war:
    »Rha-Ta-N’my!«
     
    *
     
    Sie stürzte. Eine plötzliche Schwäche überfiel
sie.
    Mit einem blitzschnellen Satz nach vorn war Lugom

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