Macabros 043: Die Horror-Tempel von Skyx
steinernen Vorsprung
auf, kam damit genau vor die Füße des blonden Mannes zu
liegen, der kurzerhand über sie hinwegsprang.
In verkrümmter Haltung blieb der Körper der Fürstin
liegen. Ihre Hand zuckte ins Gesicht, sie atmete schnell und
flach.
Der Blonde sprang auf die Ysgar-Schlange zu, die sich im gleichen
Moment von der Seite her der Hilflosen näherte.
Der Blonde zückte einen Dolch.
Das alles sah Mahay. Und er dachte: Einen Dolch hat er nie
gehabt… er sah anders aus… er ist’s auf eine Weise
– und er ist’s doch nicht…
Er kam sich vor wie in einem Traum, in dem er verzweifelt etwas
zurechtzurücken versuchte, etwas ändern wollte, was aber
nicht ging.
Und dann ging es doch plötzlich.
Es spielte sich vor seinen Augen ab.
Die Gestalt des blonden Kämpfers veränderte sich. Sie
wurde geschmeidiger und wirkte menschlicher. Die scharfen Linien, die
das Gesicht prägten, wurden weicher und zeigten die ganze
markante Persönlichkeit dieses Mannes ohne
Überzeichnung.
Anstelle des Lendenschurzes trug der Bewaffnete nun eine
weiße, gut sitzende Hose, ein geöffnetes, nicht mehr ganz
sauberes und an mehreren Stellen eingerissenes Hemd. Statt des
Dolches in der Rechten – wuchs dem Kämpfer ein silbern
blinkendes Schwert, das einen kostbaren, mit geschliffenen Steinen
besetzten Griff aufwies.
Das Schwert des Toten Gottes!
Ja, das war es. Und nur einer konnte es führen: Björn.
Und der Mann, der es führte, war Hellmark – wie er leibte
und lebte!
Es schien, als hätten die analysierenden Gedanken an den
Freund dessen Aussehen korrigiert.
Mahay überlief es heiß und kalt.
Chhloms Gedankenwelt! Der parapsychisch begabte Wurzelkopf, der
alles und jeden kontrollierte und dem das Skyx-Volk selbst
göttliche Macht zuschrieb, hatte Einblick gewonnen in seine
Überlegungen und Vorstellungen.
Chhlom konnte Gedanken lesen und sie schließlich in Bilder
umfunktionieren!
Der Gedanke daran, was hier wirklich vorging, erfüllte den
Inder mit Grauen und einem enormen Willen, den schrecklichen
Angriffen zu widerstehen.
Er sah die zurückliegenden Ereignisse nun in einem anderen
Licht und hatte mit einem Mal die Lösung parat.
Sie war so einfach – wenn man sie kannte!
Chhlom war nicht mehr so, wie er mal gewesen war.
Er, der den Frieden und das Glück dieser paradiesischen Insel
zu beschützen hatte – war krank und reagierte falsch.
Er schickte Schreckensbilder!
Die bizarre Felslandschaft, durch die er nach seiner Ankunft auf
dieser Insel noch geeilt war, um Carminia und Björn zu finden,
hatte es nie gegeben.
Chhlom hatte sein Hirn strapaziert, um ihm Informationen, die er
über den fremden Eindringling benötigte, zu entnehmen.
So wußte er Bescheid über die schrecklichen Welten, die
Mahays Augen schon geschaut hatten, so erfuhr er von den Freunden, an
die er dachte.
Chhlom zapfte davor heimlich sein. Hirn an – und es gelang
ihm nicht, Hellmarks Ebenbild so zu schaffen, wie Mahay es kannte. Es
war zu einer Fehlinformation oder Fehlsteuerung seitens Chhloms
gekommen.
Das Hirn war krank.
Chhlom, der Verehrungswürdige, schuf die Situationen, von
denen er erwarten konnte, daß sie Verwirrung und Schrecken
hervorriefen.
Dann war auch das, was jetzt geschah, nur eine Farce? Dann
existierte nichts von dem, was er erlebt – sondern all diese
Bilder, all die Ereignisse entsprangen diesem von Pflanzensäften
genährten Hirn.
»Richtig! Ja!« Chhloms Stimme ertönte und hallte
dröhnend durch die Halle. »Du hast es erkannt!«
Chhlom triumphierte. »Weiter – was denkst du noch? Es
ist interessant, deinen Gedankengängen zu
lauschen…«
Mahay dachte nur eines: wegzukommen aus dieser geistigen Fessel,
die ihn umschlang.
Er mußte an seine erste Begegnung mit einer Ysgar-Schlange
denken. Mit bloßem Willen war es ihm gelungen, die Bestie
abzulenken und ihre Gefährlichkeit abzublocken. Aber nun im
Nachhinein begriff er, daß nicht sein Wille entscheidend
gewesen war, sondern der Chhloms!
Nicht ein Hirn aus Fleisch und Blut steuerte den Leib dieser
Schlange, sondern parapsychologische Kräfte, die die Grenzen der
Vernunft gesprengt hatten.
Nur weil Chhlom zuvor wollte, daß Mahay meinte, als Sieger
hervorgegangen zu sein, war es ihm gelungen, die Ysgar zu
besiegen.
Dort, wo die tote Ysgar zurückgeblieben war – würde
nun wohl nichts mehr zu finden sein. Er hatte in Wirklichkeit gegen
ein Phantom gekämpft, wie er es auch jetzt wieder tat.
Ein Phantom war die Ysgar, gegen die er im
Weitere Kostenlose Bücher