Macabros 043: Die Horror-Tempel von Skyx
auf geheimnisvolle
Weise verbunden war, die Tatsache, daß er Dinge vorausahnen und
sein Volk rechtzeitig darauf aufmerksam machen konnte, das alles
sprach für eine solche Vermutung.
Nach Einbruch der Dunkelheit mußte Chhloms Fähigkeit
größer sein als beim Licht der Sonne. Das paßte zu
den Aktivitäten in Ullnak, wo Tamuurs große Stunde
geschlagen hatte.
Chhlom war damit in der Tat ein wichtiger Gegenpol des Magiers. Er
konnte Stimmungen und Gefühle aus Ullnak erkennen und dadurch
selbst Abwehrmaßnahmen treffen.
Chhlom war magisch begabt.
Wie sich das jedoch im einzelnen äußerte, davon konnte
Mahay sich kein Bild machen.
Der Wurzelkopf teilte Aleana einige recht interessante
Einzelheiten mit, verlor sich aber dann in einer derart bildhaften
Sprache, daß der Inder Schwierigkeiten hatte zu folgen.
Aleana erhielt Verhaltensmaßregeln. Zu bestimmten Zeiten
sollte sie bestimmte Kräuter pflücken und einen Sud daraus
kochen. Der Gegenzauber Chhloms, der bisher die Skyx-Insel vor dem
Zugriff des Scharlachroten bewahrte, sollte sich durch Aleana auf der
anderen Seite des Ozeans ebenfalls nach und nach ausbreiten.
Auf der einen Seite war Rani Mahay überrascht, welches Wissen
und welche Kenntnisse Chhlom besaß und wie er sie geschickt
einzusetzen verstand – auf der anderen Seite jedoch zeigte sich
allerdings eine bemerkenswerte Schwäche in der parapsychischen
Abwehr, die offenbar vor gar nicht allzu langer Zeit bedeutend
größer gewesen sein mußte.
Warum entsann Chhlom sich nicht dessen – oder was hielt ihn
davon ab, seine Fähigkeiten auch dann einzusetzen, um die
Ysgar-Schlangen, die es in der Vergangenheit nachweislich nie
schafften, den ufernahen Bezirk zu erreichen,
zurückzuweisen.
Es gab etwas, das Chhlom nicht erkannte – oder nicht erkennen
wollte. Und merkwürdig war, daß weder L’Thar noch
Aleana näher auf diesen ganz deutlich sichtbaren Widerspruch
auch nur mit einem einzigen Wort eingingen!
Aber Rani tat es, und zwar in dem Moment, als er vor Chhlom trat,
um seine Probleme vorzutragen.
Die seltsamen Bilder, die er wahrgenommen hatte, als er auf Skyx
aufwachte, die Ereignisse um Björn und Carminia hatten sich ihm
eingebrannt wie ein Mal.
Der Inder starrte auf das Adergeflecht des aus Wurzeln bestehenden
Hirns, das mehr als zwei Drittel der Gesamtfläche des
Schädels von Chhlom einnahm.
»Es gibt einige Dinge, die ich nicht verstehe«, murmelte
er. Er schilderte die Ereignisse, und er wußte gleichzeitig,
daß es Unsinn war, so genau zu sein.
Wenn Chhloms Geist alles und jeden hier kannte, mußte er
auch wissen, was um ihn, Mahay, vorgegangen war.
»Ja, ich weiß es«, vernahm er Chhloms Stimme, noch
ehe er diese Gedanken in Worte gekleidet hatte. »Es ist anders
– als ich wollte es ist manchmal so
merkwürdig…«
Die Worte klangen schwerfällig, als müsse er mühsam
jede einzelne Silbe erst suchen, um sie schließlich
auszusprechen.
Das dunkle Glühen in den Augen des Wurzelkopfs
verstärkte sich.
Von Chhlom her strahlte plötzlich eine Unruhe und
Unsicherheit auf Mahay über, die der Inder beinahe
körperlich fühlte.
»Was ist los mit dir, Verehrungswürdiger?« vernahm
Rani die Stimme L’Thars aus dem Hintergrund.
Merkte endlich auch der Häuptling der Skyx, daß hier
etwas nicht stimmte?
»Er stellt so seltsame Fragen… Wer gibt ihm das Recht
dazu?« Chhloms Stimme klang verändert, beinahe kalt und
abweisend.
»Ich selbst verleihe mir das Recht, Chhlom«, murmelte
der Inder. »Weil ich ein freier Mann bin…«
Das mußte provozieren. Und genau das beabsichtigte
Mahay.
Wenn Chhlom Güte verkörperte und das Beste für alle
wollte, die hier lebten, dann würde er auch Verständnis
für die Reaktionen eines Fremden aufbringen, der auf seine
eigene Art um Hilfe und Auskunft bat.
Es war schließlich Mahays Schicksal, daß er hierher
verschlagen wurde.
»Du denkst – ein freier Mann zu sein. Ich werde dir
beweisen, daß du es nicht bist!«
Was bedeuteten diese harten, kalten Worte?
Rani hielt den Atem an.
Die Luft in der unterirdischen Tempelhalle wurde seltsam fahl
– und kalt.
Der Strom der Lebenssäfte in dem Wurzelgesicht beschleunigte
sich.
In der fahlen Dämmerung, die sie alle einhüllte, spielte
sich eine gespenstische Verwandlung ab.
Fauchend und zischend wallte Nebel auf. Und in dem diffusen Nebel,
der wie schwerer, zäher Rauch über den Boden kroch,
entzündeten sich Feuer, die breit und hoch aufglühten. Der
rote Widerschein der Flammen
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