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Macabros 045: Das Geheimnis der grauen Riesen

Macabros 045: Das Geheimnis der grauen Riesen

Titel: Macabros 045: Das Geheimnis der grauen Riesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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zu beweisen, daß er mit der besten
Absicht hier war und brauchte man in ihm keinen Feind zu sehen.
    »Ich komme als Freund«, sagte er mit leiser, ruhiger
Stimme. »Ich suche das Gespräch mit euch.« Er
beobachtete die Reaktion seiner Worte ganz genau.
    Vier, fünf, sechs graue Riesen bildeten sofort eine lebende,
dichte Wand, die ihn davon abhielt, daß er sich den Eiern
nähern konnte, die hier gelagert wurden und bei denen das
Ausschlüpfen der Frucht offenbar jeden Augenblick erwartet
wurde.
    Die dunklen Gesichter mit den fünf Löchern, welche die
Reste der verkümmerten Sinnesorgane darstellten, wandten sich
ihm zu. Hellmark spürte beinahe körperlich die Unruhe und
die Erregung, die von den fremden Wesenheiten ausstrahlte.
    Auf den weichen Schädeln sproß – verrottetem Tang
ähnlich – ein Gespinst, das über das Gesicht und die
Schultern fiel und gut die Hälfte des Oberkörpers
verdeckte. Die lebende Mauer kam auf Hellmark zu. Der wich keinen
Schritt zurück, stand mit bloßen Händen da und griff
nicht mal zum Schwert in seinem Gürtel, um eindeutig seine
friedliche Absicht zu unterstreichen.
    Die schweren, säulenförmigen Beine kamen lautlos auf,
die massigen Körper der grauen Kolosse schwankten ein wenig bei
jedem Schritt, den sie auf ihn zutaten.
    Hellmarks Herz schlug rasend schnell, und sein Gesicht wirkte wie
aus Stein gemeißelt. Wie klein und schwach war er gegen diese
grauen Giganten! Sie waren viermal, fünfmal so groß, und
sie schienen das Gewicht eines Elefanten mit sich
herumzuschleppen.
    Sie konnten ihn niederstampfen. Gegen diese gewaltigen
Körperkräfte vermochte er nichts auszurichten.
    Es zuckte ihm in den Fingern.
    Waren sie Freunde, Feinde? Waren sie abhängig von
Molochos’ Willen, dessen gefährlicher Geist durch das
Blutsiegel hier auf eine besondere Verbreitung gefunden hatte?
    Er wußte es ebensowenig wie Henry Herold, der geglaubt
hatte, sie zu kennen.
    Hellmarks Rechte näherte sich dem Schwert des Toten
Gottes.
    Er hatte damit schon gegen Ungetüme, Monstren und
Dämonen auf anderen Welten gekämpft und gesiegt. Das
Schwert bekämpfte das Böse. Es würde wirkungslos sein,
wo Wesen aus Fleisch und Blut nur ihre Rechte verteidigten und ihre
Pflicht erfüllten.
    Dann konnte er zwar einen Gegner zurückschlagen, ihn aber
niemals töten.
    Er riß das Schwert nicht aus dem Gürtel! Er wagte das
große Spiel des Risikos.
    Er dachte an Henry Herolds Worte, die ihm eindeutig bewiesen,
daß die Grauen alle Möglichkeiten gehabt hätten, den
Eindringling sofort zu töten. Aber das eben hatten sie nicht
getan.
    Noch ein einziger Schritt trennte ihn von der lebenden Wand der
Grauen.
    Die massigen Körper bildeten ein undurchdringliches
Hindernis, und die Grauen standen so dicht nebeneinander, daß
es aussah, als wären sie nahtlos miteinander verwachsen. Ihre
Beine bewegten sich in gleichem Rhythmus, als würde ein Gehirn
die Bewegungen steuern.
    Die riesenhaften Körper waren nun so dicht vor ihm, daß
er sie nicht mehr überblicken konnte, ohne den Kopf weit in den
Nacken zurückzubeugen.
    Die leicht auseinander stehenden, kolossalen Säulenbeine
bildeten regelrechte Torbögen, durch die er das sah, was im
Hintergrund vor sich ging.
    Die anderen grauen Riesen kümmerten sich nicht um das, was
sich hier im vorderen Höhlenbereich abspielte.
    Sie waren mit der Eipflege beschäftigt. Immer mehr Eier
wurden offenbar aus anderen Hallen oder aus tiefer gelegenen Kammern
in die Kavernen mit dem glatten Boden herbeigeschafft. Der Nachschub
vollzog sich in einer gewissen Eile, als käme es darauf an, die
Dinge so schnell wie möglich zum Abschluß zu bringen.
    Die fein säuberlich nebeneinander liegenden, orangefarbenen
Eier bildeten eigene kleine Berge im Innern der geräumigen
Höhlenwelt. In ihnen knisterte und raschelte es. Eierschalen
platzten weg, und etwas Graues, Unförmiges bewegte sich hinter
einer blassen, halbdurchsichtigen Schutzhaut, die dann auch
Stück für Stück aufriß.
    Nachwuchs regte sich in den Eiern. Kleine graue Riesen
bemühten sich, die schützenden Schalen von innen
wegzudrücken, die entstehenden Löcher zu verbreitern, um
den feucht schimmernden grauen Körper, der eine recht
große Ähnlichkeit mit einer überdimensionalen Raupe
hatte, an die Außenwelt zu bringen.
    Das alles ging nicht sonderlich schnell. In Bewegungen traten
Pausen ein, als ob der an die Außenwelt strebende Körper
zwischendurch Ruhe haben mußte, um wieder neue Kräfte

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