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Macabros 051: Skelettus, Fürst der Knochenburg

Macabros 051: Skelettus, Fürst der Knochenburg

Titel: Macabros 051: Skelettus, Fürst der Knochenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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sie für ihn im
wahrsten Sinn des Wortes nicht greifbar war.
    Eine tote, verlassene Welt?
    Er mußte an Aleanas Worte denken, die von den harmlosen
Spukerscheinungen gesprochen hatte, welche man seit eh und je hier in
dieser Wildnis registrierte. Aber wenn jemand ihnen auf den Grund
gehen wollte, verschwand er. Demnach war das, was man als harmlos
bezeichnete, keineswegs so…
    Vor sich sah er einen weiten, runden Platz, auf dem sich das Licht
der Sonne spiegelte. Die Fläche dort schien aus geschliffenem
Gebein zu bestehen.
    Das Ganze sah aus wie eine Fata Morgana aus einer anderen Welt,
wie ein Spiegelbild, das durch das Licht der Sonne, die nicht ganz so
hell erstrahlte wie auf der Erde, hierher getragen wurde.
    Das Reich Skelettus, des Knochenfürsten!
    Und dann sah er Skelettus! Auf einem Knochenpferd ritt er durch
die flimmernde Morgenluft, als käme er direkt aus dem Himmel
über ihm. Skelettus trug einen weiten, wehenden Umhang, und der
Fürst wurde flankiert von zwei Fahnenträgern, die
Knochenmänner waren wie er und in voller Montur auf ihren
knöchernen Pferden saßen. Die Pferde waren geschmückt
mit kostbarem, goldgeschmiedetem Zaumzeug, Sätteln mit
Filigraneinlegearbeiten und fransigen Decken, die die knöchernen
Rücken der Tiere zum größten Teil verbargen.
    Die beiden Reiter trugen an schwarz schimmernden Stangen
dunkelviolette Fahnen, die im Wind flatterten. Auf den Fahnen waren
verschnörkelte Schlangen zu sehen, die keine Köpfe hatten
und ein eigenartiges Zeichen darstellten.
    Hinter dem Dreiergespann kamen noch mehr Knöcherne, zum Teil
auf Pferden, zum Teil aber auch zu Fuß.
    Sie lösten sich von der Mauer und kamen aus den Häusern
durch die weit offenstehenden Tore der umgrenzenden Knochenmauer.
    Sie strebten alle dem freien, ovalen Platz zu. Rani Mahay blickte
sich gehetzt um und hechtete hinter das abgenagte Skelett des
Riesensauriers. Es kam ihm einfach so vor, als stehe er völlig
frei und ungedeckt mitten in der Landschaft oder die Ankömmlinge
würden ihn sehen.
    Seine Reaktion entsprang einfach einem Deckungsbedürfnis, das
er hatte. Er sah das Saurierskelett, und die Knochenplatten und
verdickten Enden der Röhrenknochen waren so gewaltig, daß
ein ausgewachsener Mann bequem dahinter Schutz suchen konnte.
    Er fühlte die Knochen noch immer nicht, und doch kam es ihm
so vor, als säße er unmittelbar hinter dem Skelett in der
Hocke und könne von hier aus alles vortrefflich beobachten, ohne
selbst gesehen zu werden. Ob das auch wirklich so war, würde die
nahe Zukunft bald beweisen.
    An der Reaktion der Skelettreiter und ihres Fürsten war dies
bald abzulesen.
    Bis jetzt aber ließen sie nicht erkennen, daß sie ihn
bemerkt hätten.
    Sie näherten sich dem Oval der unter freiem Himmel liegenden
Arena.
    Männer und Frauen, die durch die Kleidung einwandfrei zu
unterscheiden waren, liefen in das Oval.
    Sphärenhafte, hohle Töne, die sich anhörten, als ob
man ausgehöhlte Knochen aneinanderschlüge, schwangen durch
die Luft und erreichten Mahays Gehör.
    Der Tanz der Skelette!
    Wenn ein Lebender Zeuge des Tanzes wurde, dann konnte er etwas in
Erfahrung bringen, was wichtig war für Ullnak und Antolanien,
für Aleana und für ihn.
    Es kam nur darauf an, den Tanz auch lebend zu überstehen. Und
eben darauf wollte er allerhöchste Aufmerksamkeit wenden.
    Im Moment drohte ihm keine unmittelbare Gefahr. Die Welt der
Knochenmenschen, die durch einen geheimnisvollen Bann so geworden
waren, lag vor ihm, und das Saurierskelett schien ihm in der Tat
Schutz zu bieten. Mauern, Häuser und die Knochen dieser Skelette
waren eben für die aus dieser Welt eine undurchsichtige
Materie.
    Er befand sich in relativer Sicherheit, und da die
Knochengestalten ganz fasziniert waren von dem Tanz, den sie
hingebungsvoll tanzten oder als Zuschauer daran teilnahmen, war auch
kaum anzunehmen, daß sie hier hinter dem Saurierskelett
nachsahen. Es bestand überhaupt kein Grund dazu.
    Aber er kannte die Gesetze dieser Welt und die der
Knochengestalten zu wenig, um hier so sicher sein zu können, wie
er es nach diesen Überlegungen war.
    Er war entdeckt!
    Aber das wußte er noch nicht, da er selbst den Tanzenden
aufmerksam zuschaute und sich ganz auf das konzentrierte, was sich da
vor ihm abspielte.
    Hinter ihm tauchte ein Reiter auf. Der weiche Sandboden schluckte
die Geräusche.
    Der Skelettreiter erspähte den zwischen den Knochenplatten
hockenden Fremdling, hielt sein Pferd an und schwang sich aus dem
Sattel.

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