Macabros 062: Shimba-Loo schickt den Rachedämon
interessierenden Psychologen Nachfragen
erfolgten.
Nach der eingehenden Untersuchung hatte Whitter zusammen mit
seiner Verlobten das Krankenhaus verlassen. Man hatte ihm jedoch
eingeschärft, seine Tätigkeit noch nicht aufzunehmen und
sich mindestens ein bis zwei Tage Ruhe zu gönnen.
Mit wogenden Hüften, den Kopf erhoben, näherte Lorette
Mallory sich der Haustür. Die junge, gutaussehende Frau
betätigte den Klingelknopf und harrte der Dinge, die da kommen
sollten.
Hinter der Holztür erklangen Augenblicke später feste,
sichere Schritte. Dann wurde die Tür geöffnet.
Eine Frau in mittleren Jahren, dunkles, leicht ergrautes Haar, das
straff nach hinten gebunden war, stand auf der Schwelle und blickte
die Besucherin an.
»Ja, bitte? Sie wünschen?«
»Mein Name ist Lorette Mallory. Ich bin Reporterein beim
Weekend-Magazine. Ich interessiere mich sehr für ein
Gespräch mit Mr. Whitter, der – wie man mir sagte –
sich hier im Haus aufhält. Das ist doch so, nicht
wahr?«
Die Frau, die geöffnet hatte, nickte kaum merklich mit dem
Kopf. »Ja – das ist so. Und nun wollen Sie Mr. Whitter gern
sprechen?«
»Wenn es möglich ist. Ich möchte nur kurz einige
Fragen stellen. Es wird nicht lange dauern. Ich werde ihn nicht
sonderlich aufhalten. – Mr. Whitter ist doch im Augenblick hier
im Haus, nicht wahr?«
»Ja«, lautete die einsilbige Erwiderung. Die Frau schien
einen Moment zu überlegen, ob es richtig war, auf die Frage
Lorette Mallorys so zu antworten. Dann meinte sie: »Mr. Whitter
wollte eigentlich nicht gestört werden. Die Ereignisse in der
letzten Nacht haben ihn etwas mitgenommen.«
»Das kann ich verstehen. Ich habe Ihnen ja auch versprochen:
mein Gespräch wird nur ganz kurz sein. Darauf können Sie
sich verlassen.«
Die Inhaberin der Wohnung trat einen Schritt zur Seite.
»Bitte, kommen Sie herein.«
Lorette Mallory folgte der Einladung nur zu gem. Sie hatte es auch
nicht anders erwartet. Wenn es Schwierigkeiten gegeben hätte,
hätte sie ein wenig nachgeholfen… sie hatte da ihre eigene
Methode.
Die schöne, blonde »Reporterin« betrat die Wohnung
durch den schummrigen, handtuchschmalen Korridor. Auf ihn
mündeten mehrere verglaste Türen. Rechts lagen die
Küche, die Toilette, das Bad – links das Schlafzimmer, vom
am Ende des Ganges war der Eingang zum Wohnzimmer.
Der Wohnraum war einfach, aber geschmackvoll eingerichtet. Von
diesem Zimmer aus führte eine steile Wendeltreppe in einen Raum,
der genau darüber lag.
Die Wohnungsinhaberin deutete auf einen schweren Sessel und sagte:
»Bitte warten Sie hier einen Moment, Miss Mallory. Mr. Whitter
befindet sich oben. Ich werde ihm Ihren Besuch anzeigen.«
Lorette Mallory nickte und nahm Platz. Sie blickte der Frau nach,
wie sie die Treppe emporeilte und im Raum oben verschwand. Sie blieb
weniger als eine Minute weg. Dann tauchte sie wieder auf.
In diesem Augenblick ging ein Klingelgeräusch durchs Haus.
Jemand war im Laden. Neben dem Eingang zur Wohnung befand sich die
Tür zu einer chemischen Reinigung.
»Bitte entschuldigen Sie mich, Miss Mallory. Ich muß
ins Geschäft. Gehen Sie bitte die Treppe nach oben. Mr. Whitter
erwartet Sie.«
Die Frau verließ das Wohnzimmer und lief eilig durch den
Korridor, an dessen entgegengesetztem Ende eine schmale Tür
direkt in das Geschäft führte.
Lorette Mallory stieg die Treppe nach oben.
Es waren keine guten Gedanken, die sie hegte. Lorette Mallory war
mit dem Lauf der Dinge nicht zufrieden. Unerwartet erhielt ihr
Auftrag auf dieser Seite der Welt eine Ausdehnung, mit der niemand
zuvor gerechnet hatte. Es war etwas eingetreten, was Shimba-Loo hatte
verhindern wollen. Frank Morell, zu dem sie Kontakt aufnehmen
mußte und auch aufgenommen hatte, mußte daran gehindert
werden, Steven Whitter und Beverley Summer kennenzulernen.
Dies war nur möglich, indem die Leute, die plötzlich
für ihn wichtig geworden waren – am Sprechen gehindert
wurden.
Lorette Mallory wollte die Angelegenheit schnell bereinigen.
Der Raum über dem Wohnzimmer war nur wenig kleiner, wirkte
aber bedrückend durch die abgeschrägten Wände und die
vielen Möbelstücke, die hier auf engstem Raum
zusammengepfercht waren. Das Zimmer stellte eine Mischung dar
zwischen Aufenthalts- und Arbeitsraum.
In einer Nische, unterhalb des winzigen Fensters, stand eine
Liege, von der ein Mann sich erhob, als sie eintrat.
Steven Whitter trug das Haar streng gescheitelt und wirkte noch
blaß. Man sah ihm an, daß er in der Nacht
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